„Ein Traumlos“: HSV trifft im Pokal auf Gegner mit besonderer Geschichte
Das darf man getrost als Wunschlos bezeichnen: Der HSV reist in der ersten Runde des DFB-Pokals zum FK Pirmasens – ein Traditionsverein aus der fünften Liga, beheimatet in der Pfalz, rund 650 Kilometer von Hamburg entfernt. Die Auslosung am Sonntagabend im Deutschen Fußballmuseum übernahm kein Geringerer als HSV-Sprinter Owen Ansah, frisch gekürter Staffel-Europameister. Seine Hand bescherte dem HSV einen Gegner, den man auf dem Papier klar schlagen muss – aber nicht unterschätzen darf.
Was nach einer klaren Sache klingt, hat Tiefgang: Der FK Pirmasens – von seinen Fans liebevoll „die Klub“ genannt – war in den 1950er Jahren eine echte Hausnummer im deutschen Fußball. Mehrfach kämpfte man in der Endrunde um die Meisterschaft, spielte in der Oberliga ganz oben mit. 2006 sorgten die Pirmasenser bundesweit für Schlagzeilen, als sie in der ersten Pokalrunde Werder Bremen rauswarfen – als Oberligist, im Elfmeterschießen.
Beim bislang letzten Duell erzielte Uwe Seeler vier Tore
Auch mit dem HSV gibt es eine gemeinsame Historie. Zwei Pflichtspiele stehen in den Annalen: 1958 und 1962 trafen beide Klubs in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft aufeinander. 1958 setzte sich der HSV mit 2:1 durch, 1962 gab es ein 6:3 – besonders in Erinnerung blieb dabei der Viererpack von Uwe Seeler. Mehr als sechs Jahrzehnte später kommt es nun zum Wiedersehen.

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In der Pfalz herrscht Aufregung. Trainer Daniel Paulus sprach nach der Auslosung von einem „tollen Erlebnis für den gesamten Klub, unsere Fans, das Umfeld und die Stadt.“ Nach zehn Jahren ist Pirmasens wieder im DFB-Pokal vertreten – und dann kommt auch noch der große HSV. In den Fanforen ist die Freude greifbar: „Ein Traumlos! Endlich mal wieder ein großer Gegner auf der Husterhöhe“, heißt es da. Und: „Das wird ein Fest für die ganze Stadt.“
Pirmasens: Heimat von Sven Höh und Ex-Profi Götz
Sportlich ist der FKP aktuell in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar unterwegs, hat die abgelaufene Saison als Tabellendritter beendet. In den DFB-Pokal zog man als Landespokalsieger Südwest ein. Gespielt wird auf dem Husterhöheberg – einem stimmungsvollen, aber kompakten Stadion mit 10.000 Plätzen. Dass der HSV dort haushoher Favorit ist, steht außer Frage.

HSV-Torwarttrainer Sven Höh wurde übrigens beim FK Pirmasens ausgebildet. Ashton Götz, der zwischen 2014 und 2017 zwölfmal für den HSV in der Bundesliga auflief, wurde in Pirmasens geboren. Und natürlich hat auch Sportvorstand Stefan Kuntz eine besondere Beziehung zu dem Klub, der nur rund 40 Kilometer von seiner Heimat entfernt ist. „Für mich persönlich ist das natürlich ein besonderes Los. Ein Traditionsverein in meiner Heimat“, sagte er. „Ich erinnere mich an viele heiße Duelle in meiner Jugend zwischen Borussia Neunkirchen und dem FK 03 Pirmasens. Auch mein Vater lief dort in den 60er Jahren im alten Stadion auf.“
Prominentester Name im aktuellen Kader des FKP ist Tobias Jänicke. Der 35-Jährige spielte unter anderem für Hansa Rostock und Dynamo Dresden in der 2. Bundesliga. Um ihn herum hat Trainer Paulus eine Mannschaft aus regionalen Talenten geformt.
FK Pirmasens wäre fast Bundesliga-Klub geworden
Was heute kaum vorstellbar ist: Der FKP war 1963 fast Gründungsmitglied der Bundesliga. Doch trotz sportlicher Qualifikation entschied sich der DFB für Saarbrücken. Eine Entscheidung, die in Pirmasens bis heute für Gesprächsstoff sorgt. Weniger rühmlich: die 0:26-Niederlage gegen Kaiserslautern im Jahr 1942. Fritz Walter erzielte dabei sagenhafte 13 Tore – ein Rekord, der Pirmasens noch immer anhaftet.
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Zwischen dem 15. und 18. August steigt die Partie im Sportpark Husterhöhe. Der HSV hat Anspruch auf etwa 1000 Gästetickets. Die Nachfrage dürfte deutlich höher ausfallen. Wer sich auf den Weg macht, braucht Sitzfleisch: Rund sieben Stunden dauert die Anfahrt aus Hamburg. „Mit dem Spiel beim FK 03 Pirmasens starten wir in die neue Saison. Wir freuen uns auf unser erstes Pflichtspiel und diesen ganz speziellen Wettbewerb“, sagte Trainer Merlin Polzin. „Unser Ziel ist natürlich das Erreichen der nächsten Runde.“
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