Boris Becker nach Wimbledon-Sieg

Mit 17 Jahren gelang Boris Becker 1985 der überraschende Wimbledon-Sieg. Foto: Imago / Kosecki

40 Jahre nach seiner „Mondlandung“: Darum wird Boris Becker in Wimbledon nicht geehrt

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Vor 40 Jahren veränderte Boris Becker die Sportwelt für immer. Der Triumph als 17-Jähriger in Wimbledon prägt nicht nur sein Leben. Die große Ehrung zu seinem Jubiläum soll jedoch ausbleiben.

Kurz vor seinem großen Jubiläumstag kam bei Boris Becker so etwas wie Wehmut auf. „Ich bin ein bisschen neidisch, dass du in Wimbledon bist und ich in Mailand“, sagte der 57-Jährige seiner Podcast-Partnerin Andrea Petkovic zum Start des Grand Slams, den er sein „Zuhause“ nennt.

1985 gewann Boris Becker als 17-Jähriger Wimbledon

Vor 40 Jahren, am 7. Juli 1985, veränderte Becker die Sportwelt für immer. Als er um 17.26 Uhr Ortszeit mit einem unerreichbaren Aufschlag gegen Kevin Curren den Titel beim prestigeträchtigsten Turnier gewinnt, wird aus ihm für immer „der 17-jährige Leimener“.


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Ein Wunderkind, das gemeinsam mit Steffi Graf einen beispiellosen Tennis-Boom in Deutschland auslöst und global berühmt wird. „Der Sieg war meine ganz persönliche Mondlandung“, sagte Becker einmal in einer Werbung. Ein Sieg, der sein ganzes Leben prägen wird – mit positiven wie negativen Auswirkungen. Auf und neben dem Platz steht er unter ständiger Beobachtung, privat wie als Sportler gehören ihm die Schlagzeilen. „Das ganze Land hat mich umarmt. Das war sicherlich nett gemeint, aber man hat mich fast erdrückt und mir die Luft zum Atmen genommen“, sagte die Ikone jüngst in einem „Stern“-Interview. „Ich war immer ein freiheitsliebender Mensch, und plötzlich war diese Freiheit weg.“

Boris Becker: „Niemand kennt Wimbledon so gut wie ich“

Der All England Club wird zu seinem selbst erklärten „Wohnzimmer“, 1986 und 1989 holt er dort auf Rasen erneut den Titel, bis zu seinem Abschied 1999 gibt es vier Final-Niederlagen. Wenige Namen im Sport sind so synonym miteinander verbunden wie Wimbledon und Becker. „Es ist ein Teil meines Lebens. Es liegt in meiner DNA, das kann man nicht leugnen“, beschreibt er die Verbindung.

Doch London wird auch auf andere Art sein Schicksalsort. Im April 2022 wird er an seinem langjährigen Wohnsitz zu einer Haftstrafe verurteilt, Becker hatte seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen. Aufgrund einer Sonderregelung für ausländische Häftlinge wird er bereits im Dezember 2022 entlassen, erhält jedoch zunächst ein Einreiseverbot für Großbritannien. So verpasst Becker in den vergangenen Jahren auch sein geliebtes Turnier. „Ich denke, niemand kennt Wimbledon so gut wie ich“, sagte er vor gut einem Jahr. „Letztendlich möchte man durch die Tore von SW19 gehen und einfach noch einmal den Duft der Blumen riechen.“

Boris Becker kommentiert das Turnier für Sky Italia

Die Frage nach einer persönlichen Reise von Becker nach Wimbledon stelle sich in diesem Jahr nicht, teilte Beckers Anwalt Christian-Oliver Moser vor dem Turnier mit. Becker wird in der zweiten Turnierwoche aus Mailand für den italienischen Sender Sky Italia kommentieren, wo er vertraglich gebunden sei. Am 40. Jubiläum haben die Organisatoren so auch keine offizielle Zeremonie zu seinen Ehren vorgesehen. Es gebe jedes Jahr viele Jahrestage in Wimbledon, teilen die Organisatoren des All England Lawn Tennis and Croquet Club auf Anfrage mit. Dieses Jahr solle unter anderem Björn Borg für seinen fünften Titel vor 45 Jahren gefeiert werden.

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Bei seinem 30. Jubiläum führte Becker 2015 noch den Serben Novak Djokovic als Trainer zum Titel. Vorher und nachher war er bis zu seiner Haftstrafe lange Zeit als angesehener Kommentator für die britische BBC tätig. Es bestehe nun „großes Interesse von diversen TV-Sendern, Herrn Becker ab dem nächsten Jahr wieder als Experte/Kommentator vor Ort zu verpflichten“, teilt sein Anwalt weiter mit. So könnte sich dann wieder die Sehnsucht erfüllen, die Becker kurz nach der Haft so beschrieb: „Ich vermisse London, ich vermisse wirklich Wimbledon.“ (dpa/Hen)

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