„Schrecklich“ und „Nonsens“: Vasilj patzt erneut – Torwart-Diskussion bei St. Pauli?
Es passt ins hässliche Bild der sportlichen Krise. Wenn auch der beste Kiezkicker der vergangenen Saison und einer der stabilsten und zuverlässligsten Spieler des FC St. Pauli überhaupt plötzlich wackelt und wiederholt folgenschwer patzt, dann zeigt das auf alarmierende Art und Weise, wie groß derzeit die Probleme sind. Bei der deprimierenden 0:4 (0:2)-Niederlage der Braun-Weißen gegen Schlusslicht Borussia Mönchengladbach leitete die Nummer eins mit einem katastrophalen Fehler den frühen 0:1-Rückstand ein. Es war sein zweiter Patzer im zweiten Spiel nacheinander. Pikant: Im siegreichen Pokal-Drama dazwischen war ausgerechnet sein Stellvertreter Ben Voll der gefeierte Held. Gibt es jetzt eine Torwart-Diskussion? Der Trainer findet klare Worte.
Er stellte sich, wie immer. Und redete Klartext, wie immer, auch nach Fehlern. Und es war ein kapitaler Fehler, den Vasilj da fabriziert hatte in der Anfangsphase des Duells der Sieglosen und damit dem Tabellenletzten neues Leben und neue Hoffnung eingehaucht hatte. In der 15. Spielminute spielte der bosnische Nationalkeeper von der Strafraumgrenzee einen Pass direkt in die Füße des Gladbachers Neuhaus, der den Ball gedankenschnell weiter zu Tabakovic spitzelte, welcher vom hinterhereilenden Vasilj bedrängt zur Gäste-Führung vollstreckte.
Nikola Vasilj nennt seinen Fehler vor dem 0:1 „schrecklich“
„Schrecklich“, sei das alles, bekannte Vasilj in den Katakomben des Millerntorstadions und wiederholte das gleich nochmal. „Es fühlt sich schrecklich an.“ Sein Patzer leitete die höchste St. Pauli-Niederlage in der Bundesliga ein seit dem Wiederaufstieg. „So zu Hause zu verlieren, mit 0:4, mit so einer Leistung, wie wir sie heute gezeigt haben, fühlt sich wirklich schlimm an. Es tut weh, es tut sehr weh, besonders in dieser Situation, in der wir fünf Spiele in Folge verloren haben.“
Seinen Fehler bezeichnete der 29-Jährige ohne Umschweife, Relativierung oder Schönrednerei als „zu einfach, zu billig“. Über die Gründe für seinen Lapsus, der wie ein Blackout anmutete, rätselte Vasilj auch nach der Partie selbst. „Es ist schwierig zu beschreiben, schwierig zu sagen, warum ich dachte, da wäre genug Platz, um diesen Pass zu spielen. Offensichtlich war das nicht der Fall.“ Hat sich auch Mr. Zuverlässig von der allgemeinen Verunsicherung aufgrund der sportlichen Negativserie anstecken lassen?
Untypische Fehler-Dichte: Vasilj patzte auch in Frankfurt
Und Vasilj wusste auch um die Tragweite seines Fehlers, der seine Mannschaft noch mehr zu destabilisieren schien und damit die Weichen in Richtung Niederlage gestellt hatte. „Die falsche Entscheidung im falschen Moment. Wenn du das in der ersten Liga machst, wirst du sofort bestraft. Das hat uns in die Situation gebracht, dass wir dem Rückstand hinterherlaufen, wir sind dann nervöser und nervöser geworden. Wir hatten ein, zwei Möglichkeiten, zurückzukommen, dann haben sie das zweite Tor gemacht und dann lief es bis zum Schluss in die falsche Richtung.“
Das Bittere: Bereits vor einer Woche bei der 0:2-Niederlage in Frankfurt hatte Vasilj gepatzt, als ihm eine scharfe Flanke vor dem Führungstreffer der Eintracht durch die Finger geflutscht war. Bislang hatte der Schlussmann nach seinen raren Patzern immer mit eindrucksvollen Leistungen im folgenden Spiel zurückgemeldet. Diesmal gelang ihm das nicht, im Gegenteil.
Blessin zum Nummer-eins-Status von Vasilj und Ben Voll
Wackelt jetzt der Stammplatz von Vasilj? Vor dem Anpfiff hatte Trainer Alexander Blessin zum Torwart-Ranking nach der Klasse-Leistung von Voll im Pokal-Thriller gegen Hoffenheim und auf die Frage, ob Vasilj weiterhin die klare Nummer eins ist, bekräftigt: „Klar, natürlich. Also habe ich ja schon gesagt, dass das am Anfang von der Saison schon auch so kommuniziert worden ist, und warum sollen wir da was ändern?“
Als der Chefcoach nach dem Spiel bei der Pressekonferenz dann nochmal gefragt wurde, ob der Status von Vasilj sicher sei, reagierte Blessin giftig. „Nach zwei Spielen?“, fragte er zurück. „Niko hat uns in was weiß ich wie vielen Spielen im Spiel gehalten. Da mache ich nicht das Fass auf. Wegen zwei Fehlern werfe ich nicht alles über den Haufen.“ Vasilj jetzt als Nummer eins in Frage zu stellen, sei „absoluter Nonsens“.
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Eine klare Ansage: Nikola Vasilj bleibt erst einmal die Nummer eins des FC St. Pauli. Aber auch er muss sich wie alle anderen Spieler in den kommenden Spielen beweisen.
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