So soll das neue Schwanenquartier am Eppendorfer Mühlenteich einmal aussehen.

So soll das neue Schwanenquartier am Eppendorfer Mühlenteich einmal aussehen. Foto: eins:eins Architekten

Viel teurer und deutlich zu spät: Diese Projekte in den Stadtteilen hinken hinterher

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Ob Alsterdorf, Wilhelmsburg oder Winterhude – überall in der Stadt werden Bauprojekte deutlich teurer und später fertig als geplant. Das hat jetzt eine Analyse des Vereins „Bund der Steuerzahler“ ergeben. Mehr als ein Dutzend Projekte wurden dafür unter die Lupe genommen und deren geplante und reale Kosten verglichen – der Finanzsenator verweist auf die angespannte Lage in der Baubranche.

Rund 80 Millionen Euro hatte der Senat im vergangenen Sommer gemeinsam mit dem Bund als „Investitionsoffensive“ für Hamburgs Stadtteilzentren und Sportstätten angekündigt. Der Steuerzahlerbund hat jetzt die geplanten und realen Kosten für mehr als zehn Bauprojekte in den Stadtteilen verglichen. Das Ergebnis: Die meisten werden deutlich teurer und verspäten sich.

In einer Mitteilung listete der Steuerzahlerbund am Samstag die betroffenen Projekte auf:

  • Ruder-Club Wilhelmsburg – Neubau Vereinshaus (Bezirk Hamburg-Mitte): Von 2,7 auf 5,2 Mio. Euro, also nahezu eine Verdoppelung. Begründung: Inflation, Corona, Kriegsfolgen und Planungsfehler. Fertigstellung jetzt 2026 statt 2023.
  • Sportcampus Alsterdorf (Bezirk Hamburg-Nord): Von 7,1 auf 12,8 Mio. Euro, also plus rund 80 Prozent. Begründung: Inflation und schlechter Baugrund. Fertigstellung statt 2025 jetzt erst 2026.
  • Ersatzneubau Goldbekhaus (Bezirk Hamburg-Nord): Von 9,1 auf 15,6 Mio. Euro, Fertigstellung nun 2030 statt 2025.
  • Neubau Schwanenquartier (Bezirk Hamburg-Nord):
  • Von ursprünglich 3,6 Mio. Euro (2021) auf inzwischen 7,1 Mio. Euro (2024). Fertigstellung ursprünglich für 2024 vorgesehen, nun mindestens zwei Jahre verspätet. Begründung: schwieriger Baugrund, Preissteigerungen – und zugleich Ausweitung des Projekts (Umweltbildungsräume, Dachbegrünung).
  • Ersatzneubau Vereins- und Stadtteilzentrum Farmsener Turnverein (Bezirk Wandsbek):
  • Von 1,1 auf 5,5 Mio. Euro, Fertigstellung 2027 statt 2023. Kostensteigerung 400 Prozent.
  • Jugend- und Stadtteilkulturzentrum Motte e. V. (Bezirk Altona): Noch keine Kostensteigerung dokumentiert, aber Verzögerung um zwei Jahre.
  • Sanierung Bürgerhaus Wilhelmsburg (Bezirk Hamburg-Mitte):
    Kostensteigerung von 9,4 auf 9,8 Mio. Euro. Grund: zusätzliche Brandschutzauflagen. Finanzierung: 3 Mio. Euro Bundesmittel, 6,8 Mio. Euro Landesmittel. Bau bereits gestartet. Fertigstellung Ende 2025 – bislang ohne Verzögerung.
  • Hamburg-Haus (Bezirk Eimsbüttel):
    Kostensteigerung von 13,2 auf 13,6 Mio. Euro, neuer Fertigstellungstermin 2027 statt 2025. Offizielle Begründung: denkmalpflegerischer Aufwand.
  • Jüdischer Friedhof (Bezirk Hamburg-Nord):
    Keine Kostensteigerung, aber noch nicht gestartet. Zuwendungsantrag erst im vierten Quartal 2025 geplant.
  • Straße der Inklusion (Bezirk Hamburg-Nord):
    Stabil bei 12,2 Mio. Euro, aber Baustart frühestens 2025/26.
  • Kanucentrum Osterbek des Hanseat Verein für Wassersport e. V. (Bezirk Hamburg-Nord):
    Angeblich Kostensenkung von 7,0 auf 6,5 Mio. Euro. Aber der Baustart ist auch erst Ende 2025.
  • Lehrschwimmorientiertes Becken (Bezirk Wandsbek):
    Von 12,7 auf 21 Mio. Euro. Verzögerung zwar „nur“ drei Monate, aber ein gewaltiger Sprung im Budget. Fertigstellung 2027.
  • Ersatzneubau Vereins- und Stadtteilzentrum SC Eilbek (Bezirk Wandsbek):
    Von 2,9 auf 4,7 Mio. Euro, Fertigstellung nun 2027 statt 2024.
  • Sanierung und Erweiterung Sportforum Walddörfer SV (Bezirk Wandsbek):
    Von 5,3 auf 7,9 Mio. Euro, Fertigstellung bis 2027 statt 2023.

„Die Investitionsoffensive des Senats ist alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Sie entwickelt sich vielmehr zur Kostenfalle für die Steuerzahler“, kommentiert Sascha Mummenhoff vom „Bund der Steuerzahler“. Darum fordert der Bund nun eine „ehrliche Zwischenbilanz“ des Senats. Das „Abendblatt“ berichtete zuerst.

Hamburgs Finanzsenator weist Vorwürfe zurück

Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) wies die Vorwürfe gegenüber dem „Abendblatt“ zurück: „Natürlich wollen wir als Stadt Kostensteigerungen vermeiden“, sagter er. An vielen Stellen gelinge das auch schon, doch wie andere Auftraggeber sei auch die Stadt von der angespannten Lage in der Baubranche betroffen. „Inflation, Lieferkettenschwierigkeiten und Energiekosten haben in den letzten Jahren alle vor große Herausforderungen gestellt“, wird der Senator zitiert.

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Dressel kritisierte außerdem die Gestaltung des Bundesförderprogramms „Sanierung kommunaler Einrichtungen“ – oft würde das Geld erst eingeholt, wenn die Planung noch nicht ausgreift ist, weil für diese selbst schon Mittel benötigt werden. Er fordert daher vom Bund: „Auch bei der fertig ausgeplanten Maßnahme muss die Förderung des Bundes 45 Prozent betragen.“ (mp)

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