Die Tendenz stimmt: Die Profis des HSV sind in der Bundesliga angekommen.

Jubel nach dem Remis gegen Dortmund: Die HSV-Profis zeigten erneut, dass sie in der Bundesliga angekommen sind. Foto: imago/Oliver Ruhnke

Zahlen beweisen: So bleibt der HSV in der Bundesliga – aber es gibt eine Gefahr

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Mit bester Laune verabschiedeten sich die HSV-Profis in die Länderspielpause, die Art und Weise des 1:1 gegen Borussia Dortmund erfüllte sie alle mit großer Zufriedenheit. Das späte Remis gegen den Champions-League-Teilnehmer diente als nächster Beleg dafür, wie gut sich der HSV in der Bundesliga akklimatisiert hat. Rang 13 steht zu Buche, neun Zähler hat der HSV bislang gesammelt. Nach zehn Partien dieser Bundesliga-Spielzeit lässt sich feststellen: Macht der Aufsteiger so weiter wie bisher, wird er den Klassenerhalt schaffen – eine Behauptung, die durch fast alle Statistiken untermauert wird. Allerdings gibt es auch eine Gefahr, die den Hamburgern im Nacken sitzt.

Nicolai Remberg wusste gar nicht, wohin mit seinen Gesichtszügen, so heftig war das Grinsen, das sich nach dem Remis gegen den BVB rund um die Mundwinkel des Mittelfeldmannes breit machte. Nach zuvor drei Pleiten in Folge holte der HSV wieder Zählbares und hielt die zurzeit heißesten Abstiegsanwärter auf Distanz. „Wir haben genug Punkte für das, was wir am Ende erreichen wollen“, sagte Remberg mit Blick auf die bislang eingefahrenen neun Zähler. „Wir könnten sogar noch mehr Punkte haben, so wie wir gespielt haben. Das ist genau das, was wir uns in dieser Saison für den Start erhofft haben.“

Der HSV hätte schon mehr Punkte auf dem Konto haben müssen

Geht man die einzelnen Partien durch, hat der 25-Jährige Recht. Ganz objektiv betrachtet, hätte der HSV schon zwei, drei Zähler mehr auf seinem Konto haben können. In Leipzig (1:2) wäre ein Remis drin gewesen, die Partie gegen Wolfsburg (0:1) musste der HSV eigentlich gewinnen. Auf der anderen Seite hätte Heidenheim (2:1) im Volkspark einen Zähler verdient gehabt, auch der Punkt gegen Dortmund (durch Ransford Königsdörffers Treffer in der siebten Minute der Nachspielzeit) kam letztlich unverhofft.


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Unbestritten ist die Leistungssteigerung des HSV in den vergangenen zwei Monaten. Nach den schweren Pleiten gegen St. Pauli (0:2) und bei den Bayern (0:5) ging die Post ab. „Unsere Entwicklung ist gut bis sehr gut“, meint Remberg. „Wenn man das mit der Vorbereitung vergleicht, da haben alle gesagt: Hmm, das wird schwierig.“ Mittlerweile kann der HSV auch mit Großkalibern wie Leipzig und Dortmund mithalten. Insgesamt macht der Blick auf die Saisondaten große Hoffnung.

In Sachen Zweikampfführung zählt der HSV zu den Besten der Liga

Was läuft richtig gut? Insbesondere die Zweikampfführung der Hamburger ist hervorragend. 52,26 Prozent ihrer Duelle gewinnen die Hamburger, liegen damit auf Rang drei der Liga – ein Spitzenwert für den Aufsteiger (nur Leverkusen und Freiburg entscheiden noch mehr Duelle für sich). „Wir haben sehr viel Energie in der Mannschaft“, betont Kapitän Yussuf Poulsen. Trainer Merlin Polzin weiß: „Ich habe es schon zu Saisonbeginn gesagt: Wenn wir in der Liga bestehen wollen, funktioniert das nicht über Hurra-Fußball, sondern es geht über eine geschlossene Defensivleistung. Da haben wir uns Stück für Stück verbessert.“

Positiv hervorzuheben sind auch die 116 HSV-Flanken. Sie bedeuten Rang zwei in der Liga, nur Mainz (143) flankt häufiger. Was noch auffällt: Ging der HSV in Führung, gewann er auch – gegen Heidenheim und Mainz.

Statistiken beweisen: Der HSV ist längst in der Bundesliga angekommen

Wichtig für den HSV: In vielen Kategorien verzeichnet er zwar keine Spitzenwerte, fällt im Vergleich zur Konkurrenz aber auch nicht ab und sondern hat sich im Bundesliga-Mittelfeld einquartiert. Das gilt etwa für die Passquote (83,3 Prozent zum eigenen Mann/Rang zehn) und den Ballbesitz (mit 50 Prozent Rang acht). Läuferisch kann der HSV allerdings noch zulegen. Nur zwei Teams (Dortmund und Augsburg) reißen weniger Kilometer ab als Polzins Profis (116,08 km pro Spiel). Bei den Sprints (1520) liegt der HSV auf Rang 14. Klaren Nachholbedarf gibt es bei den intensiven Läufen – da sind die Hamburger sogar Liga-Schlusslicht (6095 Läufe).

Herausragend: HSV-Verteidiger Luka Vuskovic (hier gegen Wolfsburg) ist in der Luft der beste Zweikämpfer der Liga. imago/Philipp Szyza
HSV-Profi Luka Vuskovic ist in Kopfballduellen kaum zu bezwingen.
Herausragend: HSV-Verteidiger Luka Vuskovic (hier gegen Wolfsburg) ist in der Luft der beste Zweikämpfer der Liga.

Die Team-Werte sind das eine. Einige HSV-Profis belegen aber mit ihren persönlichen Werten Spitzenplätze der Liga und stechen hervor. Allen voran Hamburgs Defensivspieler. Daniel Elfadli, der sich allerdings vor dem BVB-Spiel verletzte und mehrere Wochen lang fehlen wird, ist der passsicherste Spieler der Bundesliga (96,4 Prozent aller Bälle kommen beim Nebenmann an). Herausragend auch Luka Vuskovic‘ Kopfballstärke: Er gewann bereits 58 Duelle in der Luft, führt mit weitem Abstand vor Frankfurts Robin Koch (47). Spitzenplätze gehen auch an Flankengeber Jean-Luc Dompé (31/Platz zwei), und die laufstarken Nicolai Remberg (113,8 km/7. Platz) und Miro Muheim (110,7/Zwölfter).

Trotz Königsdörffers Tor: Der Angriff bleibt die HSV-Problemzone 

Was aber läuft schlecht? Auch wenn Königsdörffers Treffer gegen den BVB Jubelstürme auslöste und den zuvor 687 Minuten lang torlosen Stürmer erlöste, bleibt der Angriff Hamburgs Problemzone. Zwar schließt der HSV häufig ab (137 Schüsse, Rang sechs in der Liga), die erzielten neun Tore sind allerdings ein schwacher Wert. Nur Heidenheim (acht Treffer) ist noch harmloser.

Alarmierend: Nicht mal jeder 15. Versuch der Hamburger findet den Weg ins gegnerische Tor – diesbezüglich ist kein Team der Liga schlechter. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass der HSV soviel Pech wie kaum ein anderes Team hatte. Fünf Kopfbälle und Schüsse landeten am Aluminium, das toppen nur die Mainzer (sechs).

Kommt im Winter ein neuer Stürmer zum HSV?

Offen, ob der HSV im Winter nachlegen wird. Die Bosse beobachten den Markt, sehen aktuell allerdings noch keinen akuten Handlungsbedarf. Durchaus möglich, dass auch in der Rückrunde Poulsen, Königsdörffer und Robert Glatzel die einzigen Spitzen des Kaders bleiben.

So oder so: Nimmt man die gezeigten Leistungen, die durch die Statistiken gestützt werden, als Maßstab, befindet sich der HSV auf bestem Wege, sein gestecktes Saisonziel erreichen zu können. Polzin stellt fest: „Es wird weiterhin ein Prozess bleiben. Es macht aber extrem viel Spaß, Woche für Woche mit der Mannschaft Herausforderungen zu bekommen und zu sehen, wenn man sich weiterentwickelt und den ein oder anderen Punkt klauen und mitnehmen kann.“ Dem Trainer ist klar: „Wir wissen, dass wir weiter hart arbeiten müssen, um weiterhin eine Chance zu haben.“

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Wie dieser Weg aussehen kann, hat der HSV in den ersten zehn Partien unter Beweis gestellt. „Kompliment an die Mannschaft“, resümierte Remberg und forderte: „Einfach weitermachen!“ Dann dürfte es was werden mit dem Klassenerhalt.

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