Trotz Erfolg: NDR sägt diese junge Journalistin ab – weil sie zu „rechts“ ist?
Sie gilt als eine der spannendsten jungen Journalistinnen beim Öffentlich-rechtlichen Rundfunk: Julia Ruhs (31) moderiert das Reportage-Format „Klar“ von NDR und BR – und trifft damit den Nerv vieler Zuschauer. Doch während das Publikum sie feiert, läuft im Norden eine erbitterte Kampagne gegen sie. Kolleginnen und Kollegen werfen ihr vor, rechte Stimmungen zu bedienen. Die Verantwortlichen zogen deshalb nun die Reißleine.
Neues Format „Klar“: Erfolgreicher Start mit Julia Ruhs
Im April startete die neue ARD-Sendereihe „Klar“. Produziert von NDR und BR, will das Format unbequeme Themen aufgreifen – Migration, Corona, den Frust auf dem Land. Moderatorin: Julia Ruhs. Anspruch: nah dran sein, persönliche Geschichten erzählen, Debatten nicht den Extremen überlassen.
Das Publikum dankte es ihr. Laut interner Befragung vergeben rund zwei Drittel der Befragten Bestnoten für die ersten Folgen. Auch viele Zuschauer, die sich selbst nicht konservativ verorten, loben Glaubwürdigkeit und Substanz. Eigentlich ein Erfolg.
Interne Kritik: Offener Brief gegen die Moderatorin
Doch schon wenige Tage nach der ersten Folge über Migration soll es intern gekracht haben. Rund 150 NDR-Mitarbeiter kamen zu einer Programmbesprechung zusammen, die sich in eine regelrechte Abrechnung verwandelte. Zeitgleich übergaben Angestellte einen offenen Brief, von fast 250 Kollegen unterschrieben.
In dem Schreiben distanzierten sie sich ausdrücklich von „Klar“. Die Sendung habe journalistische Grundsätze verletzt und den öffentlich-rechtlichen Auftrag missachtet, hieß es. Koordiniert worden sein soll das Ganze in einer geheimen Chatgruppe. Die „Welt“ berichtete zuerst.
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Nach Programmausschuss: NDR setzt auf neues Gesicht
Der NDR hielt sich bisher mit einer Stellungnahme zu den Vorgängen und zu Ruhs zurück. Doch nach einer Sitzung im Programmausschuss am Dienstagabend ist eine Entscheidung gefallen. „In Zukunft werden NDR und BR Ausgaben zu ,Klar‘ liefern. Die BR-Ausgaben werden von der Mitarbeiterin des Bayerischen Rundfunks Julia Ruhs präsentiert. Der Norddeutsche Rundfunk wird ein eigenes Gesicht einbringen. Julia Ruhs bleibt Teil des Moderationsteams“, so der NDR auf Nachfrage der MOPO.
Ich bin zutiefst enttäuscht, ja fassungslos über die Entscheidung des NDR, genauso wie mein gesamtes KLAR-Team. Dass ich KLAR für den NDR nicht mehr moderieren darf, ist ein Armutszeugnis. Geht es beim NDR mit dem Format weiter, wird auch die Redaktion (+Chef) eine andere sein.
— Julia Ruhs (@juliaruhs) September 17, 2025
Julia Ruhs reagiert fassungslos auf die Entscheidung
Für Ruhs ist das ein Schlag ins Gesicht. Dementsprechend harsch fiel die Reaktion der Moderatorin aus. „Ich bin zutiefst enttäuscht, ja fassungslos über die Entscheidung des NDR, genauso wie mein gesamtes ,Klar‘-Team“, schrieb sie in dem Beitrag auf X, ehemals Twitter. Sie nannte das Vorgehen ein „Armutszeugnis“. Eine Nachfolge für Ruhs für die „Klar“-Folgen beim NDR steht bisher nicht fest. (rei)
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