„Ich will keinen schlechtreden“: Schluss mit lustig bei Ex-HSV-Star Reis
Ludovit Reis war am Sonntag zu Scherzen aufgelegt. „Habe ich so ein Stadion und solche Umkleiden schon mal gesehen?“, fragte er lächelnd und vermied eine klare Antwort: „Ich will keinen schlechtreden.“ All das sagte der Ex-HSV-Liebling aber nur im Spaß – denn von dem hatte er im Brüsseler Stadion Joseph Marien ganz viel. Club Brügge gewann das belgische Supercup-Finale vor 8500 Fans mit 2:1 gegen Union Saint-Gilloise – und Reis den ersten Vereinstitel seiner Karriere. Er jubelte, witzelte, blickte aber schnell voraus. Denn es wird bald ernst.
Während Reis’ Ex-Klub, der HSV, erst in viereinhalb Wochen seine erste Bundesliga-Partie absolviert, startet die belgische Jupiter Pro League bereits an diesem Freitagabend. Club Brügge empfängt am Sonntag den KRC Genk, das Team vom ehemaligen Hamburger Coach Thorsten Fink. Bis zu 29.000 Zuschauer können dabei sein. Danach wartet das Auswärtsspiel in Mechelen (1. August) – bevor es um Reis’ großen Traum geht: die Champions League.
HSV-Abgang Reis holt mit dem FC Brügge den ersten Titel
Am 5. und 12. August steht für Brügge die dritte Qualifikationsrunde gegen einen bisher nicht feststehenden Verein an, danach würden im Falle des Weiterkommens Play-off-Partien folgen – und erst dann stünde die Teilnahme an der Königsklassen-Gruppenphase fest. „Die Champions League ist sehr wichtig für uns“, betonte Reis direkt nach dem Supercup-Triumph und versprach: „Wir sind bereit.“ Zuvor hatte der 25-Jährige noch über den Rahmen des nationalen Endspiels gegen Saint-Gilloise gewitzelt. „Es ist nicht das schönste Stadion, ein wenig älter“, meinte Reis – und wusste, wohl auch mit Blick auf das Volksparkstadion, zu berichten: „In Deutschland ist alles etwas größer.“

Doch die HSV-Zeit des Niederländers ist vorbei. Und das scheint Reis wenige Wochen nach seinem Wechsel auch nicht zu bereuen, zumal seine Titel-Premiere gleichbedeutend ist mit einem Traumstart in Belgien. „Deshalb bin ich hierhergekommen“, jubelte der Mittelfeldmann, der in der Startelf stand und nach 74 Minuten ausgewechselt wurde.
„Fühle mich hier wohl“: Reis will in die Champions League
„Einen besseren Start kann es nicht geben.“ Er sei von seinen neuen Mitspielern „sehr herzlich“ empfangen worden, „sodass ich von Anfang an mein Ding durchziehen konnte. Ich fühle mich frei auf dem Platz“. Gleichwohl warnte und mahnte Reis: „In der Schlussphase waren wir zu schlampig. Es gibt einige Details, die besser werden können.“ Sie müssen es sogar, wenn Reis und Brügge gut in die Saison starten sowie in die Champions League einziehen wollen.
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Dass Brügge mit Union Saint-Gilloise nun einen Klub bezwang, der in der Vorsaison seinerseits in der Qualifikation zur Königsklasse spielte, macht Reis Hoffnung. „Union ist eine wirklich starke Mannschaft“, wusste er – ganz ohne Spaß.

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Nach seinen Scherzen macht der Ex-Hamburger schnell Schluss mit lustig, denn in den kommenden Wochen geht es für ihn und seinen neuen Klub um die Ziele, derentwegen er den HSV verließ. Reis will europäisch spielen, und zwar auf höchstem Niveau. „Ich fühle mich hier schon wohl“, blickt er positiv in die Zukunft. „Die Jungs und der Verein haben mich unglaublich unterstützt. Sie haben mir alles gegeben. Nun liegt es an mir, etwas zurückzugeben.“
Sein Auftakt in Brügge, den auch ein kurzer Schreckmoment um seine lädierte Schulter nicht nachhaltig trüben konnte, war schon einmal überzeugend. Oder in Reis’ Worten: Seinen Belgien-Start kann man nicht schlechtreden.
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