x
x
x
Der Corona-Expertenrat mahnt: „Wir brauchen mehr Gesundheitsdaten".
  • Der Corona-Expertenrat mahnt: „Wir brauchen mehr Gesundheitsdaten".
  • Foto: picture alliance/dpa/Bundesregierung | Guido Bergmann

Expertenrat mahnt: Wir brauchen mehr Gesundheitsdaten!

Im Vorfeld des Corona-Gipfels wurde der von der Ampel eingesetzte Expertenrat noch einmal deutlich: „dringende Maßnahmen“ seien erforderlich in Sachen Erhebung von Gesundheitsdaten. Bei Einschätzungen zur Omikron-Entwicklung verlässt sich Deutschland bisher auf Zahlen aus dem Ausland. Der Grund: Wir erheben schlicht selbst zu wenige. Im Gegensatz zu Ländern wie Dänemark, Großbritannien oder Israel gibt es hierzulande immer noch keine flächendeckenden elektronischen Patientenakten.

Seit bald 20 Jahren wird über die Einführung einer solchen digitalen Erfassung in Deutschland diskutiert. Und seit zwei Jahren, seit Beginn der Pandemie, natürlich verstärkt. Seit Januar 2021 sind Krankenkassen zwar verpflichtet, eine solche Akte anzubieten, bislang aber alles auf freiwilliger Basis. Aus gutem Grund wird hierzulande stärker als anderswo auf Datenschutz gepocht. Doch auch in anderen Ländern gibt es Mittel zur Anonymisierung der Daten. Bei uns wird meist nur diskutiert, dass jede:r Patient:in der digitalen Erfassung erst zustimmen müsste.

Expertenrat: Brauchen Echtzeitdaten aus den Kliniken

Der Expertenrat, in dem unter anderen Virologe Christian Drosten, Physikerin Viola Priesemann oder Alena Buyx vom Deutschen Ethikrat sitzen, betont in seiner Stellungnahme zum einen, wir hätten ein „insgesamt sehr leistungsfähiges und belastbares Gesundheitssystem“. Im krassen Widerspruch dazu stünde die Datenerhebung und -verknüpfung. Um etwa die seit Omikron noch viel wichtigere Hospitalisierungsrate besser zu erfassen, bräuchte es anonymisierte Echtzeitdaten. Derzeit kommen diese Zahlen verzögert an.


Der Newswecker der MOPO MOPO
Der Newswecker der MOPO

Starten Sie bestens informiert in Ihren Tag: Der MOPO-Newswecker liefert Ihnen jeden Morgen um 7 Uhr die wichtigsten Meldungen des Tages aus Hamburg und dem Norden, vom HSV und dem FC St. Pauli direkt per Mail. Hier klicken und kostenlos abonnieren.


Als Sofortmaßnahme fordert der Rat, dass Kliniken künftig tagesaktuell melden, wie viele Corona-Patient:innen auf ihren Normalstationen liegen. Nach eigenen Angaben hätten sie dies bereits im Herbst vorgeschlagen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) versichert indes dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), dass diese Daten längst verfügbar sein könnten. Bereits im November habe man ein entsprechendes Konzept der Ampel vorgestellt. biss aber auf Granit.

DGK-Chef Gaß irritiert von der Ampel

„Damals wurde uns signalisiert, dass die Datenlage aus Sicht des Bundesgesundheitsministeriums und des RKI ausreichend ist“, so DKG-Chef Gerald Gaß. Man arbeite derzeit an einer anderen Lösung, habe es geheißen. „Diese Reaktion hat mich sehr irritiert“ so Gaß zum RND. Auch jetzt, nach dem erneuten Vorschlag des Expertenrates, sei noch niemand auf ihn zugekommen.

Außerdem plädieren die Corona-Expert:innen um Christian Drosten: „Die Einführung der elektronischen Patientenakte sollte mit höchster Priorität umgesetzt werden.“ Und zwar möglichst noch in diesem Jahr. Deutschland benötige eine umfassende Digitalisierung des Gesundheitswesens mit Übertragung, Auswertung und Veröffentlichung der Gesundheitsdaten in Echtzeit. Wohlgemerkt: immer anonymisiert.

Lesen sie auch: Hilfe, mein Arzt leugnet Corona! So viele Schwurbler-Ärzte gibt es in Hamburg

Und die elektronische Patientenakte? Kommt die verpflichtend? Die Nachfrage nach der freiwilligen Akte ist seit Einführung vor einem guten Jahr gering. Datenschützer:innen kritisieren: In Clouds gespeicherte Daten könnten anfällig für Hacker-Angriffe sein. Andererseits böte sie eben auch viele Vorteile, nicht zuletzt bei der Pandemie-Bekämpfung. (km)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp