Die Sängerin Nina L. schimpft in einem Video über andere Gaza-Protestler. Foto: screenshot: twitter@NMaleika

Frisch verurteilte Gaza-Aktivistin schimpft über „Maulkorb“ und „dumme“ Protestler

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Nazi-Vergleiche, antisemitische Parolen und verbotene Hamas-Kennzeichen in den sozialen Medien: Die Hamburger Sängerin und Palästina-Aktivistin Nina L. ist am Freitag zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Doch statt sich ab jetzt zurückzuhalten, flog sie noch im Anschluss an die Gerichtsverhandlung für einen umstrittenen Protestmarsch nach Ägypten. In den sozialen Medien äußert sie sich trotz des Urteils weiterhin – und kritisiert eine bekannte Mitstreiterin, die ebenfalls für Schlagzeilen sorgte.

Nina L. meldete sich direkt nach der vierstündigen Gerichtsverhandlung bei ihren knapp 22.000 Followern auf Instagram. „Sollte ich noch einmal einen juristisch zu verfolgenden Post ablassen, wandere ich sofort für sechs Monate in den Knast“, erzählt sie in einem Video. „Das bedeutet, dass ich in den nächsten zwei Jahren einen Maulkorb verpasst bekomme.“

Nina L. wurde zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt

Das Gericht hatte sie am Freitag wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen zu einer Bewährungshaftstrafe von sechs Monaten verurteilt. Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 und der darauffolgenden Eskalation im Nahen Osten fällt L. immer wieder mit fragwürdigen Aussagen im Internet und während Demonstrationen auf. Früher arbeitete sie als Sängerin unter anderem mit Stefan Raab, Sarah Connor und Yvonne Catterfeld zusammen.

Im vergangenen Dezember ließ sie sich das in Deutschland verbotene Hamas-Dreieck tätowieren und teilte ein Video auf einem ihrer Social-Media-Accounts. Seit 2021 kam es insgesamt zu fünf Verurteilungen wegen Beleidigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, erklärt Gerichtssprecherin Marayke Frantzen. Aktuell war L. wegen neun verfassungswidriger Äußerungen angeklagt, etwa der Parole „From the river to the sea“, die Israel das Existenzrecht aberkennt.

Nach dem Prozess flog Nina L. zum „March to Gaza“ nach Kairo

„Ich muss mich hier rechtfertigen für, wie ich finde, Bagatelläußerungen“, sagt die pro-palästinensische Aktivistin. „Ich lasse das jetzt erstmal sacken“, sagt sie. Hinter ihr stehen bereits Koffer. Sie ist auf dem Weg nach Kairo zu einem Protestmarsch von der ägyptischen Grenze nach Gaza, der am Sonntag starten sollte. Die Protestbewegung fordert eine sofortige Öffnung des Grenzübergangs Rafah und ungehinderten humanitären Zugang zum Gazastreifen. 

Wenige Stunden später die nächste Videobotschaft aus der ägyptischen Hauptstadt: „Wir haben es geschafft, ohne Probleme!“ Sie habe sich mit Reiseführer als Touristin verkleidet und sei so mit einer kleinen Gruppe mühelos eingereist.

Kritik an anderen Aktivisten um Melanie Schweizer: „Wie dumm kann man sein?“

Das gelang nicht allen Aktivisten, die für den Protestmarsch nach Ägypten kamen. Rund 400 internationale Aktivisten sind ägyptischen Sicherheitskreisen zufolge in der Stadt Ismailia nahe des Suezkanals festgesetzt worden – darunter auch eine deutsche Gruppe um Melanie Schweizer, ehemalige Referentin im Arbeitsministerium. Sie wurde im März wegen ihrer israelkritischen Äußerungen in den sozialen Netzwerken gefeuert, inklusive Entzug des Beamtenstatus.

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Nina L. zeigt sich in einem Video außer sich, weil die Gruppe offenbar mit klaren Erkennungszeichen wie Fahnen und Palästinensertüchern angereist sei, obwohl der Marsch nicht offiziell genehmigt war. Diese Planung kritisiert die Sängerin offen als „unprofessionell, desaströs und letzten Endes verantwortungslos“.

Nina L. bleibt nach Urteil aktiv in den sozialen Medien

Ihr selbst sei als Halb-Ägypterin klar gewesen, dass der „March to Gaza“ niemals stattfinden werde. „Wie dumm kann man sein?“, fragt sie aufgebracht. Trotzdem hatte sie kurz zuvor noch in den sozialen Medien dazu aufgerufen, nach Kairo zu kommen. „Natürlich versuchen wir jetzt die Zeit so sinnvoll wie möglich zu nutzen“, sagt Nina L. Sie werde jetzt Flüchtlinge aus Gaza, die in Kairo gestrandet sind, besuchen.

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