Der große Kino-Abend des HSV: Als Vuskovic auftauchte, wurde es laut
Von diesem Abend werden sie noch eine Weile zehren. Die HSV-Helden bekamen ihre lange Aufstiegsreise am Mittwochabend auf der Leinwand zu sehen, die emotionale Geschichte gipfelte im Abpfiff des entscheidenden Spiels gegen Ulm – und Daniel Heuer Fernandes schwärmte nach rund zwei Stunden im Kinosessel: „Das ist der Moment, der diese Doku so überragend macht.“ Die HSV-Aufstiegsdoku von OMR-Regisseur Tom Häussler. Bei der Premiere im CinemaxX-Kino am Dammtor wurde es mehrfach laut – auch wegen Mario Vuskovic.
Der gesperrte HSV-Liebling wurde schon von Fans umzingelt, da hatte er das Gebäude am Dammtordamm noch gar nicht betreten. Vuskovic, der mit seiner Partnerin Barbara gekommen war, schrieb vor Einlassbeginn um 18.30 Uhr Autogramme, lächelte für Selfies. Nach ihm betraten viele weitere HSV-Gesichter der vergangenen Jahre das Kino: Ex-Sportvorstand Jonas Boldt, Ex-Coach Tim Walter, Ex-HSV-Vizekapitän Ludovit Reis – um nur ein paar zu nennen. Es folgten die Aufsteigerinnen der HSV-Frauen – und schließlich die männlichen Profis um Verteidiger Daniel Elfadli.
HSV-Aufstiegsdoku wurde am Dammtor erstmals gezeigt
„Es ist nicht allzu lange her mit dem Aufstieg“, sagte Elfadli auf dem extra eingerichteten blauen Teppich. „Gleich zu sehen, was passiert ist, und wie es passiert ist – darauf freuen wir uns sehr.“ Und sie wurden nicht enttäuscht – im Gegenteil. Nachdem Katrin Müller-Hohenstein die Premiere anmoderiert („Vor 102 Tagen ist der HSV wieder in die Bundesliga aufgestiegen!“) und Keeper Heuer Fernandes zumindest einen Teil seines heruntergefallenen Popcorns aufgesammelt hatte, hieß es: Film ab! Die ersten beiden Folgen der sechsteiligen Doku konnten sich die HSV-Profis schon vorab anschauen – sie endeten mit der Entscheidung der Bosse, Ex-Trainer Steffen Baumgart zu entlassen.

Um kurz nach 18.87 Uhr (19.27 Uhr) ging die Geschichte von Ende November 2024 bis Mitte Mai 2025 los. Das Team von Filmemacher Häussler hat den HSV eineinhalb Jahre lang an über 100 Drehtagen begleitet, inklusive der Amtszeiten von Walter und Nachfolger Baumgart – die Zeit nach der Übernahme von Merlin Polzin, Loic Favé und Richard Krohn ist aber die mitreißendste in der Doku. „Es gab keine Tabus“, erklärte Häussler den Drehprozess und lobte: „Der Film ist eigentlich das Verdienst des HSV, weil er uns so nah herangelassen hat.“ Auf authentische Art.
Kabinenansprachen und viele Lacher: So lief die Premiere
Die 1000 geladenen Kinogäste, die die Doku zuerst sehen durften, bekamen Einblicke in fast alles. In die Sitzung der HSV-Bosse etwa, in der die Beförderung Polzins zum Chefcoach nach mehrwöchiger „Probezeit“ beschlossen wurde. In emotionale Kabinenansprachen, zum Beispiel vorm Auswärtsspiel in Münster im Februar (2:1), als Polzin von einem „scheiß Stadion“ und einem „scheiß Platz“ sprach, wie die Aufnahmen belegen – Gelächter im Publikum.
Die Zuschauer im Saal amüsierten sich auch, als Zeugwart Miroslav Zadach einen St. Pauli-Aufkleber, der auf dem Mannschaftsbus befestigt war, abzog und in den Müll warf. Zudem, als Bakery Jatta in einem Interview berichtete, dass er sich von Polzin immer ein paar Sprüche anhören muss, wenn er auf dem Trainingsplatz Ohrringe trägt. Und auch, als Ex-HSV-Stürmer Davie Selke in den eigenen vier Wänden die Fingernägel von Tochter Aiyana (3) lackierte.

Aber auch Applaus brandete während der Vorstellung mehrfach auf. Natürlich, als die Bilder vom Moment des Abpfiffs gegen Ulm über die Leinwand liefen. Aber auch schon davor – wegen Vuskovic. Neben Trainern, Chefs, Sportpsychologin Chiara Behrens de Luna, anderen Mitgliedern des Staffs und natürlich den aktiven (Ex-)HSV-Spielern kam auch der 23-jährige Kroate zu Wort – in der sechsten und letzten Folge. Als Vuskovic, der selbst im Kinosaal saß, erstmals in der Doku zu sehen war, spendeten die gekommenen Gäste ihm Beifall. Der gesperrte Verteidiger wurde vor dem Ulm-Spiel interviewt – und er kündigte an, dass der HSV siegen werde. Für die Stadt, für die Fans und für das Team. Der HSV gewann mit 6:1 – der perfekte Schlusspunkt für die besondere Filmgeschichte.
HSV-Trainer Merlin Polzin wendet sich an Mario Vuskovic
„Wenn der HSV im ersten Jahr aufgestiegen wäre, wäre es vielleicht auch ein netter Film geworden“, witzelte Häussler nach der Premiere. „Fast zehn Jahre“ habe er den HSV davon überzeugen müssen, eine Dokumentation über den Verein produzieren zu dürfen. Das Produkt könne sich sehen lassen, meinte der am späten Abend auf die Bühne gebetene Polzin. „Jeder ist gut weggekommen“, atmete der 34-Jährige auf und freute sich insbesondere darüber, dass auch diejenigen zum Event gekommen waren, „die dafür gesorgt haben, dass ich diese Entwicklung nehmen konnte“. Damit meinte er Boldt, Walter und auch seine ehemaligen Co-Trainer-Partner wie Julian Hübner.
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„Es ging nie um Scheitern. Wir haben aus all den negativen Erfahrungen gelernt“, erzählte Polzin die Geschichte der Doku nach. „Die Mannschaft hat es fantastisch umgesetzt. Es ist ein Verdienst von allen Mitarbeitenden des HSV.“ Noch ein vorletztes Mal wurde es laut, als Polzin auf der Bühne das Wort an Vuskovic richtete: „Mario, es ist schön, dass du da bist“, sagte der Coach und ergänzte auf Englisch: „You are always part of our family.“ Und Vuskovic wird bald das Gesicht einer weiteren Doku sein – denn Häussler deutete zum Abschluss an, dass im nächsten Jahr eine Filmreihe über die spezielle Geschichte des HSV-Lieblings erscheinen soll. Es folgte der letzte Applaus des Abends. Ab Freitag läuft die gesamte HSV-Doku in der ZDF-Mediathek – und schon am Donnerstag bundesweit in 46 Kinos.
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