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Eine Collage aus Jan Böhmermann und Fynn Kliemann
  • Was bleibt übrig von Böhmermanns (links) Anschuldigungen? Das Verfahren gegen Fynn Kliemann wurde jetzt gegen eine Geldauflage eingestellt.
  • Foto: picture alliance/dpa | Vennenbernd/Dittrich

Maskenaffäre: Ermittlungen gegen Fynn Kliemann eingestellt – gegen Geldauflage

Nach einem TV-Beitrag des Satirikers Jan Böhmermann hatte die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen Influencer Fynn Kliemann eingeleitet. Der Vorwurf: Unlauterer Wettbewerb. Er habe zu Corona-Hochzeiten Masken verkauft, die er als ökologisch und in Europa produziert vorstellte. In Wahrheit kamen diese aber aus Asien. Nun ist das Verfahren eingestellt worden – das gegen Kliemanns Ex-Geschäftspartner Tom Illbruck aber nicht.

Die Staatsanwaltschaft Stade hat das Ermittlungsverfahren gegen Kliemann gegen Zahlung einer Geldbuße vorläufig eingestellt. Beide Seiten hätten sich darauf geeinigt, dass Kliemann 20.000 Euro an gemeinnützige Organisationen zahle, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Donnerstag. Sobald das Geld eingegangen sei, sei das Verfahren eingestellt.

Rechtsexperte: Einstellung gegen Geldauflage nur möglich, wenn hinreichend verdächtig

Nach Einschätzung des Strafverteidigers und MOPO-Rechtsexperten Prof. Dr. Lasse Dinter ist eine Einstellung gegen Geldauflage nur möglich, wenn Kliemann einer Straftat hinreichend verdächtig sei. Dinter weiter: „Die Staatsanwaltschaft sah hier eine Verurteilung wegen verbotener Werbung nach Paragraph 16 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) für überwiegend wahrscheinlich an.“ Betrug wäre allerdings nur schwierig zu beweisen gewesen, sagt Dinter, weil die Käufer immerhin eine Maske erhalten haben und deshalb nicht geschädigt waren.

Die Geldauflage soll unredliche Vermögensvorteile abschöpfen, so Dinter. Er ist überzeugt: „Die Geldauflage in Höhe von 20.000 Euro zeigt, dass die Staatsanwaltschaft in Kliemanns Verhalten nicht nur unerhebliches Unrecht erkannt hat.“ Kurzum: Kliemann hat mutmaßlich Tausende belogen, nur niemanden nachweisbar geschädigt. Was bleibt ist eine knackige Geldbuße, nach deren Zahlung er weiterhin als unbestraft gilt.

Fynn Kliemann stammt aus der niedersächsischen Kleinstadt Zeven. Er ist vor allem durch Heimwerker-Videos bekannt geworden, unter anderem hatte er das ehemalige Hausboot von Gunter Gabriel mit Musiker Olli Schulz in einer Dokumentation wieder auf Vordermann gebracht. Sein YouTube-Format „Kliemannsland“ guckten Hunderttausende.

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Die Staatsanwaltschaft hatte nach einem TV-Beitrag des Satirikers Jan Böhmermann gegen den Musiker und Geschäftsmann Kliemann ermittelt. Bei dem Verfahren sei es neben einem Betrugsverdacht vor allem um den Verdacht des Verstoßes gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb gegangen, sagte Breas. Die Redaktion von ZDF Magazin Royale schrieb im Mai 2022 auf einer eigens dafür angelegten Webseite: „Die Recherche zeigt, dass Kliemann und Illbruck im Jahr 2020 mindestens 2,3 Millionen Masken in Bangladesch und Vietnam in Auftrag gegeben haben. In der Öffentlichkeit sprechen beide bis heute nur von Masken aus Europa.“ In Auftrag gegeben sei die Masken-Produktion in Asien von der Firma Global Tactics, deren Geschäftsführer Tom Illbruck ist.

Fynn Kliemann: Habe nicht alles richtig gemacht

„Ich bin sehr froh über die Entscheidung“, teilte Kliemann der „Welt“ nach der vorläufigen Einstellung seines Verfahrens in einem schriftlichen Statement mit. Dass die Betrugsvorwürfe „falsch“ seien, sei für ihn persönlich sehr wichtig. Unabhängig davon habe er „nicht alles richtig gemacht“. „Ich habe mir alles schön geredet, den Fokus verloren und falsche Entscheidungen getroffen.“ Kliemanns Presseanwalt Christian Schertz bedauerte eine mediale „Vorverurteilung und Stigmatisierung“.

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Die Ermittlungen gegen den Ex-Geschäftspartner von Kliemann, Tom Illbruck, laufen dagegen weiter. Das Ergebnis sei offen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Illbruck sagte der dpa, die Staatsanwaltschaft habe ihm ebenfalls angeboten, das Verfahren gegen eine Geldstrafe einzustellen. Das lehne er aber weiterhin ab. „Ich möchte vollumfänglich geklärt haben, dass die Vorwürfe rechtlich nicht haltbar sind.“ (usch/dpa)

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