Ein Fahrzeug der Polizei steht auf einer gesperrten Straße.

Ein Fahrzeug der Polizei steht auf einer gesperrten Straße. Foto: picture alliance/dpa/Friso Gentsch

Blindgänger im Norden: Immer wieder dringen Personen in Sperrzone ein

Kein ruhiger Sonntag für viele Menschen in Osnabrück: Erneut müssen dort Bombenblindgänger entschärft werden. Doch die Arbeit der Kampfmittelexperten verzögert sich immer wieder.

Mehr als 14.000 Menschen haben in Osnabrück wegen der Entschärfung von vier Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg ihre Wohnungen verlassen müssen. Allerdings kommt es dabei inzwischen zu großen Verzögerungen: Weil immer wieder Menschen versuchen würden, in das Evakuierungsgebiet einzudringen, habe sich die Arbeit der Kampfmittelexperten schon um mehr als drei Stunden verzögert, teilte die Stadt am Abend mit. „Wir sagen es noch einmal ganz deutlich: Das verzögert die Rückkehr nach Hause für alle 14.250 evakuierten Menschen.“

Am Mittag war die Evakuierung eigentlich abgeschlossen und niemand befand sich mehr im Sperrgebiet um die Fundorte im Osnabrücker Lokviertel, wie die Stadt mitgeteilt hatte. 

Sprengmeister des Kampfmittelbeseitigungsdienstes untersuchten insgesamt vier Verdachtspunkte. Alle stellten sich als Blindgänger heraus, die entschärft werden sollten. Gegen 17 Uhr hieß es: „Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hat die 1000-Pfund-Bombe entschärft. Weiter geht’s mit den anderen beiden Bomben und der Granate.“ Am frühen Abend teilte die Stadt mit, die 500-Pfund-Bombe könne nicht händisch entschärft werden, sie müsse gesprengt werden.

Hauptbahnhof gesperrt: Regional- und Fernverkehr betroffen

Die Evakuierung hatte bereits am frühen Morgen begonnen. Zwei Krankenhäuser und eine Altenpflegeeinrichtung stehen in dem Evakuierungsgebiet, auch der Hauptbahnhof ist betroffen. Regional- und Fernverkehrszüge können den Bahnhof nicht anfahren, teilte die Deutsche Bahn mit. 

Ein Fahrzeug der Feuerwehr steht vor dem Christlichen Kinderhospital, das in der Sperrzone liegt. picture alliance/dpa | Friso Gentsc
Ein Fahrzeug der Feuerwehr steht vor dem Christlichen Kinderhospital, das in der Sperrzone liegt.
Ein Fahrzeug der Feuerwehr steht vor dem Christlichen Kinderhospital, das in der Sperrzone liegt.

Mitarbeiter der Stadt und Einsatzkräfte der Polizei kontrollierten in den betroffenen Stadtteilen Fledder, Schinkel, Gartlage und Schölerberg Häuser und Wohnungen. Es habe immer wieder Meldungen gegeben, dass noch Menschen im Evakuierungsgebiet waren, sagte ein Stadtsprecher am Vormittag.

Mann weigert sich, Sperrgebiet zu verlassen

Ein junger Mann wollte nach Angaben der Polizei das Sperrgebiet nicht verlassen – und erklärte das sogar öffentlich im Internet. Polizisten suchten den Mann auf und brachte ihn dann aus dem Evakuierungsgebiet. Da ein Hubschrauber wegen schlechter Wetterbedingungen nicht starten konnte, setze die Polizei mehrere Drohnenteams ein, um das Gebiet zu überwachen.

Schlafmütze droht Bußgeld in Höhe von 300 Euro

Am frühen Nachmittag meldete sich ein anderer Mann aus einer Wohnung im Sperrgebiet bei der Stadtverwaltung. Er gab an, dass er verschlafen hatte. „Wir geleiten den Langschläfer nun aus dem Evakuierungsgebiet, die Arbeiten ruhen so lange”, teilte die Polizei mit. Ein Ordnungswidrigkeitenverfahren wurde eingeleitet, dem Mann droht nun ein Bußgeld in Höhe von 300 Euro.

Die Stadt richtete an einer Gesamtschule ein Evakuierungszentrum ein. Bis zum Mittag versammelten sich dort rund 700 Menschen. Die Stadt empfahl zuvor, möglichst bei Bekannten oder Verwandten unterzukommen.

Warum es bereits mehrere Entschärfungen gab

Um das Warten zu erleichtern, stellte die Freiwilligen-Agentur der Stadt zusammen mit Partnern für Betroffene der Evakuierung ein Programm zusammen. Demnach wurden etwa vergünstigte Eintritte in den Zoo und in Museen sowie Führungen durchs Theater angeboten. Die Müllabfuhr präsentierte Interessierten ein Müllsammelfahrzeug samt Mitfahrt und Mülltonnenleerung.

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Die vier Verdachtspunkte für Blindgänger wurden bei Bauarbeiten im Osnabrücker Lokviertel gefunden. Auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs der Stadt soll ein neues Stadtviertel entstehen. In den vergangenen Monaten hatte es dort immer wieder Funde gegeben. Inzwischen ist es die siebte Evakuierung, wie die Stadt mitteilte. (mp/dpa)

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