Älterer Mann mit Brill im Anzug

Ex-BND-Präsident August Hanning Foto: dpa | Michael Kappeler

Eskalation im Fall Block: Razzia gegen Ex-BND-Chef August Hanning

Ermittler durchsuchen am Dienstagmorgen den Hamburger Sitz der Sicherheitsfirma System 360, bei der der Ex-Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), August Hanning, eine verantwortliche Position innehat. Das gab die Staatsanwaltschaft Hamburg bekannt. Die Razzia ist Teil einer großangelegten, internationalen Aktion im Zusammenhang mit der Entführung der Block-Kinder. Den Ermittlern gehe es auch um die falschen Kinderporno-Anschuldigungen gegen den Vater der Kinder, so die Staatsanwaltschaft.

Insgesamt wurden am Dienstag 13 Durchsuchungsbeschlüsse im In- und Ausland vollstreckt, erklärt die Staatsanwaltschaft Hamburg: acht Wohn- und Geschäftsadressen der Beschuldigten sowie fünf Objekte von Nichtverdächtigen in Hamburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und in der Schweiz.

Ermittler durchsuchen Büros von Sicherheitsfirma

Die Ermittlungen richten sich gegen den 64-jährigen pensionierten Hamburger LKA-Beamten Thorsten Mehles sowie gegen den früheren BND-Präsidenten August Hanning (79). Eugen Block, so sagt es seine Tochter im Gericht, habe deren Sicherheitsfirma System 360 ins Spiel gebracht, nachdem seine beiden Enkelkinder im August 2021 von einem Besuch beim Vater in Dänemark nicht zurückgekommen sind.

100.000 Euro für Rückhol-Aktion der Kinder

Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass Mehles und Hanning als Verantwortliche des Unternehmens System 360 im Jahr 2022 gegen Zahlung von mehr als 100.000 Euro den Auftrag von Christina Block angenommen haben, die beiden Kinder aus Dänemark zurückzuholen. Oder wie es die Staatsanwaltschaft ausdrückt: Sie „dem ebenfalls sorgeberechtigten Ehemann zu entziehen“.

Staatsanwaltschaft: Tatplan sah notfalls Gewalt gegen Kinder vor

Der mutmaßliche Tatplan habe vorgesehen, die Kinder am Morgen des 9. November 2022 auf dem Schulweg abzupassen, deren Begleitung abzulenken und es Christina Block auf diese Weise zu ermöglichen, den damals achtjährigen Sohn und die damals zwölfjährige Tochter in ein bereitstehendes Auto zu setzen und zurück nach Hamburg zu bringen. Notfalls hätte auch Gewalt gegen die Kinder angewendet werden sollen, so die Staatsanwaltschaft, das hätten die Beteiligten „gebilligt“.

Die Aktion scheiterte jedoch, weil der Kindesvater rechtzeitig verdächtige Personen an seinem Wohnhaus bemerkt und die dänische Polizei informiert hatte.

Ex-BND-Chef soll auch hinter falschen Vorwürfen stecken

Der weitere Hammer-Vorwurf gegen den Ex-Chef des Bundesnachrichtendienstes: Er und Mehles sollen zusammen mit Christina Block und den Verantwortlichen der israelischen Sicherheitsfirma Cyber Cupula (die später die Entführung der Kinder durchgeführt haben sollen) hinter den falschen Kinderporno-Vorwürfen stecken, mit denen der Kindsvater Stephan Hensel und dessen Anwalt Gerd Uecker diskreditiert werden sollten.

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Laut Staatsanwaltschaft wurde dafür im September 2023 unter anderem eine von Cyber Cupula beschaffte Festplatte mit mehr als 500 kinderpornografischen Bild- und 64 Videodateien auf dem Garagendach des Kindsvaters in Dänemark platziert. Gegenstand der laufenden Ermittlungen ist ebenfalls, ob und inwieweit die Beschuldigten selbst an der Entführung der beiden Kinder in der Silvesternacht beteiligt waren. August Hanning hat bislang jede Beteiligung an der Entführung der Kinder bestritten.

Prozess gegen Christina Block geht im September weiter

Der Prozess gegen Christina Block und sechs Mitangeklagte geht am 22. September weiter. Sie hat ebenfalls bestritten, etwas mit der Entführung ihrer Kinder zu tun zu haben, räumt aber ein, über die Jahre mehrere Sicherheitsfirmen damit beauftragt zu haben, nach Wegen zu suchen, wie sie ihre Kinder zurückbekommen könnte. Das hätte in ihrer Situation jede Mutter gemacht, so ihre Erklärung.

Die späteren mutmaßlichen Entführer – Ex-Mossad-Agenten – wohnten monatelang im Hotel der Familie Block, gratis und unter falschen Namen. Die Israelis hätten jedoch, so die Verteidigungsstrategie, auf eigene Faust und ohne Wissen der Familie Block gehandelt.

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