„Selten erlebt“: Das hat Trainer Blessin an St. Paulis Spielern überrascht
Für viele St. Pauli-Spieler war die Bundesliga eine neue Erfahrung – aber auch für ihren Trainer. Alexander Blessin, der nach dem Abgang von Aufstiegscoach Fabian Hürzeler aus Belgien ans Millerntor gelotst wurde, zog vor dem Abschlussspiel gegen den VfL Bochum (Samstag, 15.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) eine erste Saisonbilanz.
Auch wenn der Klassenerhalt schon vor dem Anpfiff am Samstagnachmittag so gut wie sicher ist, eines ist noch sicherer: „Wir hatten viel Druck, es war eine nervenaufreibende Saison“, blickt der international erfahrene Trainer auf seine Premieren-Spielzeit im deutschen Oberhaus zurück. Vier Jahre lang hatte er in Belgien und Italien gearbeitet, ehe der FC St. Pauli ihn erst Ende Juni verpflichtete.
Eine neue Liga, eine neue Mannschaft, ein Aufsteiger zudem, der 13 Jahre nicht mehr erstklassig gespielt hatte. Es gibt leichtere Einstiege in den deutschen Profifußball, als Blessin ihn bekam. Zumal er den Dominanzfußball Hürzelers angesichts in ein taktisches System transformieren musste, dass der neuen, höherwertigen Gegnerschaft gerecht wurde.
Blessin: „Mit den Nerven der Fans gespielt“
„Wir sind relativ schnell auf einen gemeinsamen Nenner gekommen“, beschrieb Blessin seine Zusammenarbeit mit der Mannschaft: „Auch wenn die Ergebnisse am Anfang nicht gestimmt haben.“ Eine Heimpleite zum Auftakt gegen Heidenheim, danach Niederlagen in Berlin und Augsburg – nach drei Spielen sah es alles andere als gut für den Kiezklub aus. Allerdings hatte der 51-Jährige vorab betont, dass es ungefähr drei Spiele brauchen würde, bis die Umstellungen Früchte tragen würden.
Noch im September wurden gegen Leipzig (0:0) und in Freiburg (3:0) die ersten Zähler geholt, die St. Pauli bald einen mal größeren, mal kleineren Vorsprung vor den Abstiegsplätzen einbrachten. Nur dass es bis zum sechsten Heimspiel dauerte, bis gegen Holstein Kiel (3:1) der erste Millerntor-Sieg eingefahren wurde, wurmte Blessin noch ein wenig. „Am Anfang haben wir sehr mit den Nerven unserer Fans gespielt“, schilderte er: „Das haben wir sukzessive abgestellt.“

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Der äußerst nahe Klassenerhalt winkt als verdienter Lohn für die Bundesliga-Neulinge. Blessin gibt etwaiges Lob dafür an seine Spieler weiter, die in der gemeinsamen Analyse mit ihrem Eifer fast über das Ziel hinausgeschossen seien. „Die Jungs waren teilweise zu selbstkritisch“, staunte der Coach: „Ich habe so etwas selten erlebt.“ Detailarbeit an kleinen Dingen, die einem großen Erfolg vorausgehen. Schließlich wäre es erst das vierte Mal nach 1989, 1990 und 1996, dass der FC St. Pauli in der Bundesliga bleibt. Auch braun-weiße Fans haben, nahezu unabhängig von ihrem Alter, so etwas selten erlebt.
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Ist das Werk am Samstagabend getan, will Blessin erstmal mit seiner Familie entspannen. Vielleicht ging es schon um die gemeinsame Zeit, als seine Tochter am Donnerstag die Pressekonferenz mit einem Anruf unterbrach. Fest steht allerdings, dass die fußballfreie Zeit beim Tüftler Blessin nicht allzu lange erträglich sein dürfte. „Ich weiß genau“, führte der Coach aus: „,Dass meine Frau mir wieder nach zwei Wochen sagen wird: Was bischt denn so hibbelig?“
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