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Carsten Brosda und Philipp Welte
  • Kultursenator Carsten Brosda (SPD, l.) und Burda-Manager Philipp Welte
  • Foto: MOPO/hfr

Was der Burda-Manager zum Gruner-Kahlschlag sagt

Für die einst so stolze Medienstadt Hamburg war die Nachricht ein Schock: Kahlschlag bei Gruner + Jahr! Bis zu 700 Stellen sollen wegfallen, 23 Magazine von den Kiosken verschwinden. Ausgerechnet hier, am Baumwall, wo sich stets die Topjournalisten des Landes die Klinke in die Hand gaben, wo auch die renommierte Henri-Nannen-Journalistenschule ihren Sitz hat, heißt es für viele schon bald: Ende. Die schwelende Krise im Journalismus ist damit endgültig zu einem sichtbaren Problem geworden. 

Und auch andere Medienmarken wie die MOPO kämpfen jeden Tag aufs Neue, um sich in Zeiten von Inflation, steigenden Papierpreisen und wirtschaftlicher Unsicherheit zu behaupten. Dabei sind verlässliche Informationen aus Profihand gerade in unsicheren Zeiten so wichtig für die Demokratie.

Der Medienstandort Hamburg droht durch die Zerschlagung am Baumwall noch tiefer in die Krise zu rutschen. Nur der Anfang einer tiefgreifenden Veränderung? Was müssen Verlage, Medienhäuser und Journalisten tun, um die neuen Herausforderungen einer veränderten Mediennutzung als Chance und nicht als Risiko zu sehen? Und welche Rolle kann und darf Politik in diesem Zusammenhang einnehmen?

„Meinungsfreiheit ist akut gefährdet“

Darüber diskutierte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) mit hochrangigen Vertretern der Medienszene – der Allgemeine Hamburger Presseclub hatte dazu in den Oberhafen geladen. 

In die Einstiegsrunde leitete Moderator Klaus Ebert noch launig über („Wir beginnen mit dem Schönsten in der Runde“), der so eingeführte Burda-Vorstand Philipp Welte ging dann direkt in die Vollen: Die Lage bei Gruner + Jahr sei ein „Alarmsignal“, durch die fortschreitende Medienkrise sei „die Meinungsfreiheit akut gefährdet“.

Brosda wies auf ein Paradoxon hin: „Journalismus kann so viel wie noch nie, erreicht so viele Menschen wie noch nie und ist gleichzeitig so gefährdet wie noch nie.“ Er appellierte an Verleger, ihre Verantwortung wahrzunehmen und nicht nur auf die Rendite zu schauen: „Eine Demokratie ohne funktionsfähige Medien ist nicht denkbar.“

„Ein Drittel der Jungen konsumiert nie Nachrichten“

Meinolf Ellers, Geschäftsführer der dpa-Tochter „UseTheNews“, die die Medienkompetenz junger Menschen stärken soll, warnte: „Ein Drittel der 14- bis 20-Jährigen konsumiert keinerlei Nachrichten und sagt: Das hat mit meinem Leben nichts zu tun.“ Diese Menschen dürfe man nicht aus den Augen verlieren, brauche neue Erzählformate und -Techniken. Erfolgreiche Häuser würden eine „Community“ formen, hätten auch eine „Lagerfeuer“-Funktion.

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Verlagshäuser kämpfen neben den aktuellen Kostensteigerungen vor allem mit weiter dramatisch wegbrechenden Werbeumsätzen.

Wann die ausgewählten Gruner + Jahr-Titel zum letzten Mal erscheinen ist derweil noch unklar. Betroffen sind unter anderem „Geo Epoche“, „View“, „Brigitte Woman“ und „Barbara“.

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