x
x
x
Clubbetreiber Tim Becker
  • Clubbetreiber Tim Becker schildert die chaotische erste 2G-Plus-Nacht auf dem Kiez.
  • Foto: Marius Roeer

„Unfassbarer Frust“: Die chaotische 2G-Plus-Nacht auf dem Kiez

Vor dem Tanzen steht der Test, so hat der Hamburger Senat es bestimmt. Seit 0 Uhr in der Nacht zu Samstag gilt 2G Plus: Es dürfen nur noch noch geimpfte und genesene Kiezgänger mit aktuellem Negativtest zum Feiern in die Clubs (oder wie es im Verwaltungsdeutsch heißt: zu „Tanzlustbarkeiten“). Das Problem: Coronatests sind in Hamburg derzeit Mangelware. Clubbetreiber sind genervt, auch von der kurzfristigen Bekanntgabe der neuen Regeln.

Mit Kreuzen aus Klebeband haben die Betreiber ihre 2G-Schilder an den Clubtüren auf den neuesten Stand gebracht: 2G Plus. Ohne Test zum Impfzertifikat kommt man am Türsteher nicht vorbei. Gegen 22.30 Uhr, wenn der Kiez normalerweise langsam warmläuft fürs Wochenende, bildete sich die Schlange vor dem Testzentrum am Nobistor bis hinunter zum Beatlesplatz.

2G Plus auf dem Hamburger Kiez – aber kaum Tests da

12 Euro kostet das begehrte Papier, ohne das niemand mehr auf eine Tanzfläche kommt. Es gibt auch kostenlose Bürgertests am Spielbudenplatz, da liegen die nächsten freien Termine allerdings in der kommenden Woche. Also stellten sich um 3 Uhr immer noch Leute an für das Testzertifikat zum Preis eines Longdrinks.

Mit einem handgemalten Kreuz wird aus 2G das neue 2Gplus Marius Roeer
Schild 2Gplus
Mit zwei Klebestreifen wird aus 2G das neue 2Gplus.

Der „Silbersack“ machte um Mitternacht zu, um der Verwirrung zu entgehen; einige „Tanzkneipen“ stellten Tische auf die Tanzflächen, um nicht unter die 2G-Plus-Pflicht zu fallen. „Wir brauchen mehr Testcenter und mehr Bürgertests“, fordert Tim Becker, Geschäftsführer des Irish Pubs „Thomas Read“ am Nobistor. Der Mangel an Tests sei ein „künstliches Nadelöhr“, das viele Gäste fernhalte.

Das sagen Clubbetreiber zu 2G Plus auf St. Pauli

Im Gespräch mit der MOPO schildert Becker das Chaos, das die kurzfristig erlassenen Regeln für ihn und seine Kollegen angerichtet hätten: „Erst um 18.10 Uhr am Freitagabend wurde die Verordnung veröffentlicht. Da diese für niemanden verständlich war, haben wir die Polizei gefragt. Die Polizei informiert uns, dass jetzt überall Masken zu tragen sind, auch bei 2G Plus.“ Die Folge: „Unfassbarer Frust bei allen Gastronomen. Personal wurde abgesagt, Bereiche geschlossen, Gäste informiert. Die Nacht war gelaufen.“

Um 20.30 Uhr hieß es plötzlich: „Kommando zurück.“ Die Polizei hatte sich geirrt, die Maskenpflicht gilt tatsächlich nur bei 2G. Wo 2G Plus Pflicht ist, also überall, wo getanzt wird, darf die Maske in der Tasche verschwinden. Tim Becker: „Das war leider für einige zu spät, sie hatten dem Personal schon abgesagt.“

Das könnte Sie auch interessieren:Jetzt werden in Hamburg auch noch die Tests knapp

Laut den Kontrolleuren vom Gesundheitsamt soll es außerdem erlaubt sein, dass Gäste unter den Augen der Mitarbeiter mitgebrachte Selbsttests durchführen. Diese Tests gelten dann aber nur für den jeweiligen Club. Tim Becker: „Auch das war den meisten Gastronomen unbekannt.“ Via WhatsApp-Gruppen verbreitete sich die Auskunft der Kontrolleure unter den Wirten. Aber: Auch Selbsttests, die sich noch vor kurzem für wenige Euro in jeder Drogerie stapelten, sind derzeit so gut wie ausverkauft.

Was die zusätzliche Test-Hürde für den Kiez bedeutet? „Es war extrem ruhig auf St. Pauli“, sagt Tim Becker. Besonders die jungen Gäste zwischen 18 und 21 Jahren bleiben weg, so seine Beobachtung seit rund zwei Wochen, ebenso die Altersgruppe ab 35. Und die Mittelalten stehen Schlange.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp