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Hamburgs Grünen-Chefin Maryam Blumenthal.
  • Hamburgs Grünen-Chefin Maryam Blumenthal.
  • Foto: dpa

Hamburgs Grünen-Chefin ist „es leid” – und will Druck auf Ungeimpfte erhöhen

Wenn Politiker:innen anstehende Entscheidungen mit ihren persönlichen Empfindungen begründen, sich gar verletzlich zeigen, geht es fast immer um etwas Einschneidendes. Hamburgs Grünen-Chefin Maryam Blumenthal hat nun genau das getan, um die voraussichtlich deutlich strengeren Corona-Regeln für Ungeimpfte zu begründen und sich für eine punktuelle Impfpflicht einzusetzen. 

„Ich vermisse so vieles“, schreibt die Grünen-Chefin am Sonntagabend auf Facebook. „Ich vermisse auf Partys zu tanzen. Laternelaufen in der Kita. Adventsbasteln in der Grundschule. Unbesorgtes Zusammensein. Spontane Umarmungen. Überhaupt Spontanität. Einfach ohne Anmeldung schwimmen gehen, ins Kino gehen, überallhin gehen.“ 

Ja, sogar einer Spitzenpolitikerin geht es genauso wie Tausenden anderen Hamburger:innen soll das heißen. Sie leidet offenkundig auch unter den Entbehrungen in der Corona-Krise. Sie sei es leid, jeden Morgen ihre Kinder ans Einpacken der Masken zu erinnern, Treffen abzusagen, Lächeln von Menschen durch Masken nicht sehen zu können. 

Maryam Blumenthal erkennt eigene Schülerin nicht

Erst kürzlich habe sie eine ihrer Schülerinnen (Blumenthal ist Lehrerin) nicht erkannt. „Neulich begrüßte mich ein Mädchen auf der Straße sehr freundlich mit einem herzlichen Lächeln. Ich hatte absolut keine Ahnung, wer sie war, bis sie mir ihren Namen sagte. Es war eine Schülerin, in deren Klasse ich dieses Schuljahr schon mehrfach Vertretung hatte. Ich sah zum ersten Mal ihr ganzes Gesicht“, schreibt sie.

Auch habe sie in ihrem Umfeld einige Corona-Verluste erleben müssen. „Menschen, die heute noch hier wären, wenn sie sich nicht mit diesem Virus infiziert hätten.“ Jüngere Menschen, darunter junge Eltern, aber natürlich auch Alte, mit und ohne Vorerkrankung, sie alle seien aus dem Leben gerissen worden.


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Grünen-Chefin: „Impfen als einziger Ausweg“

Und dann wird Blumenthal politisch konkret: Die vergleichsweise gute Impfquote in Hamburg? Das seit Wochen gültige 2G-Optionsmodell? Bald 3G am Arbeitsplatz? Schön und gut, aber offenbar nicht ausreichend. 

Die Zeit des Aussitzens, der „immer hitziger werdenden Debatten“ sei vorbei. Das Virus warte nicht, man laufe derzeit sehenden Auges in den nächsten Corona-Winter. Dass die Impfung der einzige Ausweg sei, „muss jetzt allen begreifbar und spürbar gemacht werden“.

Sie verstehe Sorgen und Ängste, aber sie stelle sich die Frage, „was wir in Kauf zu nehmen bereit sind“. Darauf hat Blumenthal eine klare Antwort: Nichts mehr. 

2G-Modell für alles, Tests und Booster-Impfungen

Deshalb fordern sie und ihre Partei die „massive Ausweitung des 2G-Modells als obligatorisch, mehr Kontrollen, das zügige Hochfahren der Testkapazitäten und ein strukturelles Angebot der Booster-Impfungen für weite Teile der Bevölkerung“. Außerdem solle es zügig eine Impfpflicht für alle Berufsgruppen geben, die mit vulnerablen Gruppen Kontakt haben. 

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Am Dienstag will der Hamburger Senat entscheiden, welche zusätzlichen Corona-Maßnahmen er trifft. Derzeit zeichnet sich ab, dass das 2G-Modell in Hamburg verpflichtend wird. Dann dürften nur noch Geimpfte und Genesene zum Beispiel ins Restaurant gehen.

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