Soldaten fahren während einer Parade mit Panzern auf einer Straße.

Anlässlich des 250. Gründungstags des US-Heers veranstaltete Donald Trump eine Militärparade in Washington. Foto: IMAGO/ MediaPunch

Trump feiert sich mit skurriler Militärparade: Massenproteste toben – „No Kings!“

„No Kings“, „Fuck ICE“: Während Präsident Trump an seinem Geburtstag eine protzige Militärparade in Washington veranstaltet, erleben die USA die bisher größten Proteste gegen seine Politik. Hunderttausende Menschen gehen im ganzen Land auf die Straße. In Salt Lake City fielen bei einer Demonstration Schüsse.

Bei der bisher größten Protestwelle gegen die Politik von Präsident Donald Trump sind Menschen quer durch die USA auf die Straße gegangen. Die Veranstalter sprachen von mehr als fünf Millionen Teilnehmern in über 2100 Städten am Tag von Trumps Militärparade in Washington. 

Die Demonstrationen liefen am Samstag unter dem Motto „No Kings“ (Keine Könige). Die Teilnehmenden warfen Trump autoritäres Auftreten vor und kritisierten seine Migrationspolitik mit den großangelegten Abschiebeaktionen.

Tränengas in Los Angeles – Schüsse in Salt Lake City

Die Proteste blieben überwiegend friedlich. In der Innenstadt von Los Angeles heizte sich die Lage aber zum Nachmittag auf. An einem Behördengebäude wurde Tränengas eingesetzt, um Demonstranten zurückzudrängen. Nach Angaben der Polizei wurden aus der Menge Steine und Flaschen geworfen. In New York wurden mehrere Protestierende festgenommen, wie der Sender CNN berichtete. Im Bundesstaat Minnesota wurde der Protest nach Attentaten auf zwei Politiker der Demokratischen Partei abgesagt. 


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In Salt Lake City im Bundesstaat Utah, wo auch ein Protest stattfand, untersucht die Polizei aktuell einen Schusswaffenvorfall. Dabei wurde eine Person nach Behördenangaben lebensgefährlich verletzt. Das Opfer wird demnach im Krankenhaus behandelt. Die Umstände waren zunächst unklar. Auf im Internet kursierende Videos sind Schüsse zu hören, Demonstrierende rennen daraufhin panisch weg.

Trumps protzige Militärparade mit Panzern und Roboterhunden

Trump ließ derweil am Samstag eine pompöse Militärparade mit Tausenden Soldaten, Panzern, Flugzeugen, Hubschraubern und sogar Roboterhunden in Washington veranstalten. Offiziell ist es ein Festakt zum 250. Gründungsjubiläum des US-Heeres, der größten und ältesten Teilstreitkraft des Landes. Doch es ist auch der 79. Geburtstag des US-Präsidenten. Für viele im Land wirkt die Inszenierung eher wie ein persönliches Geschenk – und wie eine politische Machtdemonstration à la Trump, nach innen wie nach außen.

US-Präsident ließ am Samstag eine Militärparade in Washington veranstalten. imago UPI Photo
Donald Trump
US-Präsident ließ am Samstag eine Militärparade in Washington veranstalten.

Die Kosten werden von US-Medien auf bis zu 45 Millionen US-Dollar (rund 39 Millionen Euro) geschätzt. Auch mögliche Straßenschäden durch die schweren Militärfahrzeuge werden befürchtet. Umfragen zufolge ist ein Großteil der US-Bevölkerung gegen die Parade. In Trumps Republikanischer Partei dagegen findet sie Zustimmung.

Eine große Militärparade zog durch die Hauptstadt Washington. IMAGO/Matrix Images
Eine große Militärparade zog durch die Hauptstadt Washington.
Eine große Militärparade zog durch die Hauptstadt Washington.

„Jedes andere Land feiert seine Siege“, sagt Trump bei seiner Rede – und hält sich dabei für seine Verhältnisse ungewöhnlich genau an das vorbereitete Skript. „Es ist an der Zeit, dass Amerika das auch tut.“ Sein Vizepräsident JD Vance gratuliert ihm zum Geburtstag. Der Country-Musiker Lee Greenwood singt „God Bless the USA“ – ein Lied, das bei Trumps Wahlkampfveranstaltungen regelmäßig gespielt wurde. Schließlich das große Finale: Feuerwerk.

„So sieht Demokratie aus“ 

Bei den Anti-Trump-Protesten trotzten in New York Tausende Demonstranten dem Regen. Laut ersten Schätzungen der Organisatoren gingen dort 200.000 Menschen auf die Straßen. Immer wieder skandierten sie: „So sieht Demokratie aus“ und forderten die Absetzung Trumps, wie ein dpa-Reporter berichtete. Auf vielen Schildern wurde die Arbeit der Einwanderungspolizei ICE kritisiert, manche trugen Aufschriften wie: „Wenn ich einen Diktator will, dann frag‘ ich meine Katze.“

Rund 200.000 Menschen gingen in New York auf die Straße, um gegen Trump zu protestieren. IMAGO / NurPhoto
Demonstranten in New York
Rund 200.000 Menschen gingen in New York auf die Straße, um gegen Trump zu protestieren.

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Auch in Städten wie Atlanta, Philadelphia und Los Angeles waren auf TV-Bildern große Menschenmengen zu sehen. In der Küstenstadt Santa Monica, die direkt an Los Angeles grenzt, beobachtete ein dpa-Reporter mehrere Tausend Demonstrierende. Die Stimmung war gut, über Lautsprecher wurde Musik gespielt. Immer wieder war der Ruf „Hey hey, ho ho, Donald Trump has got to go“ zu hören (etwa: Donald Trump muss weg). Seltener waren auch Parolen wie „Fuck ICE“ zu hören. Die Behörde ICE war wegen ihrer Razzien und Festnahmen in die Kritik geraten.

„Wir erlauben keine Diktatoren“

In der Westküstenmetropole San Francisco und in der Nachbarstadt Oakland gingen Tausende Menschen bei Protestzügen unter blauem Himmel auf die Straße. Am Ocean Beach, einem städtischen Strand von San Francisco, hatten sich Hunderte Demonstranten so aufgestellt, dass sie in überdimensionalen Großbuchstaben die Worte „NO KING!“ im Sand bildeten. 

„NO KING!“ ist am Ocean Beach in San Francisco zu lesen. IMAGO/Anadolu Agency
Menschen bilden die Wörter „No King!“ auf einem Strand.
„NO KING!“ ist am Ocean Beach in San Francisco zu lesen.

Auch Prominente marschierten mit. Der unter anderem als Hulk-Darsteller in „Marvel“-Filmen bekannte Schauspieler Mark Ruffalo war in New York dabei. Die Schauspielerinnen Glenn Close, Anna Kendrick und Tessa Thompson veröffentlichten auf ihren Instagram-Accounts Videos von den Protesten. Der TV-Moderator Jimmy Kimmel demonstrierte mit seinen Eltern in San Francisco in einem T-Shirt mit dem Aufruf „Make Amerika Good Again“ (Macht Amerika wieder gut) – in Anlehnung an den Maga-Slogan der Trump-Unterstützer.

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Die Bürgermeisterin von Oakland, Barbara Lee, sagte auf einer Kundgebung: „Wir sind hier, um unser Land daran zu erinnern, dass dies eine Demokratie ist. Keine Könige erlaubt“, skandierte die Politikerin. „Wir erlauben keine Diktatoren in einer Demokratie.“ Der Bürgermeister von San Francisco, Daniel Lurie, hatte zuvor zu friedlichen Protesten aufgerufen. Man werde keine Gewalt und zerstörerisches Vorgehen tolerieren, mahnte Lurie.

„Refuse Fascism“

In Florida wurden Protestierende auf dem Weg zu Trumps Wohnsitz Mar-a-Lago von der Polizei gestoppt. In der Hauptstadt Washington waren keine „No-Kings“-Veranstaltungen geplant, aber die Koalition „Refuse Fascism“ (Lehnt den Faschismus ab) organisierte eine kleinere Demonstration. In Miami gab es unterdessen eine Gegen-Demo, bei der die Teilnehmer Trump zum Geburtstag beglückwünschten, wie der Sender NBC berichtete.

In Los Angeles betonten Angehörige der von Trump eingesetzten Nationalgarde: „Wir sind hier, um Gebäude und Beamte zu beschützen – und das Recht nach dem ersten Verfassungszusatz, sich zu versammeln.“ Sie zeigten Verständnis dafür, dass Bewohner der Stadt über ihre Anwesenheit verärgert sind. (dpa/mp)

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