Jackson Irvine gestikuliert beim Spiel gegen Gladbach.

Jackson Irvine steht vor einem Comeback für die australische Nationalmannschaft. Foto: WITTERS

Irvine vor Australien-Comeback – mit Folgen für den FC St. Pauli

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Das Heim-Comeback des Kapitäns – zum Vergessen. Beim Stand von 0:4 und Untergangsstimmung war Jackson Irvine in der Schlussphase eingewechselt worden. Undankbarer geht es kaum. Das Positive: Spielpraxis. Auf weitere Einsatzminuten und jede Menge positive Vibes hofft der Mittelfeldspieler auch, wenn er die braun-weiße Krisenwelt nach dem kommenden Auswärtsspiel in Freiburg hinter sich lässt und in die Luft geht. Gut für ihn, schlecht für St. Pauli?

Der endgültige Kader ist noch nicht offiziell vermeldet, aber Irvine wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für die anstehenden Länderspiele der australischen Nationalmannschaft berufen und damit sein internationales Comeback geben. Die „Socceroos“, die sich bereits für die Weltmeisterschaft 2026 in den USA qualifiziert haben, testen im Gastgeberland. Am 15. November spielt Australien in Houston gegen Venezuela, am 19. November in New York City gegen Kolumbien, wie der australische Verband erst Ende Oktober vermeldet hat.

Jackson Irvine vor Comeback in Nationalmannschaft

Heißt für den Kiezklub: Irvine und auch Connor Metcalfe werden – vorausgesetzt sie bleiben unverletzt – Anfang kommender Woche und nach dem Spiel in Freiburg am Sonntag (9.November) den Flieger besteigen und erst drei Tage vor dem Heimspiel gegen Union Berlin am 23. November zurück sein.

Ausgerechnet in der aktuellen sportlichen Krise mit zuletzt sechs Niederlagen in Serie, dem Abfall der Leistungskurve und Absturz in der Tabelle wird der Kapitän nicht in Hamburg bei der Mannschaft sein, in der es zuletzt rumorte und die wieder eine eingeschworene Einheit werden will und muss, wie Trainer Alexander Blessin und auch Spieler betont hatten. Alles andere als optimal.

Statt Krisenbewältigung beim Kiezklub: Spiele in den USA

Der Nationalspieler Irvine wiederum kann es sich nicht leisten, freiwillig auf diese Länderspiele zu verzichten. Das ist auch dem Kiezklub klar. Denn durch seine lange Verletzungspause hat der 32-Jährige auch den „Socceroos“, die gerade ihr Team für die WM ausrichten und einspielen, gefehlt und viel Zeit verpasst. Das anstehende Länderspiel-Fenster ist das Vorletzte vor der Weltmeisterschaft, das nächste ist im März. Zumal längst nicht sicher ist, ob Irvine in den kommenden Monaten bei St. Pauli wieder in Stammspieler sein wird.

„Jedes Camp und jedes Spiel ist jetzt entscheidend“, hat Australiens Nationaltrainer Tony Popovic, seit Oktober 2024 im Amt, vor den beiden USA-Tests betont und zugleich einen Konkurrenzkampf ausgerufen. Niemand solle und könne sich sicher fühlen, was seinen Platz im WM-Kader oder auch die Spielzeit während der Weltmeisterschaft angeht. Und abseits aller sportlichen Fragen geht es auch darum, eine gute Teamchemie und Führungsstruktur herzustellen für das Mega-Turnier im kommenden Jahr. Nachvollziehbar, dass Irvine dabei sein will und es sich trotz seines hohen Standings im Team nicht leisten kann, zu fehlen.

Profitiert St. Pauli, wenn Irvine Spielpraxis sammelt?

Seine letzten Spiele für Australien hat Irvine im März absolviert, bei den wichtigen Siegen in der WM-Qualifikation gegen Indonesien und China mit insgesamt drei Toren aufgetrumpft. Die folgenden sechs Länderspiele der „Socceroos“ hatte der Führungsspieler aufgrund seiner im April erlittenen Fußverletzung verpasst. Kein Wunder, dass er seine Rückkehr in den Kreis der Nationalmannschaft herbeisehnt.

Gelb als Farbe der Hoffnung: Jackson Irvine sehnt sein Comeback in der australischen Nationalmannschaft herbei. IMAGO / NurPhoto
Jackson Irvien jubelt im Trikot der australischen Nationalmannschaft
Gelb als Farbe der Hoffnung: Jackson Irvine sehnt sein Comeback in der australischen Nationalmannschaft herbei.

St. Pauli kann aber auch profitieren von seiner Abstinenz. Davon, dass Irvine im Nationaltrikot deutlich mehr Spielpraxis erhält als bei seinen ersten Kurzeinsätzen im braun-weißen Trikot in Frankfurt und gegen Gladbach, wo er jeweils nur knapp zehn Minuten spielte, mehr Schnupperkurs als richtiges Comeback. Im besten Fall kommt Irvine über umfangreichere Einsätze für die „Socceroos“ wieder in einen echten Wettkampfmodus und auch Rhythmus, was ihn dann wiederum auch zu einer besseren Option für die Kiezkicker macht. Vorausgesetzt: sein Körper steckt die erhöhte Belastung gut weg.

Dass lange Flugreisen und Jetlag kein Problem für ihn sind, hatte sich in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt. Wenn dann auch noch die Resultate der beiden Testspiele stimmen, dürfte Irvine mit positiver Stimmung nach Hamburg zurückkehren.

Mets: positiver Nationalteam-Effekt nach langer Pause

Alles Theorie? Mitnichten. Im Fall Karol Mets hat sich gerade erst gezeigt, wie so etwas laufen kann. Die Abwehrkante, wie Irvine Mitglied des Mannschaftsrats bei den Kiezkickern, war im Oktober zur Nationalmannschaft gereist und hatte im Trikot Estlands sein Comeback nach elfmonatiger Verletzungspause gegeben und derart ausgiebig Spielpraxis gesammelt, dass er nach seiner Rückkehr im folgenden Bundesligaspiel der Kiezkicker erstmals wieder in der Startelf stand und bei der Niederlage in Frankfurt (0:2) prompt bester Hamburger war.

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Auch wenn ihm die lange Pause, insbesondere die mangelnde Abstimmung mit den Nebenleuten, in den folgenden beiden Spielen anzumerken war: die Länderspiel-Einsätze haben Mets nach vorne gebracht, wovon auch St. Pauli profitiert. Auf einen solchen Effekt hofft der Kiezklub jetzt auch bei Jackson Irvine. Um aus der dennoch misslichen Situation, dass der Kapitän nicht bei der verunsicherten Mannschaft ist, das Beste herauszuholen.

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