Ransford Königsdörffer feiert seinen Siegtreffer für den HSV in Pirmasens.

Ransford Königsdörffer feiert seinen Siegtreffer für den HSV in Pirmasens. Foto: WITTERS

HSV wendet Pokal-Desaster ab: „Aber wir lügen uns nicht in die eigene Tasche“

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Viel blauer hätten die Augen nicht mehr sein können, mit denen die Profis des HSV am Samstagnachmittag die Heimreise aus Pirmasens antraten. Der Bundesliga-Aufsteiger stand beim Fünftligisten aus der Pfalz unmittelbar vor der größten Schmach seiner Vereinsgeschichte, ehe Gui Ramos ihn in der Nachspielzeit doch noch in die Verlängerung köpfte. Weil dort auch noch Ransford Königsdörffer traf, setzten sich die Hamburger mit 2:1 durch, doch die Partie war alles andere als der erhoffte Mutmacher vor dem Bundesliga-Start.

Der letzte Joker stach. Und viel mehr Zeit hätte sich der HSV in Pirmasens auch nicht lassen dürfen. 86 Minuten waren im Sportpark Husterhöhe absolviert, als der kopfballstarke Ramos in die Partie kam und geradewegs in den Pirmasenser Strafraum sprintete. Genau dort stand er dann auch in der ersten Minute der Nachspielzeit, traf zum Ausgleich und bewahrte seinen Verein vor einer beispiellosen Blamage.

Ramos bewahrt den HSV vor dem Pokal-Aus

Niemals zuvor in ihrer Vereinshistorie scheiterten die Hamburger an einem Fünftligisten. Diesmal war es um ein Haar so weit. Bis Ramos kam und traf. „Die Erleichterung war sehr groß“, erklärte Miro Muheim, der den Ausgleich per Ecke vorbereitet hatte. „Wir wollen unbedingt weiterkommen und sind enorm glücklich, es geschafft zu haben.“
Unterm Strich stand also der Sieg, „für den wir uns auch nicht entschuldigen müssen“, wie Merlin Polzin befand. Doch auch der Trainer wusste: Das war über weite Strecken von fast allem zu wenig.

„Wir lügen uns nicht in die eigene Tasche“, stellte Sportvorstand Stefan Kuntz klar. „Wir haben richtig Glück gehabt, dass wir nicht noch mehr Tore kassiert haben.“ Das hätte schon im ersten Durchgang beginnen können, als der HSV in keiner Phase den Eindruck erweckte, vier Klassen höher als die Gastgeber zu spielen. Stattdessen hätte Pirmasens schon da durch Selensky (9./45.), Dimitrijevic (17.), Griess (39.) und Erhart (45.) in Führung gehen können. Das Glück und Keeper Heuer Fernandes verhinderten Schlimmeres.

HSV-Fan Grieß trifft für Pirmasens

Pirmasens-Spieler Yannick Grieß feiert sein Tor gegen den HSV. IMAGO/Eibner
Pirmasens-Spieler Yannick Grieß feiert sein Tor gegen den HSV
Pirmasens-Spieler Yannick Grieß feiert sein Tor gegen den HSV.

Aber nur vorerst, denn nach der Pause schepperte es dann. Nach Büchlers Flanke reagierte Griess schneller als der eingewechselte Baldé und schob zum 1:0 ein (53.). Ausgerechnet Pirmasens‘ Kapitän, eingefleischter HSV-Fan und seit drei Jahren sogar Mitglied seines Herzensvereins, weil er so einfacher an Eintrittskarten kommt. Was für eine Pokal-Geschichte.


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Polzin sah es von außen, wirkte kurz fassungslos, trieb seine Mannschaft dann aber an. Dennoch: Der HSV war dem Pokal-Aus unglaublich nahe, zumal Muheim Krobs Schuss von der Linie kratzte (58.). Stattdessen jubelten dann doch noch die Gäste. Stange (57.) und Omari (73.) scheiterten an die Latte, aber da war ja noch Ramos, der Glückliche.

Königsdörffer köpft den Siegtreffer ein

Gegen die wackeren Amateure, deren Kräfte vor den 10.000 Fans dann in der Verlängerung nachließen, genügte dem HSV ein weiterer Treffer, um die Partie zu entscheiden. Wieder per Kopf, diesmal stand Königsdörffer nach Muheims Freistoß richtig (100.).

Guilherme Ramos (r.) rettete den HSV in die Verlängerung. IMAGO / Jan Huebner Aufnahmedatum 09.08.2025
Gui Ramos feiert sein Tor für den HSV in Pirmasens
Guilherme Ramos (r.) rettete den HSV in die Verlängerung.

Strahlende Hamburger Gesichter am Ende, das aber war allein der Erleichterung geschuldet. Kuntz legte den Finger in die Wunde. „Es war eigentlich für alle, die Ansprüche stellen, eine riesige Chance“, so der Sportvorstand. Doch nur die wenigsten nutzten diese Chance. Sah auch Kuntz so, ohne Namen zu nennen.

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Nun wird es richtig ernst. Am kommenden Sonntag in Gladbach benötigt der HSV in jeder Hinsicht eine Leistungssteigerung, um bei seiner Bundesliga-Rückkehr nach sieben Jahren bestehen zu können. „Das wird wieder ein anderes Spiel, denn da müssen wir nicht das Spiel machen und sind nicht der Favorit“, so Kuntz.
Auch Polzin blickte nach vorn und stellte mit funkelnden Augen klar: „Wir freuen uns jetzt maximal auf den Bundesligastart.“ Er hatte dann doch noch gut lachen. Nach einem Tag, der fast im Desaster geendet wäre.

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