Stress mit Nationaltrainer? HSV-Offensivmann erzählt „die Wahrheit“
Er wollte die Länderspielreise nutzen, um seine gute Form aufrechtzuerhalten und um seinen Stammplatz gegen Neuzugang Fábio Vieira zu behaupten. Der Plan ging nur bedingt auf: Emir Sahiti saß beim 0:5-Debakel in München 90 Minuten lang auf der Bank. Es war das erste Mal seit fast sieben Monaten, dass der Kosovare bei einem Pflichtspiel des HSV nicht mitwirkte – und das, nachdem er zuvor nicht für seine Nationalelf zum Einsatz gekommen war. Anders als zunächst dargestellt, hatte Sahiti aber wohl keinen Zoff mit seinem Coach.
Die Worte von Franco Foda klangen danach, als ob neben Bersant Celina (29), der beim schwedischen Erstligisten AIK Solna unter Vertrag steht, auch der HSV-Profi etwas verbrochen hätte. „Beide kennen den Grund, warum sie dieses Mal nicht ins Team berufen wurden“, sagte der deutsche Nationaltrainer des Kosovo vor den jüngsten Länderspielen. Details wolle er allerdings „nicht an die Öffentlichkeit weitergeben“. Das ließ Raum für Spekulationen.
HSV-Nationalspieler Emir Sahiti: „Ich wurde nominiert“
Eine Interpretation der vermeintlichen Nicht-Nominierung, die auch die MOPO vor eineinhalb Wochen aufgegriffen hatte, lautete so: Foda soll angeblich verstimmt darüber gewesen sein, dass Sahiti auf die Testländerspiele im Juni verzichtet hatte, um stattdessen seine Frau Kim zu heiraten. Damals hieß es, dass Foda dem Offensivmann diesen Wunsch erfüllte, dass also alles einvernehmlich ablief. Stimmte das gar nicht? War das der Auslöser des Unmuts?

Sahiti sorgte nun für Klarheit. Demnach hätte er bei den jüngsten WM-Qualifikationsspielen gegen die Schweiz (0:4) und gegen Schweden (2:0) dabei sein können – wenn er denn gewollt hätte. „Die Wahrheit ist: Ich wurde nominiert“, erklärt der 26-Jährige gegenüber der MOPO. „Es war aber meine Entscheidung, nicht zur Mannschaft zu reisen.“ Und diese habe er aus guten Gründen getroffen. „Es gibt keine Probleme zwischen mir und meinen Mitspielern in der Nationalelf, wir sind alle Freunde“, stellt Sahiti klar. Aber da ist etwas, was ihn zuletzt störte bei Kosovos A-Team.
Sahiti störte sich an seinen Bankplätzen bei Kosovos Team
„Manche Spieler stehen für den Kosovo in der Startelf, obwohl sie in ihren Klubs monatelang kaum gespielt haben“, beschreibt der Flügelspieler, ohne einzelne Namen zu nennen. Es scheint, als hätte sich Sahiti bei den vergangenen Abstellungsperioden ungerecht behandelt gefühlt. „Ich spiele für den HSV, einen großen Klub, und fühle mich top – saß bei Länderspielen zuletzt aber auf der Bank“, erzählt er. „Das ist kein Problem, wenn es sportliche Gründe hat. Aber wenn ich es verdiene, will ich auch spielen. Deshalb habe ich dem Direktor erklärt, diesmal nicht zu kommen.“

Der Sportdirektor des kosovarischen Fußballverbands ist Sahitis Landsmann Samir Ujkani (37), dessen Stellvertreter der deutsche Markus Weidner (57), der von 2017 bis 2022 bei Eintracht Frankfurt gearbeitet hatte. Mit Trainer Foda selbst soll der HSV-Profi vor der jüngsten Nominierung gar nicht gesprochen haben. Stattdessen, so seine Version, ging Sahiti mit dem Wunsch, auf die Reise zu verzichten, auf die Direktoren zu. Und das aus freien Stücken, betont er. Groll hegt Sahiti nicht, gegen niemanden, trotz seines Unverständnisses über manche Startelf-Entscheidungen.
Lädt Coach Franco Foda den HSV-Profi künftig wieder ein?
Tatsächlich stand der Flügelspieler, der in der Rückrunde der Vorsaison zu den Hamburger Aufstiegshelden zählte, noch bei keinem seiner fünf Einsätze für den Kosovo in der Startelf. Auch, als er letztmals im März bei zwei Nations-League-Partien dabei war, kam er jeweils von der Bank. Das scheint ihm offenbar nicht gefallen zu haben. Trotzdem unterstreicht er im MOPO-Gespräch: „Ich liebe mein Heimatland.“ Sahiti schaute sich in der Länderspielpause, die er mit seiner Familie unter anderem im kroatischen Split verbrachte, sowohl die deutliche Pleite gegen die Schweiz um HSV-Kollege Miro Muheim als auch den überraschenden Erfolg des Kosovo über Schweden live im Fernsehen an.
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„Der Sieg meiner Nationalmannschaft hat mich sehr gefreut“, sagt er – und schließt künftige Reisen zur Truppe von Foda nicht aus. Ob es dazu kommt, hängt ab von der Meinung des Nationaltrainers – aber auch von den Leistungen Sahitis, der bei der HSV-Pleite in München seinen Stammplatz an Vieira verlor. Für Ärger sorgte er daher aber nicht.
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