Pokal-Wahnsinn: HSV-Frauen gewinnen den Achtelfinal-Krimi im Elfmeterschießen!
Es ist vollbracht! Den HSV-Frauen ist am Sonntagnachmittag gegen Bayer Leverkusen wieder ein kleines Pokal-Wunder gelungen. Im Achtelfinal-Krimi kämpften sich die Hamburgerinnen nach einem 1:1 ins Elfmeterschießen, in dem sie den Einzug in die nächste Runde mit einem 4:2 sicherten. „Egal wie weit der Weg auch ist – Wir stehen hinter euch“, hatte ein Banner in der Nordtribüne zu Beginn verkündet. Und die Reise geht noch weiter.
Die Hamburgerinnen hatten noch eine Rechnung mit Leverkusen offen. Der Schmerz der Last-Minute-Niederlage in der Bundesliga (1:2) hatte noch keine zwei Wochen Zeit gehabt, um vollständig abzuklingen. Im Volksparkstadion sollte nun die schnelle Revanche folgen.
Anfangsphase gehört den Gästen
Doch die Anfangsphase gehörte zunächst erneut den Gästen. Während die Rothosen sich noch sortierten, gelang der Werkself nach nur drei Minuten der erste Torschuss des Nachmittags. Kristin Kögel köpfte den Ball nach einer Flanke jedoch am Tor vorbei. Der erste bedrohlichere Abschluss folgte schon kurz darauf, in der 7. Minute, als Sofie Zdebel vom Strafraumrand abzog und Larissa Haidner im Hamburger Kasten zu einer Flugeinlage herausforderte. Währenddessen schaffte es der HSV kaum, sich aus der eigenen Hälfte zu befreien.
Das änderte sich jedoch schlagartig mit der ersten HSV-Chance. Nach einer Ecke legte Nina Räcke die Kugel per Kopf vor die Füße von Sophie Hillebrand, deren Schuss noch gerade so auf das Tornetz gelenkt wurde (11. Minute). Auch wenn die darauffolgende Ecke keinerlei Gefahr kreierte, wirkte der HSV jetzt wacher. Von einem Tabellenunterschied von sieben Plätzen in der Bundesliga war nichts mehr zu spüren.
HSV übernimmt die Kontrolle
Die Gastgeberinnen übernahmen die Kontrolle, blieben länger im Ballbesitz und erarbeiteten sich Möglichkeiten. So wie Lotta Wrede, die mit einem Dribbling in der 21. Minute für ein lautes Raunen und anschließenden Applaus in der Menge sorgte. Ihr Fernschuss kurz darauf kam dann aber zu unplatziert – kein Problem für Anne Moll zwischen den gegnerischen Pfosten. Doch die Partie lief nun zu Gunsten der Hamburgerinnen, obwohl die ganz großen Chancen weiterhin ausblieben. Nur Hillebrand sorgte noch einmal für kurzes Herzrasen bei den Fans, als sie einen Kopfball in der 37. Spielminute knapp vorbei legte. Der Abpfiff erlöste die Leverkusenerinnen in die Halbzeitpause, während sich das Team von Trainerin Liése Brancão vielsagend abklatschte.

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In die zweiten 45 Minuten startete die Werkself wieder selbstbewusster. Erneut gehörte ihnen der erste Angriff (47.). Danach pendelte das Duell sich auf Augenhöhe ein. Die Hamburger Fans forderten lautstark einen Elfmeter, nachdem Melanie Brunnthaler im Leverkusener Strafraum zu Fall gebracht wurde (55.), doch die Pfeife von Schiedsrichterin Karoline Wacker blieb stumm.
Erneut trifft Hillebrand und lässt die Fans jubeln
Dann aber kam der riesige Jubel: Leni Eggert bediente Brunnthaler in der 68. Minute, die wiederum quer auf Hillebrand ablegte und wie auch schon in Leverkusen in der Liga, schob die 23-Jährige den Ball vorbei an Moll ins Netz! Es war die Belohnung für einen starken Auftritt. Die große Mehrzahl der 3993 Zuschauer war aus dem Häuschen. „Vor den eigenen Fans mal jubeln zu können, war schon richtig geil“, schwärmte die Torschützin nach der Partie.
Doch kaum hatte der Stadionsprecher „Hummel, Hummel“ und die Fans „Mors, Mors“ geschrien, schlugen die Gäste zurück. Gerade einmal fünf Minuten nach dem Führungstreffer hämmerte Julia Mickenhagen eine eigentlich geklärte Ecke aus der Distanz volley in den Winkel zum 1:1-Ausgleich – der Ball noch minimal, aber dafür unhaltbar abgefälscht von Mia Büchele.

Die Zeichen deuteten auf Verlängerung, doch erst einmal hieß es für den HSV: Nachspielzeit überstehen, Déjà-vu vermeiden. Leverkusen drehte zum Ende so richtig auf, setzte die Rothosen enorm unter Druck. In der 92. Minute wurde es besonders brenzlig: Estrella Merino Gonzalez wuchtete den Ball mit aller Kraft aufs Hamburger Tor – Latte. Durchpusten. Bis zur letzten Sekunde der regulären Spielzeit mussten die Gastgeberinnen zittern, doch dieses Mal blieb der Werkself der Lucky Punch verwehrt. Wie auch schon im Pokal-Halbfinale der vergangenen Saison gegen Werder Bremen ging es in die Verlängerung.
Brancão: „Langsam wissen wir, wer wir sind.“
Brancão sah die Druckphase in der Nachspielzeit nicht als Zeichen einer Schwäche ihrer Mannschaft. Stattdessen stellte sie zu Leverkusen fest: „Sie sind besser. Sie sind eine Top-Mannschaft und haben super individuelle Spielerinnen.“ Gleichzeitig galt aber auch: „Meine Spielerinnen können Fußball spielen. Ab und zu fehlt uns nur dieser Mut am Ende. Aber langsam wissen wir, wer wir sind.“ Und deswegen ist sie überzeugt: „Am Ende finde ich schon, dass es verdient war.“
Lattentreffer in der Nachspielzeit
Im März hatten sie sich noch vor einem möglichen Elfmeterschießen geschlagen geben müssen (1:3). Und auch am Sonntagnachmittag hatten sie zunächst wieder große Mühe, Leverkusen von ihrem Tor fernzuhalten. Die Elf von Brancão bewies dabei ein riesiges Kämpferherz. Zum Ende der 120 Minuten war es sogar der Underdog, der die letzten gefährlichen Szenen hatte. Und wieder war es Hillebrand, die mit einem Fernschuss die Torhüterin der Gäste herausforderte. Es blieb beim Unentschieden – die Partie musste im Elferschießen entschieden werden.
Haidner wird zur Heldin: „Einfach unbeschreiblich“
Und dabei ließen die HSV-Schützinnen der Leverkusener Torhüterin Moll keine Chance. Alle vier Versuche waren erfolgreich (Victoria Schulz, Maria Mikolajova, Hillebrand, Svea Stoldt). Auf Leverkusener Seite war es dann ausgerechnet die Torschützin Mickenhagen, die nicht traf – Haidner hielt stark. Das Gefühl nach der Parade sei „einfach unbeschreiblich“ gewesen, erklärte die 20-Jährige Torhüterin später. Dass sie daraufhin die Nordkurve aufheizte wäre zwar normalerweise nicht ihre Art, aber „wenn man da die Fans mitnimmt, dann gibt uns das natürlich einen zusätzlichen Push“, begründete sie die Aktion.
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Danach lastete der Druck auf Caroline Kehrer. Und die? Traf die Latte. Schluss. Aus. Vorbei. Die HSV–Frauen stehen im Viertelfinale des DFB-Pokals!
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