Tragische Heldin Berger: Trost vom Opa – und eine klare Ansage
Ausgekämpft. Trotz der zweiten hervorragenden Vorstellung in Folge haben die DFB-Frauen ihr EM-Halbfinale dramatisch knapp mit 0:1 nach Verlängerung gegen die Weltmeisterinnen aus Spanien verloren. Was hängen bleibt, ist aber nicht die Niederlage – sondern all das, was die Spielerinnen mit ihren Auftritten bei diesem Turnier gewonnen haben: Respekt, Anerkennung und viele neue Fans. Und eine klare Ansage von der tragischen EM-Heldin Ann-Katrin Berger.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier brachte es auf den Punkt. „Ihr habt dieses Turnier mit so viel Herzblut und fußballerischem Können gespielt, dass Ihr zurecht stolz auf Euch sein könnt – wir alle sind es auch!“, sagte er nach dem Halbfinal-Aus und hob noch einmal hervor: „Ihr seid wahre Vorbilder. Dafür gebührt Euch unser größter Dank und Respekt!“
DFB-Frauen erkämpfen sich viel Respekt bei der EM
Diesen Respekt haben sich die Spielerinnen bei dieser EM hart erkämpft – im wahrsten Sinne des Wortes. Schon im ersten Gruppenspiel verlor das DFB-Team Kapitänin Giulia Gwinn, im Laufe des Turniers folgten dann auch noch Sarai Linder (verletzt) sowie Carlotta Wamser, Kathy Hendrich und Sjoeke Nüsken (alle gesperrt). In beinahe jedem Spiel verloren die Deutschen eine Verteidigerin, auch im Halbfinale blieb man davon nicht verschont – nach dem Ausfall von Sophia Kleinherne musste dann sogar Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann in der Abwehr ran.

„Wir sind erst kurz vorm Finale gescheitert – trotz unheimlich vieler verletzter und gesperrter Spielerinnen“, fasste Bundestrainer Christian Wück zusammen. „Von daher können wir stolz auf uns sein, dass wir so ein Turnier gespielt haben, dass wir so eine Euphorie entfacht haben.“
DFB-Frauen verlieren gegen Spanien in der Verlängerung
Das kräftezehrende Viertelfinale gegen Frankreich, als man fast die gesamte Partie in Unterzahl spielte, war den Deutschen im Halbfinale gegen Weltmeister Spanien nicht anzumerken. Ein Geniestreich der zweimaligen Weltfußballerin Aitana Bonmatí (113.) zerstörte kurz vor Ende der Verlängerung jedoch den Traum vom Finale in Basel, das am Sonntag (18 Uhr/ARD) nun England und Spanien bestreiten werden.

„Wir sind alle komplett leer“, gestand Wück am Morgen nach dem Halbfinal-K.o., das seinen Job indes nicht gefährden wird. Von DFB-Präsident Bernd Neuendorf erhielt der 52-Jährige direkt nach dem Ausscheiden eine Jobgarantie: „Wir sind hundertprozentig überzeugt von Christian Wück, von seinem Weg. Er hat eine Transformation eingeleitet – und die ist gelungen, das muss man ehrlich sagen.“

Daran änderte auch nicht, dass Ann-Katrin Berger in der Verlängerung zur tragischen Figur wurde. Die bis dahin fehlerlose deutsche Torhüterin, die gegen Frankreich zur Heldin im Elfmeterschießen wurde, nahm das Gegentor wegen eines Stellungsfehlers auf ihre Kappe. „Das ist meine Schuld. Es tut mir unfassbar leid, nicht für mich, sondern für die Mannschaft. Weil die hat wirklich alles gegeben“, sagte Berger und ließ sich von ihrem 92-jährigen Opa Herbert trösten, der kurzfristig zum Halbfinale nach Zürich angereist war. Und auch sie richtete den Blick schnell nach vorn: „Was wir hier geleistet haben, kann uns keiner nehmen – und das wird noch viel, viel größer. Auf das Potenzial von jeder Einzelnen kann sich Deutschland freuen.“
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Die Gelegenheit, das zu zeigen, hat die deutsche Auswahl schon Ende Oktober. Im Final Four der Nations League geht es zunächst wieder gegen Frankreich, im Finale könnte es dann zu einer Revanche gegen Spanien kommen. Es gehe jetzt darum, „darauf aufzubauen“, sagt Wück und kündigte an: „Wir machen genau da weiter.“
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