Trauer um Kiez-Legende Mirek: Der Herr der Hot Dogs ist tot
Auf dem Kiez kannte ihn jeder, den Hot-Dog-Mann mit dem knallroten Sakko. Mehr als 39 Jahre lang stand er hinter dem Tresen des „Danmark-Snack“ an der Reeperbahn. Nun ist Miroslaw Grudzinski, den alle nur Mirek nannten, im Alter von 68 Jahren verstorben. Am Abend vor seinem plötzlichen Tod stand er noch in seinem Imbiss.
„Mirek war eine Instanz auf St. Pauli. Es ist unglaublich traurig“, sagt Fabian Zahrt. Der Kult-Koberer kannte den Imbiss-Besitzer seit 39 Jahren. Mit zwölf Jahren hatte er sich seinen ersten Hot Dog bei Mirek gekauft. Seitdem sahen sie sich regelmäßig. Vergangenen Mittwoch, den Abend bevor Mirek starb, war Fabian Zahrt noch mit seiner Kult-Kieztour im Imbiss – einer seiner festen Stopps, wenn er Besucher über St. Pauli führt. „Da haben wir noch geflachst und Spaß gehabt.“
Mit den Worten „Bis morgen“ verabschiedeten sich die Männer. Doch ein Morgen gab es nicht. Als Fabian Zahrt am nächsten Abend vorbeikam, erfuhr er, dass Mirek in der Nacht verstorben sei. „Ich kann das noch immer nicht glauben. Fast 40 Jahre ist eine lange Zeit. Er hat mir viel bedeutet und ist viel zu jung gegangen.“
„Mireks Tod ist ein großer Verlust für den Kiez“
Miroslaw Grudzinski war mit Leib und Seele Geschäftsführer des kleinen Kult-Ladens auf der Partymeile. Weit mehr als drei Millionen Hot Dogs hat er nach eigenen Angaben gemacht. Doch für ihn war es viel mehr als nur Wurst im Brötchen verkaufen. Er kannte viele seiner Kunden, war gerne für einen Schnack zu haben. Zu ihm kamen Prominente, Touristen, Punks, Drogenabhängige, Obdachlose, Linksradikale, Rechtsradikale – ein Querschnitt der Gesellschaft.
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Durch Zufall war Mirek im Mai 1986 in dem Imbiss gelandet. Viele Jahre arbeitete er als Mitarbeiter in dem gerade mal 20 Quadratmeter großen Laden. Irgendwann wurde er Geschäftsführer. Vor acht Jahren übernahm Mirek den „Danmark-Snack“. Die 80er Jahre waren für ihn eine schöne Zeit, die 90er hingegen ein Albtraum. „Banden, Zuhälter – es herrschte Krieg. Das war furchtbar“, sagte er im MOPO-Podcast „Kiezmenschen“.
Auch die aktuelle Entwicklung auf dem Kiez mit all den Kiosken und die Verelendung auf den Straßen machte ihm große Sorgen. „Der Kiez war ihm immer wichtig. Mireks Tod ist ein großer Verlust für den Kiez. Er war nicht nur ein hervorragender Gastgeber, sondern hat sich als Mitglied der IG St. Pauli auch eingebracht“, sagt Lars Schütze, Vorsitzender der IG St. Pauli.
Mirek hatte noch große Pläne, wollte expandieren
Vor drei Jahren sagte Mirek, dass er die nächsten 20 Jahre gerne noch arbeiten wolle. Er hatte große Pläne und wollte expandieren. Ein Imbiss in New York war sein Traum. Aber noch viel wichtiger war ihm, dass der „Danmark-Snack“ erhalten bleibt, wenn er mal nicht mehr kann. „Das ist ein Kult-Laden, den man bewahren muss“, sagte der Hot-Dog-Mann im MOPO-Interview.
Mirek hinterlässt zwei Töchter und seine Frau Ewa, die er vor 16 Jahren im Laden kennenlernte und mit der er den Imbiss betrieb. Die Umstände seines Todes sind nicht bekannt. Eine Obduktion soll Gewissheit bringen.
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