„Unglaublich!“ Diese Situation wird für den HSV zur Gefahr
Reichlich Lob – aber keine Punkte. Wie schon zuvor in Leipzig (1:2) war der HSV auch am Samstag gegen Wolfsburg die bessere Mannschaft, verpasste es aber, seine gute Leistung in Punkte umzumünzen. Nach einem Viertel der Saison lässt sich feststellen: Der Aufsteiger hat sich in der Bundesliga komplett akklimatisiert. Und dennoch ist die aktuelle Situation gefährlich.
Nicht einmal Sturmtief „Joshua“ war in der Lage, die Begeisterung rund um den HSV zu stören. Immerhin rund 30 Fans machten sich am Sonntag bei fürchterlichstem Herbstwetter auf den Weg in den Volkspark, um den Reservisten bei ihrem Spielersatztraining zuzusehen. Die Grundstimmung scheint beim Anhang trotz zweier Pleiten in Folge auch weiterhin fast ausschließlich positiv zu sein.
Leipzig und Wolfsburg überschütten den HSV mit Lob
Nicht zuletzt die Urteile der Gegner stützen diese Wahrnehmung. Bereits vor Wochenfrist hatte Leipzigs Christoph Baumgartner den HSV mit Lob überschüttet und nach dem glücklichen RB-Sieg festgestellt: „Das ist nicht der klassische Aufsteiger, die machen es richtig gut.“ Nun legten die Wolfsburger nach. „Ich weiß, dass nicht das bessere Team gewonnen hat“, urteilte VfL-Trainer Paul Simonis. Nicolai Remberg vernahm nach Abpfiff Ähnliches. „Ich habe mit ein, zwei Wolfsburgern gesprochen“, erzählte der HSV-Mittelfeldmann. „Die haben gesagt, dass es unglaublich ist, wie wir kicken.“
Schöne Worte. Doch die Punkte sackten zuletzt ausschließlich die Gegner ein. Weil der HSV seine Überlegenheit zu selten in Tore ummünzt und sich nicht belohnt. Bereits in Leipzig hatten die Hamburger mit 14:10 Torschüssen mehr zu bieten als die Heimelf. Gegen Wolfsburg waren es gar 25:5 Torschüsse. Pfosten, Latte, ein verschossener Strafstoß. Alles war dabei. Nur kein Treffer. Erneut viel Aufwand, aber kein Ertrag.
Der HSV hält mit fast allen Teams der Bundesliga gut mit
Dass den meisten Profis nach Abpfiff dennoch ein Lächeln übers Gesicht huschte, war der Tatsache geschuldet, dass der HSV auch diesmal unter Beweis stellte, dass er mittlerweile auch mit den etabliertesten Teams der Liga mehr als nur mithalten kann. Das Problem: Lässt der HSV weiterhin zu viele Punkte liegen, dürfte das Polster in Richtung Tabellenkeller schnell aufgebraucht sein. Das wiederum könnte zu Lasten der Leichtigkeit gehen.

Yussuf Poulsen ist sich sicher, dass es dazu nicht kommen wird. „Wenn wir so weiter spielen, müssen wir keine Sorgen haben“, stellte der Kapitän fest. „Dann werden wir genug Punkte in dieser Saison kriegen.“ Unglücksrabe Ransford Königsdörffer macht sich und den Fans ebenfalls Mut und stellt die Entwicklung der vergangenen Wochen in den Vordergrund. „Viele haben nach den ersten Spielen gesagt, dass wir absteigen werden“, so der Stürmer. „Aber ich denke: So, wie wir gerade auftreten, ist keiner der Meinung, dass wir absteigen werden. Wir wollen das so weiter fortführen.“
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Möglichst schon am kommenden Sonntag, wenn es nach der Pokal-Partie in Heidenheim (Dienstag, 18.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) zu Mitaufsteiger Köln geht. Will der HSV sein Polster auf die Abstiegszone behalten, braucht er schnell Zählbares und vielleicht auch etwas weniger Lob.
Englische Woche: HSV jetzt gegen Heidenheim und Köln
Als Warnung könnte diesbezüglich der Blick zum Stadtnachbarn ans Millerntor dienen, der kürzlich nach Niederlagen ebenfalls viel Lob von allen Seiten einheimste – und von dessen fußballerischem Glanz nach nun fünf Pleiten am Stück nichts mehr übrig geblieben ist.
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