Es geht um Torunarigha: Polzin beantwortet spannende HSV-Frage
Wer bisher nicht wusste, wie Jordan Torunarigha mit seinen eigenen Leistungen umgeht, dem verriet Merlin Polzin am Dienstag etwas: „Er ist sehr reflektiert und immer sein härtester Kritiker.“ Das sei auch nach dem 0:2 im Stadtderby so gewesen. „Jordan war nach dem Spiel gegen St. Pauli sicherlich nicht zufrieden.“ Wegen der Pleite an sich – und vermutlich wegen seiner eigenen, wackligen Leistung. Daher drängte sich eine Frage auf.
Sie lautet: Besteht Polzin darauf, dass ein Linksfuß den linken Part in der Abwehr-Dreierkette des HSV bekleidet? Der Coach schüttelte am Dienstag den Kopf. „Das ist nicht zwingend erforderlich“, hielt er fest. „Jordan ist natürlich mit seinem linken Fuß passend (für diese Position; d. Red.), aber das ist im modernen Fußball nicht zwingend notwendig.“ Beispielhaft verwies Polzin auf einen Profi, der nicht mehr beim HSV ist: Ex-Kapitän Sebastian Schonlau.
Polzin: Ein HSV-Rechtsfuß auf halblinker Seite ist möglich
Der langjährige Abwehrchef ist Rechtsfuß und lief in den vergangenen Jahren meist als linker Innenverteidiger auf – egal, ob neben Mario Vuskovic, Jonas David oder Dennis Hadzikadunic. Da allerdings agierte der HSV noch mit einer Viererkette, weshalb der Vergleich etwas hinkt. Polzin findet dennoch, dass man „fußverkehrt sowohl in der Vierer- als auch in der Fünferkette auftreten kann“. Theoretisch sieht er es also als mögliche Option, jemanden wie Daniel Elfadli, Luka Vuskovic oder Warmed Omari halblinks aufzustellen. Wahrscheinlich ist das aber (vorerst) nicht.

Mit Blick auf das Auswärtsspiel in München (Samstag, 18.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) hofft Polzin, dass der zuletzt leicht angeschlagene Torunarigha fit für die Startelf sein wird. „Das ist das Ziel, mit dem wir in die Woche gestartet sind“, sagte der Coach. „Ob es am Ende so kommt, müssen wir mal gucken – und auch heute, wie Jordan die Belastung vertragen wird.“ Fällt der Deutsch-Nigerianer aus oder sitzt er auf der Bank, hieße die naheliegende Alternative Aboubaka Soumahoro. Der 20-Jährige ist der zweite Linksfuß, der als Innenverteidiger im Kader steht.
Wann HSV-Talent Soumahoro „einfach abliefern“ muss
„Ich weiß natürlich, dass wir mit Abou einen haben, der uns in der Saison noch viel Freude bereiten wird und der auch jetzt bei der Nationalmannschaft gute Auftritte hingelegt hat“, lobt Polzin den Youngster, der bei den zwei Siegen von Frankreichs U20 gegen Spaniens U20 (2:0 und 1:0) zum Einsatz kam – einmal über 90 Minuten, das andere Mal als Joker. „Er kommt aber aus einer langen Verletzung“, erinnert Polzin an die vergangene Rückrunde, die Soumahoro wegen einer Sehnenverletzung nahezu komplett verpasste. Daher fordert sein Trainer: „Abou muss geduldig weiterarbeiten. Und wenn ich das Gefühl habe, jetzt ist der Moment da, dann muss er einfach abliefern.“
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Tendenz: Bis zu Soumahoros Reifeprüfung in einem Pflichtspiel wird es noch dauern. Zumal dann, wenn Polzin viele Alternativen hat. Den Stab über Torunarigha brechen will er noch nicht, im Gegenteil. „Wir dürfen uns von diesen Strömungen, die von außen kommen, nicht zu stark beeinflussen lassen“, appelliert der Trainer, der die Kritik am 28-Jährigen mitbekommen hat. Ihm ist aber dies wichtiger: „Jordan weiß ganz genau, was er richtig gut gemacht hat in den ersten Spielen – und auch, an welchen Dingen er weiterarbeiten muss.“ Damit Torunarigha seinen Stammplatz nicht verliert. Soumahoro lauert auf seine Chance. Und auch Elfadli, der in der Zentrale perspektivisch von Vuskovic verdrängt werden dürfte, könnte auf halblinks im Zweifel einspringen – das legt Polzins Antwort zumindest nahe.
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