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Ottensen Visualisierung
  • Wohnen am Rande von Ottensen: So soll es einmal aussehen – zwei Gebäude sind auch für Baugemeinschaften reserviert.
  • Foto: Freiland Hamburg GmbH

Hamburger Immobilienexperte: „Teilweise werden Mondpreise aufgerufen“

Es ist eines der größten Wohnungsbauprojekte im Hamburger Westen: An der Friedensallee in Ottensen sind die Arbeiten für die „Kolbenhöfe“ vor wenigen Wochen gestartet. Rund 300 Wohnungen entstehen – zu je einem Drittel Miet-, Sozial- und Eigentumswohnungen – und schon jetzt steht fest: Die Eigentumswohnungen sind mit bis zu 10.000 Euro pro Quadratmeter selbst für Hamburger Verhältnisse teuer. Insgesamt die Preise für Eigentumswohnungen in Hamburg binnen eines Jahres erneut um 15 Prozent gestiegen.

Laut dem Immobilienmarktbericht Hamburg 2021 kostete im vergangenen Jahr eine Neubauwohnung in mittlerer Lage mit Fahrstuhl und Einbauküche im Schnitt 6400 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Die Wohnungen in den „Kolbenhöfen“ an der Friedensallee gehören zur „mittleren Lage“, sind aber deutlich teurer.

Die Firma Grossmann&Berger vermakelt im ersten Bauabschnitt 27 Eigentums-Appartements in drei Häusern. Die Größen: zwischen 55 (zwei Zimmer) und 99 Quadratmetern (vier Zimmer). Die Preise liegen zwischen 528.000 Euro für 56 Quadratmeter im 1. Stock und 970.000 Euro für 99 Quadratmeter im 3. Stock. Ein Tiefgaragenstellplatz kostet 39.000 Euro.

Hamburg: Eigentumswohnungen immer teurer

Der höchste Quadratmeterpreis von mehr als 10.500 Euro wird für zwei kleine Wohnungen (je 56 Quadratmeter) im 5. Stock aufgerufen. Trotz der hohen Preise lagen für zahlreiche Wohnungen bereits Reservierungen vor, bevor auch nur ein Stein auf den anderen gesetzt wurde.

So ging es vor einem Jahr los: Baubeginn in den Kolbenhöfen. Die ersten Eigentumswohnungen sind schon reserviert Patrick Sun
Baustelle mit Kränen
Baubeginn in den Kolbenhöfen: Hier entstehen bald Hunderte neue Wohnungen im Drittelmix.

Frank Lösche, Spezialist für Baufinanzierung beim Finanzdienstleister Dr. Klein in Hamburg, wundert das nicht: „Es wird immer hektischer am Markt.“ Oft komme es vor, dass ein Kunde seine Unterlagen einreicht, das Unternehmen sich daran macht, eine Finanzierung zu finden – und am nächsten Tag muss der Kunde mitteilen, dass die Wohnung schon nicht mehr zu haben ist, weil ein anderer Käufer das Geld parat hatte und schneller zuschlagen konnte.

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Lösche: „Generell beobachte ich in Hamburg, dass die Schere bei den Finanzierungen größer wird. Entweder wird sehr viel oder kaum eigenes Kapital eingebracht. Ein Mittelweg, wie 20 Prozent Eigenkapital plus Nebenkosten, ist selten geworden.“ Interessenten, die viel Eigenkapital auf der hohen Kante haben, sind häufig Erben: „In Hamburg ist viel Vermögen auf dem Markt“, so Lösche: „Immobilienkäufer haben oft hunderttausende Euro aus vorweggenommenen Erbschaften zur Verfügung.“

Frank Lösche ist Berater beim Baufinanzierungsvermittler Dr. Klein in Hamburg. (c) dpa
Porträt Frank Lösche
Frank Lösche ist Berater beim Baufinanzierungsvermittler Dr. Klein in Hamburg.

Immobilien in Hamburg: Ohne Erbschaft kaum zu bezahlen

Die hohen Immobilienpreise lassen auch die Nebenkosten explodieren: Wer sich eine Wohnung für 600.000 Euro kauft, muss mit 70.000 Euro Nebenkosten rechnen – da ist das mühsam angesparte Eigenkapital oft schon futsch, wenn Makler, Steuer und Notar bezahlt sind. Ohne Erbschaft ist der Kauf dann selbst für Gutverdiener kaum zu wuppen.

Und die Preisschraube dreht sich weiter, so der Finanzdienstleister Dr. Klein: Um fast 15 Prozent haben sich Eigentumswohnungen in Hamburg im zweiten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr verteuert – ein neuer Rekord. Bei Eigenheimen fällt die Teuerung etwas geringer, aber ebenfalls zweistellig aus: plus 10,9 Prozent.

Hamburger Immobilienexperte: „Teilweise werden Mondpreise aufgerufen“

Teuer, teurer, unbezahlbar? „Teilweise werden wirklich Mondpreise aufgerufen, die eine Finanzierung schwierig machen. Die Banken winken ab, wenn sie keinen nachhaltigen Wert mehr für die Immobilie sehen. Dann ist viel Eigenkapital gefragt“, so Frank Lösche.

Im zweiten Quartal zahlten Hamburger Käufer bis zu 13.258 Euro pro Quadratmeter für ein Eigenheim und sogar den Quadratmeter-Spitzenpreis von 16.600 Euro eine Luxus-Eigentumswohnung. Berechnet man alle Kaufpreise, Neu- und Altbauten mit ein, liegt der Durchschnittspreis für Eigentumswohnungen in Hamburg derzeit bei 5.129 Euro pro Quadratmeter und bei 3.458 Euro für Ein- und Zweifamilienhäuser. Der „Trendindikator Immobilienpreise“ des Finanzierungsdienstleisters Dr. Klein basiert auf der Grundlage tatsächlich gezahlter Kaufpreise. 

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