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Katrin Mehrer (50) vor dem „Hexenhaus“ im Kellinghusenpark
  • Sie bringt Kindern die Natur nahe: Katrin Mehrer (50) vor dem „Hexenhaus“ des BUND im Kellinghusenpark
  • Foto: Patrick Sun

Fast wie bei Hänsel und Gretel: das Hexenhaus im Kellinghusenpark

Ein spitzes Giebelkreuz mit Pferdeköpfen – viel mehr ist nicht zu sehen von der dunklen Reetdachkate, die im Eppendorfer Kellinghusenpark über eine dichte Hecke ragt. Viele Kinder gruseln sich, wenn sie an dem verwunschenen Haus vorüber gehen. Die Anwohner nennen es „Hexenhaus“. Und tatsächlich geht es drinnen genau um das, was Figuren wie Schrumpeldei oder Rumpumpel so angedichtet wurde: die Kräfte der Natur.

Wenn Katrin Mehrer über den Zaun vor der vermoosten Reetdachkate guckt, dann wird sie oft gefragt: „Bist du die Hexe?“ Die 50-Jährige lacht dann. Und lädt die Kinder ein, sie doch mal zu besuchen. Angst brauchen die Kleinen allerdings nicht zu haben: Hinter den Mauern gibt es weder Käfig noch Backofen. Nur einen ziemlich grünen Garten. Und Baumstämme zum Sitzen.

Hexenhäuschen in Eppendorf war früher ein Schafstall

Jeden Tag nehmen zahlreiche Kindergruppen auf den Holzklötzen Platz. Und lauschen, was Katrin Mehrer und ihre Kolleginnen ihnen über den Zauber der Natur erzählen. „Wir bieten den Kindern hier ein Naturerleben mitten in der Stadt“, sagt Mehrer. Und zwar schon seit genau 25 Jahren.

So lange ist der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) schon Pächter des in den 30er Jahren gebauten „Hexenhäuschens“, das ursprünglich mal ein Schafstall war, später ein Schach-Café und schließlich lange Zeit von den Parkgärtnern als Geräteschuppen genutzt wurde.

Bei einem Brand 2014 wurde die Kate im Kellinghusenpark völlig zerstört

2014 geriet das Haus in die Schlagzeilen, als es bis auf die Grundmauern abbrannte – so wie bereits zwei Mal zuvor: 1937 und 1987. Alle drei Male wurde die schöne Fachwerkkate wieder aufgebaut. Zuletzt weckte sie oft die Begehrlichkeiten wohlhabender Spaziergänger. Schon mehrfach wurde Katrin Mehrer gefragt, ob das Haus zum Verkauf stünde. Keine Chance: Der Bezirk hält schützend seine Hand über den Hauptsitz der BUNDjugend Hamburg.

Paradies mitten in der Stadt: das „Hexenhaus“ im Kellinghusenpark Patrick Sun
Das Hexenhaus im Kellinghusenpark
Paradies mitten in der Stadt: das „Hexenhaus“ im Kellinghusenpark

„Es ist doch toll, dass ein Jugendverband so ein schönes Domizil haben kann“, sagt Katrin Mehrer. Hier, zwischen Sumpfzypresse, Tulpenbaum und chinesischem Glockenbaum – alles Überbleibsel der Anlagen eines ehemals herrschaftlichen Landsitzes aus dem 19. Jahrhundert – lernen Kita-Kinder und Grundschüler, aber auch Jugendliche, täglich etwas über Regenwürmer, Käfer, Hase und Igel.

„Wer die Natur im Herzen trägt, will sie auch schützen“

Die Kinder gehen im Eppendorfer Park auf Kleintier-Safari, beobachten die Bienen oder schöpfen Papier. „Wenn man sich schon als Kind empathisch in Tier- und Pflanzenrollen hineinversetzt, ist das stark prägend“, weiß Katrin Mehrer, die seit 21 Jahren die umweltpädagogische Leitung inne hat. „Wer die Natur im Herzen trägt, der will sie auch schützen.“

Der BUND verfolgt auf diese Weise das Ziel, Kinder schon frühzeitig zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur und Umwelt zu erziehen. „Der Klimawandel ist ein großes Thema bei den Kindern“, erzählt Katrin Mehrer. „Sie kommen mit dem Wunsch zu uns, etwas für die Tiere und Pflanzen zu tun.“

Die Türen des „Hexenhäuschens“ stehen allen offen, nicht nur BUND-Mitgliedern. Am Wochenende gibt es Familien-Touren. In der unterrichtsfreien Zeit ein Ferienprogramm. „Wir zeigen den Kindern, wie grün Hamburg ist und dass man nicht unbedingt wegfahren muss, um es schön zu haben“, sagt Mehrer.

Schade nur, dass die Kinder im bürgerlichen Eppendorf ausgerechnet diejenigen sind, die eine Ferienbetreuung und grüne Botschaften wohl am wenigsten nötig haben. Bei der letzten Bürgerschaftswahl waren die Grünen hier stärkste Kraft.

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