Minutenlang lieferten sich die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und ZDF-Talker Markus Lanz einen heftigen Schlagabtausch.
  • Minutenlang lieferten sich die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und ZDF-Talker Markus Lanz einen heftigen Schlagabtausch.
  • Foto: Screenshot ZDF

ZDF-Talk eskaliert: Giftiger Streit zwischen Lanz und Strack-Zimmermann

In politischen Talkshows geht es öfter hoch her – unvergessen, wie sich Gerhard Schröder (SPD) einst live im TV um die Kanzlerschaft geredet hat oder Wolfgang Bosbach (CDU) bei „Maischberger“ einfach aufgestanden und gegangen ist. Am Donnerstagabend gerieten ZDF-Talker Markus Lanz und Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) in einen heftigen Streit: Auslöser war Lanz‘ Podcast-Kollege Richard David Precht.

Thema der Sendung war erneut der Krieg im Nahen Osten nach den Angriffen der Hamas gegen Israel. Zu Gast bei Markus Lanz waren Gili Roman, Bruder einer von der Hamas entführten Geisel, der frühere Diplomat Andreas Reinicke, die ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf, der Militärhistoriker Sönke Neitzel – und Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Verteidigungsexpertin aus den Reihen der FDP.

Zoff im ZDF: Strack-Zimmermann und Markus Lanz mit Schlagabtausch

Zu Beginn sprach Lanz erst mit Katrin Eigendorf, die aus Tel Aviv zugeschaltet war, und mit Andreas Reinicke. Danach wollte der 54-Jährige Strack-Zimmermann in die Sendung einbinden. Die FDP-Politikerin sprach zuerst über „großen Hass gegen Israel“, den sie kurz zuvor bei einem politischen Besuch in Tunesien erlebt habe.

Wenig später verlagerte die 65-Jährige die Diskussion über Antisemitismus nach Deutschland – und zog Markus Lanz mitten hinein. „Eigentlich müssten wir für zwei Minuten den Platz tauschen“, sagte sie und kam auf den Podcast des ZDF-Talkers mit Richard David Precht zu sprechen. Denn der Philosoph habe in dem gemeinsamen Format „antisemitische Plattitüden rausgehauen“.

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Precht hatte behauptet, dass die Religion orthodoxen Juden und Jüdinnen verbieten würde zu arbeiten, abgesehen vom „Diamantenhandel und ein paar Finanzgeschäften“. Das ZDF entfernte die Aussage im Nachgang aus dem Podcast, als der öffentliche Druck immer größer geworden war.

„Wenn auf der einen Seite der Mob auf der Straße tobt, auf der anderen Seite aber die bürgerliche Mitte und die Intellektuellen in diesem Land anfangen, mit diesen Stereotypen zu arbeiten, was knallharter Antisemitismus ist – den ich Ihnen persönlich nicht unterstelle – und nicht mal mehr das Gespür dafür haben, was geht und was nicht geht, dann sollten wir alle nicht nur schauen, was auf der Straße ist, sondern auch in den Salons dieser Gesellschaft“, mahnte Strack-Zimmermann.

Lanz verteidigt Precht nach Antisemitismus-Aussagen: „Hat sich entschuldigt“

Lanz wollte die scharfe Kritik an seinem Kompagnon nicht unkommentiert lassen: „Er hat das so nicht gesagt und er hat sich dafür ausführlich entschuldigt.“ Und: „Ich finde es schwierig, von meiner Person und der Richard David Prechts eine direkte Linie zu dem, was auf deutschen Straßen passiert, zu ziehen. Es gibt wenige Leute im deutschen Fernsehen, die in den letzten 15 Jahren so viele Gespräche mit Holocaust-Überlebenden in einer Sendung geführt haben, wie ich hier.“

Das nahm die FDP-Politikerin zum Anlass, um die vorschnelle Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Angebote zum Raketenangriff auf ein Krankenhaus im Gaza-Streifen zu kritisieren. „Sie müssen bitte mit richtigen Fakten operieren“, konterte Lanz – auch Strack-Zimmermann habe sich schon einmal für eine zu schnell getätigte Aussage über eine angeblich von Russland auf Polen abgefeuerte Rakete korrigieren müssen.

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Doch die Zurechtweisung durch Markus Lanz wies die 65-Jährige kalt ab: „Herr Lanz, Sie werden es heute Abend nicht schaffen, vom Thema Antisemitismus in Deutschland abzulenken.“ Zuvor hatte sie noch betont, sie habe „weniger Sorge, dass uns eine Rakete um die Ohren fliegt, als dass uns die Gesellschaft um die Ohren fliegt, weil man nicht mehr in der Lage ist, Dinge zu prüfen.“ Und: „Dieser Hass Israel gegenüber, sei es der Staat Israel oder das Volk Israels, gegen Juden und ihrer Religion, explodiert gerade, und was hier gerade passiert, finde ich höchst besorgniserregend.“

Neun Minuten lang dauerte der Zoff zwischen Markus Lanz und Marie-Agnes Strack-Zimmermann an. Dann hatte Sönke Neitzel keine Lust mehr, sich das giftige Gezanke weiter anzuhören – und bat darum, dass „alle in der Diskussion ein bisschen abrüsten“.

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