Christina Block in der Prozesspause am Dienstag.

Christina Block in der Prozesspause am Dienstag. Foto: Marcus Brandt/dpa

Kontaktmann des Hafenchefs bringt die Block-Verteidigung in Bedrängnis

Christina Block hat vor Gericht immer wieder ausgesagt, die späteren Entführer – Mitarbeiter des israelischen Unternehmens „Cyber Cupula“ – hätten nur die Cybersicherheit des Block-Hotels „Elysée“ in Rotherbaum überprüfen sollen. Laut Staatsanwaltschaft stellt ein Zeuge den Auftrag an die Israelis jedoch ganz anders dar. Dadurch könnte die gesamte Verteidigungsstrategie der Unternehmerin ins Wanken geraten. Auch HPA-Chef Jens Meier könnte in Erklärungsnöte geraten.

Fast beiläufig hatten die Vertreterinnen der Staatsanwaltschaft am vergangenen Verhandlungstag aus einer Zeugenvernehmung zitiert. Der Inhalt: hochbrisant. Der Mann, ein in Frankfurt lebender Israeli, hatte demnach ausgesagt, HPA-Chef Jens Meier habe ihm den Anruf eines Anwaltes angekündigt. Dieser Anwalt habe ihm dann ein familienrechtliches Anliegen vorgetragen, es sei dabei um Ausspähungen gegangen, man brauche Beweise für das Festhalten zweier Kinder in Dänemark.

Bei diesem Anwalt handelte es sich um den Anwalt der Familie Block, einen engen Vertrauten Eugen Blocks – und derzeit mit Christina Block angeklagt. Die Staatsanwaltschaft ist sicher, dass der Jurist zusammen mit der Mutter die Entführung der beiden Kinder in der Silvesternacht 2023 organisiert habe.

Es soll gar nicht um Cybersicherheit gegangen sein

Der Zeuge stützt diesen Verdacht, wenn er aussagt, dass es dem Anrufer gar nicht um irgendetwas mit Cybersicherheit ging, sondern von vornherein um zwei Kinder in Dänemark. Seine Aussage, so wie sie laut Staatsanwaltschaft in den Akten steht, wäre ein eklatanter Widerspruch zu Christina Blocks Version. Nach ihrer Darstellung habe der Familienanwalt über sein „Netzwerk im Hafen“ nach Experten für Cybersicherheit gesucht und der HPA-Chef habe einen israelischen Kontaktmann empfohlen, der wiederum den Kontakt zu der israelischen Firma „Cyber Cupula“ hergestellt habe.

Weil die Empfehlung über Jens Meier gekommen sei, habe sie „Cyber Cupula“ vertraut, so Block. Sie selbst sei immer davon ausgegangen, dass es sich bei den Israelis, die sich da monatelang in ihrem Hotel „breitgemacht“ (so Christina Block) haben, um Experten für Cybersicherheit gehandelt habe. Sie sei überrascht gewesen, dass die Cyber-Cupula-Leute ihr am Neujahrstag 2024 in Süddeutschland plötzlich ihre Kinder übergeben hätten. Dass es sich bei den vermeintlichen IT-Experten um Ex-Mossad-Agenten gehandelt habe, sei ihr nicht bekannt gewesen.

Es knirscht im Gerüst der Verteidigung

Die ganze Verteidigung basiert darauf, dass Christina Block die späteren Entführer für IT-Experten gehalten hat, und dass diese aus eigenem Antrieb und ohne ihr Wissen ihre Kinder verschleppt haben. Wenn die Aussage des Kontaktmannes aber glaubwürdig ist, und es beim Anheuern von „Cyber Cupula“ von Anfang an gar nicht um Cybersicherheit in einem Hotel ging, dann knirscht es gewaltig im Gerüst der Verteidigungsstrategie.

Denn dann wirkt es so, als habe der nun angeklagte Familienanwalt mithilfe seines „Netzwerkes im Hafen“ nach etwas ganz anderem gesucht: einer robusten Lösung für den zunehmend aussichtslosen Kampf um die Rückkehr der Block-Kinder nach Hamburg. Würde ein Jurist und Vertrauter von Eugen Block so ein heikles Unterfangen ohne Wissen und ohne Auftrag der Familie Block angehen? Christina Block hatte den Anwalt respektvoll den „Problemlöser“ genannt.

Sicherheitsfirmen präsentierten abenteuerliche Ideen

Juristisch war Anfang 2023 so ziemlich alles ausgereizt: Die dänischen Behörden weigerten sich hartnäckig, das Aufenthaltsbestimmungsrecht der Mutter umzusetzen, mit der Begründung, die Kinder wollten aus freien Stücken beim Vater bleiben. Mehrere Sicherheitsfirmen hatten zwar viel Geld kassiert und Christina Block teilweise abenteuerliche Ideen für Rückholaktionen präsentiert, aber nichts davon hatte etwas geändert: Die Kinder waren seit August 2021 in Dänemark. Die Verzweiflung, das kann man Christina Block sicher glauben, wuchs mit jedem Tag.

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Aber wenn der Familienanwalt den HPA-Chef nicht nach einer Empfehlung für gute Cybersicherheitsleute gefragt hat, wonach dann? Konnte Jens Meier ahnen, dass es bei der Anfrage nicht um das Hotel ging, sondern um die Rückholung der Kinder aus Dänemark? Auf Biegen und Brechen und koste es, was es wolle?

Dass der Hafenchef überhaupt als Zeuge in die Ermittlungen rund um die gewaltsame Verschleppung der damals zehn und 13 Jahre alten Block-Geschwister geraten ist, lag an einer Nachricht, die die Staatsanwaltschaft auf dem sichergestellten Handy des Block-Anwaltes gefunden hatte. Darin fragt Jens Meier den Anwalt, ob er noch etwas zum „Projekt Dänemark“ wissen müsse. Diese Nachricht führte dazu, dass im Oktober 2024 die Privaträume des Hafenchefs durchsucht wurden. Er galt aber immer nur als Zeuge. Den Ermittlern hat Jens Meier später erklärt, die Firma „Cyber Cupula“ sei ihm unbekannt, gleichlautend beantwortete die HPA-Pressestelle eine MOPO-Anfrage.

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