„Eine Farce“: Hamburger Diskus-Riese wütend nach bizarren Szenen bei der WM
Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Tokio sollte für Diskuswerfer Mika Sosna der große Höhepunkt einer langen Saison werden. Doch das Finale am Sonntagabend verwandelte sich in eine Regenschlacht – mit fatalen Folgen für den Hamburger Athleten.
Sintflutartige Niederschläge machten den Wurfring spiegelglatt, die Athleten kämpften mehr ums Gleichgewicht als um die richtige Technik. Für den 22-jährigen Sosna, der für die TSG Bergedorf startet, endete das Drama nach drei Versuchen mit dem Ausscheiden. Mit 58,60 Metern belegte er Platz elf. Besonders tragisch: Ausgerechnet vor seinem dritten und letzten Versuch setzte der Regen noch einmal besonders stark ein – ein fairer Wettkampf war so kaum möglich.
Gold, Silber und Bronze bei der Diskus-WM
Den Weltmeistertitel sicherte sich der Schwede Daniel Ståhl mit 70,47 Metern. Silber ging an den litauischen Weltrekordhalter Mykolas Alekna mit 67,84 Metern, Bronze an den Samoaner Alex Rose mit 66,96 Metern. Für Rose war es die erste Medaille überhaupt für Samoa bei einer Leichtathletik-WM – ein historischer Erfolg.

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Dabei war Sosna mit großen Hoffnungen nach Japan gereist. Im Gespräch mit der MOPO hatte er im Vorfeld betont, dass das Diskus-Finale eine „absolute Wundertüte“ werde. Trotz einer langen Saison wollte er in Tokio „Spaß haben, durchhalten und das Beste aus mir herausholen“.
Mika Sosna hatte große Erwartungen
Die Voraussetzungen waren gut: Bei den Deutschen Meisterschaften in Dresden hatte er den dritten Platz belegt, bei den World University Games in Bochum im Juli sogar Gold gewonnen. Seine Saison-Bestleistung und persönliche Bestleistung liegen bei 70,05 Metern – nur vier Werfer, die sich für das WM-Finale qualifiziert hatten, hatten in diesem Jahr weiter geworfen. Ein Platz unter den besten Acht wäre unter regulären Bedingungen absolut realistisch gewesen.
Doch die Realität in Tokio war eine andere. „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was da gestern los war. Es war wie in einem schlechten Film. Wir mussten ständig rein und raus, uns immer wieder neu warm machen – und dann setzte plötzlich wieder Regen ein, teilweise sogar richtig heftig. Viele Athleten haben sich danach extrem darüber beklagt, wie man eine Weltmeisterschaft unter diesen Bedingungen durchführen kann“, sagte Sosna bei Sport1.
„Wie in einem schlechten Film“ – Sosna über das Chaos
Um Halt zu finden, griff er zu ungewöhnlichen Mitteln: „Ich habe wirklich alles in meiner Macht Stehende probiert. Am Ende hatte ich sogar Socken über den Schuhen, einfach damit ich ein bisschen Halt finde. Es wurden plötzlich sämtliche Regeln über den Haufen geworfen: Man durfte mit Straßenschuhen werfen, andere tapten ihre Schuhe, jeder improvisierte. Aber bei mir hat nichts davon funktioniert. Ich bin damit total überfordert gewesen.“
„Der Ring war spiegelglatt, teilweise wirklich wie Glatteis. Für uns Werfer, die Technik über Geschwindigkeit ins Werfen bringen müssen – und da zähle ich mich dazu –, war das quasi unmöglich. Gerade der Abdruck mit dem linken Fuß in Wurfrichtung ist bei meinem Stil entscheidend; ohne Grip habe ich keine Chance. Wer da Gas geben wollte, hatte einfach schlechte Karten“, erklärte Sosna weiter.
Gefahr für die Athleten
Auch die Sicherheit stand auf dem Spiel. „Absolut. Ich glaube, wir können alle froh sein, dass sich niemand schwer verletzt hat. Jeder Schritt war riskant, jeder Versuch ein Balanceakt. Bei einer WM sollte sowas eigentlich nicht vorkommen“, so Sosna bei Sport1.

Tatsächlich waren viele Athleten unzufrieden. Australiens Matt Denny sprach von einer „Farce“ und kritisierte, dass der Wettkampf trotz der gefährlichen Verhältnisse nicht länger unterbrochen wurde. International hieß es, dieses Finale sei „einer Weltmeisterschaft nicht würdig“.
Bitteres Saisonende für Sosna
Hinzu kam das groteske Ende: Erst um 23.07 Uhr Ortszeit war der Wettbewerb beendet – da hatten große Teile der Zuschauer das Stadion längst verlassen. Die Medaillen wurden also in einer fast leeren Arena vergeben, ein unwürdiger Rahmen für eine WM-Entscheidung.
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„Es ist bitter. Mit so einem Wettkampf will man die Saison nicht abschließen. Ich hätte sehr gern gezeigt, wozu ich eigentlich fähig bin – und nicht nur, wie ich versuche, nicht auszurutschen. Es ist extrem ärgerlich. Ich bin frustriert, auch enttäuscht, ja – aber ändern kann ich das Resultat jetzt nicht mehr. Ich hoffe nur, dass wir aus sowas lernen und dass bei künftigen Wettkämpfen solche Bedingungen nicht mehr einfach hingenommen werden müssen“, sagte Sosna zu Sport1.
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