Frau sticht auf überfülltem Bahnsteig wahllos auf Reisende ein: Zahlreiche Verletzte
Schwere Gewalttat am Hamburger Hauptbahnhof: Am Freitagabend hat eine Frau (39) gegen 18 Uhr zahlreiche Menschen auf einem überfüllten Bahnsteig mit einem Messer angegriffen und zum Teil lebensgefährlich verletzt. Die mutmaßliche Täterin wurde festgenommen. Der Bahnhof wurde zum Teil geräumt.
Die Polizei teilte in der Nacht mit, es seien 18 Verletzte. Zuvor hatte ein Sprecher der Feuerwehr von 17 Verletzten gesprochen. Vier von ihnen wurden demnach lebensbedrohlich verletzt, sechs weitere schwer, sieben leicht. Nach MOPO-Informationen erlitt ein 40-jähriger Mann einen Stich in den Brustkorb. Er wurde in der Asklepios-Klinik Altona notoperiert. Sein Zustand soll nach der OP stabil sein.

Die Bundespolizei bestätigte jetzt der MOPO, dass die mutmaßliche Täterin auf dem Bahnsteig der Gleise 13 und 14 wahllos auf Passanten eingestochen hat.

Wie Florian Abbenseth, Sprecher der Polizei Hamburg, sagte, wurde die 39-jährige Frau von einer sogenannten Quattro-Streife – bestehend aus Bundes- und Landespolizei, Hochbahn-Wache und DB-Sicherheit – festgenommen. Die Deutsche habe keinen Widerstand geleistet.
Die Polizei geht von einer Einzeltäterin aus. „Es gibt bisher keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund“, so Abbenseth. Es würden psychische Motive vermutet.
ICE auf Anordnung der Bundespolizei geräumt und beschlagnahmt

Eine Frau, die zur Tatzeit im Hauptbahnhof war, beschreibt der MOPO, wie eine schwerverletzte, blutende Frau von Rettungskräften abtransportiert wurde. „Alle Menschen sollten das Gleis verlassen.“

Der ICE 885 an Gleis 14 wurde auf Anordnung der Bundespolizei geräumt und beschlagnahmt. Der Metronom 82130 steht mit verschlossenen Türen vor dem Bahnsteig, berichten Augenzeugen. Gleis 13 und 14 sind seit 18.10 Uhr gesperrt.
Der Zug sei laut Polizeisprecher Abbenseth allerdings kein Tatort, die Tat sei auf dem Bahnsteig verübt worden. Augenzeugen befänden sich noch im Zug, würden befragt und betreut. Zu Spitzenzeiten seien 56 Feuerwehrleute inklusive Kriseninterventionsteam vor Ort gewesen.
Opfer konnten aufgrund der Enge nicht fliehen
Auf die Frage, wie eine einzelne Frau so viele Menschen verletzen konnte, antwortet Abbenseth: „Der Bahnsteig war sehr voll.“ Die Frau habe mutmaßlich willkürlich auf Menschen eingestochen, die aufgrund der Enge nicht fliehen konnten. Viele Wartende auf dem Bahnsteig hätten das angesichts der Menge an Menschen zunächst nicht mitbekommen.
Altersstruktur und weitere Informationen zu den Opfern seien noch nicht bekannt. „Es gilt Gründlichkeit vor Schnelligkeit“, so Abbenseth.
Weite Teile des Bahnhofs geräumt
Kurz nach der Festnahme der mutmaßlichen Täterin wurden weite Teile des Bahnhofs geräumt – laut dem MOPO-Reporter vor Ort „ziemlich energisch“. Auch für Pressevertreter gab es keine Ausnahmen. Die Räumung betraf die Bahnsteige zu den Gleisen 11 bis 14.

Auch der Südsteg wurde zur Spurensicherung gesperrt. Dort hat nach MOPO-Informationen die Tat begonnen und sich von dort auf den Bahnsteig zu den Gleisen 13 und 14 verlagert.
Viele Fahrgäste verwirrt
Die Sperrungen führten bei vielen ankommenden Fahrgästen, die noch nicht wussten, was überhaupt los war, zu Unverständnis. „Da willste einmal irgendwo hinfahren…“, sagte einer genervt. Die Hochbahnwache musste fragende Reisende vertrösten: „Das kann heute noch sehr lange dauern.“

Im Sekundentakt fragten verwirrte Fahrgäste, ob sie ihre Bahn noch nehmen können. S-Bahn fuhren nach wie vor, alle wurden aufgefordert, über die Wandelhalle zum Bahnsteig zu gehen.
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Viele Zugreisende, die aus Richtung Süden nach Hamburg fahren wollen, stranden derzeit am Bahnhof Harburg. Dort werden zahlreiche Züge aus dem Verkehr genommen.
„Nach aktuellem Stand gehen wir davon aus, dass der Hamburger Hauptbahnhof bis weit in die Nacht gesperrt bleibt“, meldet die Bahngesellschaft Metronom am späten Abend. „Das heißt auch: Alle Züge von und nach Hamburg Hbf beginnen/enden in Hamburg Harburg. Auf allen Linien des Metronom (RE3/RB31, RE4/RB41, RE2) kommt es dadurch zu teilweise massiven Verspätungen.“
Selbst für gestandene Polizisten war das Geschehen schwer zu ertragen. „Oh Gott, das sehe ich auch zum ersten Mal“, sagte ein Beamter zum MOPO-Reporter.
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