Was, wenn Russland angreift? Bundeswehr probt erneut Ernstfall – mitten in Hamburg
Bitte nicht erschrecken, wenn bald olivgrüne Kolonnen an Ihnen vorbeiziehen und Militär-Hubschrauber am Himmel knattern – denn Hamburg wird Ende September zum Schauplatz einer groß angelegten Bundeswehrübung. Was geplant ist und worauf Sie achten müssen:
Vom 25. bis 29. September trainieren rund 500 Soldatinnen und Soldaten gemeinsam mit Polizei, Feuerwehr, THW, Behörden und Unternehmen wie Airbus und der Hamburg Port Authority den Verteidigungsfall. Die Übung trägt den Namen „Red Storm Bravo“ und ist der zweite Teil einer Reihe, die 2024 mit „Red Storm Alpha“ im Hafen begonnen hat. Auch diesmal geht es um Szenarien, bei denen Deutschland als NATO-Mitglied zur logistischen Drehscheibe wird – mit Hamburg als Knotenpunkt für Truppenverlegung und Materialtransport.
Militärische Nachtfahrten durch die Innenstadt – mit Hubschraubereskorte
Das Manöver spielt sich nicht auf abgelegenen Truppenübungsplätzen ab, sondern mitten in der Stadt. Geprobt wird, wie im Krisenfall Soldaten und Gerät schnell durch den Hamburger Hafen und weiter auf die Autobahnen Richtung Osten gebracht werden können. Dabei sind auch Bewegungen durch zentrale Stadtteile vorgesehen.
Um den regulären Verkehr möglichst wenig zu stören, erfolgen viele der Truppenbewegungen in der Nacht. Gesichert wird das Ganze aus der Luft – mit militärischen Transporthubschraubern. Eine eigens eingerichtete Operationszentrale in der Reichspräsident-Ebert-Kaserne in Iserbrook steuert den Ablauf. Zusätzlich werden dort auch Störszenarien wie eine hohe Zahl an Verletzten simuliert, um die Koordination unter Stressbedingungen zu testen.
Zivil trifft Militär – gemeinsame Verantwortung für die Verteidigung
„Sollte Russland beabsichtigen, die NATO zu testen, wird Deutschland zur zentralen europäischen Drehscheibe für die Verlegung von Truppen und Material an die Ostflanke des Bündnisgebietes“, sagt Kapitän zur See Kurt Leonards, Kommandeur des Landeskommandos Hamburg.
Er betont: „Da Verteidigung und Resilienz gesamtgesellschaftliche Aufgaben sind, die nicht allein von der Bundeswehr geleistet werden, nehmen an Red Storm Bravo auch zivile Blaulichtorganisationen, Hamburger Behörden und Unternehmen der Hafen- und Logistikbranche teil.“ Die Bundeswehr sieht das Zusammenspiel zwischen militärischen und zivilen Akteuren als entscheidend für einen funktionierenden Verteidigungsfall.
Großaufgebot an Kräften – Übung mit vielen Partnern
Insgesamt werden etwa 400 Soldatinnen und Soldaten mit ihren Fahrzeugen und Hubschraubern teilnehmen. Unterstützt wird die Übung durch zahlreiche zivile Akteure – darunter Airbus, Blohm+Voss, die HHLA, Hamburg Port Authority, die Polizei Hamburg, das Technische Hilfswerk, die Feuerwehr, die Behörde für Inneres und Sport sowie die Agentur für Arbeit. Auch Einrichtungen wie das Bundeswehrkrankenhaus und das Feldjägerregiment 1 sind eingebunden. Ziel ist es, die Zusammenarbeit bei logistischen Abläufen, Krisenreaktion und öffentlicher Ordnung zu trainieren – realitätsnah und stadtweit.
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Damit die Hamburgerinnen und Hamburger nicht unvorbereitet auf die Übung treffen, startet ab Juni eine umfassende Informationskampagne. Geplant sind Hinweise im Internet, in sozialen Medien und entlang der betroffenen Strecken. Auch die beteiligten Institutionen werden gezielt über ihre eigenen Kanäle informieren.
Rechnen müssen Anwohnerinnen und Anwohner mit Fluglärm am Tag und militärischen Kolonnen bei Nacht – allerdings nur für wenige Tage. Die Bundeswehr betont: Störungen sollen so gering wie möglich gehalten werden. (apa)
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