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Ein nahezu leeres Kühlregal in einem britischen Supermarkt
  • Die Briten stehen immer häufiger vor leeren Supermarktregalen, weil die Lieferketten durch mangelndes Personal unterbrochen sind.
  • Foto: (c) dpa

Großbritannien: Nach der Pandemie kommt die „Pingdemie“

Kurz nach dem „Freedom Day“, an dem fast alle Corona-Regeln in Großbritannien wegfielen, sind viele Briten schon nicht mehr frei – sondern in Quarantäne. Denn bei etwa 1,7 Millionen Briten hat die Corona-Warn-App in den letzten Tagen „Ping“ gemacht, weil sie Kontakt zu einer infizierten Person hatten. Die Briten sprechen schon von einer „Pingdemic“. 

Wer von der Corona-Warn-App des Nationalen Gesundheitsdienstes „angepingt“ wird, muss sich in häusliche Quarantäne begeben. Seit am Montag fast alle Corona-Regeln aufgehoben worden sind, steigen in Großbritannien mit seinen rund 67 Millionen Einwohnern die Infektionszahlen immer schneller: Gestern lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 492,1, eine Woche zuvor bei 360,4. Fast täglich kommen jetzt mehr als 50.000 Neuinfektionen hinzu.

Brot, Fleisch, Obst und Gemüse werden knapp

Unter den etwa 1,7 Millionen Briten, die momentan in Quarantäne sind, sind Lkw-Fahrer, Supermarkt-Mitarbeiter, Polizisten, Kellner. Und so dürfen Kinos und Bars in Großbritannien zwar theoretisch wieder öffnen, viele können das aber gar nicht, weil sie nicht genügend Personal haben. Und: Weil Lieferketten nicht mehr aufrechterhalten werden können, werden die Lebensmittel in den Supermärkten knapp. 

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So berichtet der „Daily Telegraph“ von leeren Supermarktregalen in Teilen von Bristol, Cambridge und Southampton – dort können die Kunden häufig kein Brot, Fleisch, Obst, Gemüse und Tiefkühlprodukte kaufen. Hinzu kommt die anhaltende Hitze, die die Nachfrage beispielsweise nach Grillfleisch, Eiscreme, Softdrinks und Bier noch erhöht.

Fleischverarbeiter: Lieferketten unterbrochen

In Teilen Großbritanniens bleibt die Leerung der Mülltonnen aus, U-Bahnen fallen aus und die Polizei warnt vor langen Wartezeiten beim Einkaufen. Die britische Presse spricht von einer „Pingdemic“, einer „Pingdemie“. 

Laut der Zeitung „Sun“ sind allein rund 1000 Mitarbeiter, etwa vier Prozent, der Belegschaft der „Iceland“-Supermarktkette, in Quarantäne. Nick Allen, Geschäftsführer des Verbandes der Fleischverarbeiter, spricht von unterbrochenen Lieferketten und warnt: „Wir beginnen zu scheitern.“ 

Auch die Müllabfuhr hat zu wenig Personal (c) dpa
Volle Müllsäcke neben einem überfüllten Mülleimer in Großbritannien
Auch die Müllabfuhr hat zu wenig Personal

Viele Supermarktketten befürchten erneut Hamsterkäufe und warnen. „Im April vergangenen Jahres haben die Leute dreimal so viel gekauft, wie sie brauchten. Das wollen wir nicht nochmal“, sagte die Geschäftsführerin eines Supermarktes der „Sun“. 

Einzelhändler fordern Lockerung der Quarantäne-Regeln

Andrew Opie vom Wirtschaftsverband für Einzelhandelsunternehmen appellierte an die britische Regierung, die Quarantäne-Regeln für vollständig geimpfte und negativ getestete Mitarbeiter und Lieferanten zu lockern. Sie sollten trotz eines „Pings“ arbeiten dürfen. „Mit steigenden Fallzahlen müssen immer mehr Einzelhandelsmitarbeiter in Quarantäne. Das stört den Betrieb enorm.“ 

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Premier Boris Johnson, der sich nach einem positiven Test seines Gesundheitsminister in Quarantäne befindet, entschuldigte sich in einer Videobotschaft für die „Unannehmlichkeiten“ – forderte die Menschen aber auf, „sich an die Regeln zu halten“. Erst ab dem 16. August sollen vollständig Geimpfte, bei denen es „Ping“ macht, der Quarantäne durch tägliche Tests entgehen können.

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