Großfamilien-Streit eskaliert nach Urteil – Ministerin verspricht „Härte der Justiz“
Aufruhr im Gerichtssaal: Eine Fehde zwischen zwei Großfamilien eskalierte nach einem Mordurteil in Stade. Auch Pfefferspray kam zum Einsatz, um die Lage zu beruhigen. Niedersachsens Justizministerin will den Vorfall nicht so stehen lassen und kündigt nun Konsequenzen an.
Nach den Ausschreitungen zwischen zwei Großfamilien bei einem Mordprozess in Stade müssen die Randalierer nach Worten von Justizministerin Kathrin Wahlmann mit Konsequenzen rechnen. „Wer sich nicht an unsere Regeln hält, der bekommt die volle Härte der niedersächsischen Justiz zu spüren“, sagte die SPD-Politikerin der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“.
Die Ministerin lobte, Wachtmeister und Polizisten hätten die Lage schnell unter Kontrolle gebracht. Das sei möglich gewesen, weil die Justiz einen guten Überblick über kriminelle Clanstrukturen im Land habe. Die Grünen als Koalitionspartner hatten dagegen erst vor wenigen Tagen kritisiert, die Clankriminalität werde mit dem jährlichen Lagebild von Polizei und Justiz zu den Strukturen „künstlich aufgebauscht“.
Familie des Opfers ging auf Angehörige des Angeklagten los
Bei dem Mordprozess in Stade war ein 35-Jähriger wegen heimtückischen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht sah es als erwiesen an, dass der Mann im März 2024 aus Wut ein Mitglied einer verfeindeten Großfamilie mit einem Messer tödlich verletzte.
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Nach dem Urteilsspruch gingen Mitglieder der Familie des Opfers im Gerichtssaal lautstark auf Angehörige des Angeklagten los. Mit Kletteraktionen und Tritten gegen die Sicherheitsscheibe, die den Zuschauer- vom Richterbereich trennte, versuchten Zuschauer, zum Angeklagten zu gelangen. Ein Bruder des Opfers sprintete dem Angeklagten nach, als dieser abgeführt wurde. Beamte setzten Pfefferspray ein, um zu deeskalieren.
Das Urteil ist bisher nicht rechtskräftig. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert, weil sie von Nothilfe ausgeht, und kündigte Revision an. (dpa/mp)
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