Attila Hildmann Corona Türkei

Attila Hildmann bei einer früheren Demo gegen die Corona-Maßnahmen. (Archivbild)) Foto: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

In der Türkei untergetaucht: So wurde Attila Hildmann gefunden

Per Haftbefehl wurde er gesucht, monatelang tauchte er unter – nun ist es Reportern und Hobby-Detektiven gelungen, Skandal-Schwurbler Attila Hildmann in der Türkei zu finden. Der frühere Vegan-Koch, der sich selbst als rechtsradikalen Verschwörungserzähler bezeichnet, steckt tief im rechten Sumpf – ihm könnte schon bald in Deutschland der Prozess gemacht werden.

Nach monatelangen Recherchen hatten sie ihn. Eine Gruppe von Hobby-Detektiven sowie Reporter des „Stern“ spürten Hildmann in der türkischen Stadt Kartepe in der Nähe von Istanbul auf – und stellten den 41-Jährigen. Die Begegnung sollte am Mittwochabend bei „Stern TV“ auf RTL zu sehen sein.

In dem zehnminütigen Video soll der Berliner, der in der Türkei mit mehreren Hunden und Katzen lebt, keinerlei Fragen der Reporter beantwortet, aber stattdessen immer wieder antisemitische Parolen wiederholt haben.

Reporter und Hobby-Detektive finden Hildmann in der Türkei

13 Hobby-Ermittler, die sich „Hildbusters“ nennen, recherchierten demnach sehr lange und aufwendig im Internet und in Chatkanälen und analysierte von Hildmann gepostete Videos und Fotos. Der „Stern“ begleitete die Gruppe und recherchierte parallel. Der entscheidende Hinweis zu seinem Aufenthaltsort sei über eine private Telegram-Gruppe gefunden worden.

Aus seinem türkischen Versteck hatte er dort eine private Unterstützergruppe mit dem Namen „Wolfsschanze“ – einem alten Wehrmachtsnamen – gelenkt. Die Mitglieder: Nazis, die laut „Stern“ Hitler verehren und Hildmann mit „Mein Führer“ anreden. Der Vegan-Koch soll dort seine Unterstützer auch mit Vordrucken von antisemitischen Flugblättern versorgt haben. Rein kam offenbar nur, wer Hildmann Geld auf seine Konten spendete oder seine Lebensmittel online bestellte. Den Shop soll ein NPD-Mann führen. Wie der „Stern“ weiter enthüllte, soll Hildmann von September vergangenen Jahres bis diesen Oktober insgesamt Spenden in Höhe von 180.000 Euro erhalten haben – in Bitcoin und anderen Kryptowährungen.

Attila Hildmann droht Haft in Deutschland

Geflohen war Hildmann aus Deutschland Ende 2020, nachdem die Staatsanwaltschaft in Berlin gegen ihn ermittelte – unter anderem wegen Volksverhetzung und Bedrohung. Das Amtsgericht erließ nach Hildmanns Flucht einen Haftbefehl. Die Radikalisierung des Sohn türkischer Eltern, der später von einem deutschen Ehepaar adoptiert wurde, war 2020 immer weiter vorangeschritten.

Aus öffentlichen Schwurbeleien und Protesten zur Pandemie wurden antisemitische Hetze und rechtsradikale Verschwörungsideologien. Hildmann betonte mehrmals, die demokratische Grundordnung der Bundesrepublik nicht anzuerkennen – und demnach hinter der „Reichsbürger“-Ideologie zu stehen.

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Was passiert jetzt mit dem Gefundenen? Theoretisch ist der Weg frei für eine Auslieferung nach Deutschland, denn: Zuletzt war bekannt geworden, dass Hildmann gar nicht – wie von den Behörden zunächst angenommen – neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerscheit besitzt.

Aber: Die Berliner Staatsanwaltschaft äußerte sich bisher noch nicht zu einer etwaigen Auslieferung. Auch ist nicht bekannt, ob die Bundesregierung inzwischen ein Auslieferungsgesuch an die Türkei gestellt hat. Fest steht: Wird Hildmann ausgeliefert, drohen ihm im Falle einer Verurteilung mehrere Jahre hinter Gittern. (alp)

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