Ausgenutzt, abgemagert und allein gelassen: Der einsame Tod von Naddel
Der tragische Tod von Nadja Abd el Farrag, besser bekannt als Naddel, berührt viele Menschen in Deutschland. Als sie starb, war sie ganz allein, keiner ihrer echten oder angeblichen Freunde aus der Promi-Szene war bei ihr. Und die von so manchem Wegbegleiter vorgegebene Bestürzung über ihren Tod sorgt für wütende Reaktionen. Denn einige sollen die schwer kranke Frau ausgenutzt und ihre Prominenz zu Geld gemacht haben, ohne dass Naddel viel davon hatte. Ein enger Vertrauter, der bis zuletzt zu ihr gehalten und versucht hatte, sie zu stützen, erhebt in der MOPO Vorwürfe.
Bekannt wurde die in Altona aufgewachsene Nadja El Farrag als Lebensgefährtin von Pop-Titan Dieter Bohlen. „Der Anfang vom Ende“, so bezeichnete Naddel diese Beziehung später. In den 1980er Jahren lernte sie den späteren Macher von Modern Talking kennen. Der wechselte damals häufig seinen Künstlernamen, um Bekanntheit zu erlangen. Mit seiner Band Blue System und als Solosänger Steve Benson machte Bohlen aber schon damals Musik.
Vom Alkohol gezeichnet, konnte sie der Spirale nach unten nicht entkommen
Als er mit Modern Talking durchstartete, um die Welt jettete und immer mehr Fotos mit hübschen Frauen an seiner Seite auftauchten, begann der Abstieg von Nadja Abd el Farrag. Sie flüchtete sich in den Alkohol, machte Schulden, tauchte in obskuren TV-Formaten auf.

Dubiose Geschäftemacher und Berater versuchten, von ihrem prominenten Namen zu profitieren. Zwar startete sie einigermaßen erfolgreich als Moderatorin der RTL-Erotiksendung „Peep“, doch 2001 begann der rasante Abstieg. Ein Berater vermittelte sie zur SAT1-Sendung „Banzai“, was auf Deutsch „Hurra“ heißt. Vor einem Millionenpublikum ließ sie sich den Busen wiegen.
Busen wiegen vor Millonen-Publikum – Naddel wurde ausgenutzt
Danach wurde sie munter herumgereicht. 2004 nahm sie am „Dschungelcamp“ teil, 2005 zog sie ins Big-Brother-Haus, irgendwann trat sie nochmal beim „Promi-Boxen“ auf. Während die Sender Umsatz über die Zuschauerquoten generierten, wurde Naddel nach MOPO-Informationen mit geringen Honoraren abgespeist. Später dann überredete man sie, als DJ durchzustarten – wieder sollte ihr Name für Publikum sorgen.

„Alle müssen gesehen haben, wie schlecht es ihr ging. Und doch nutzten sie ihre finanzielle Situation aus“, sagt Jamal Abboud. Der bekannte Leibwächter und Chef einer Hamburger Security-Firma erlebte Naddels schleichenden Niedergang hautnah. „Wir sprachen häufig Arabisch miteinander. In diesen Momenten lächelte sie. Diese Momente bleiben immer in Erinnerung.“ Abboud ist einer der wenigen Wegbegleiter, die bis zuletzt versucht haben, Nadja Abd el Farrag auf die Beine zu bringen. Doch am Ende scheiterte alles an ihrer Alkoholsucht, Naddel verlor ihre Wohnung in Eppendorf, fand Unterschlupf bei ihrer Mutter in Nienstedten.
„Der Alkohol hatte sie mehr und mehr im Griff – zuletzt öffnete sie nicht mal mehr die Tür“
Die durch den Alkohol verursachte Willenlosigkeit rief andere auf den Plan. Wer helfen wollte, wer vorwiegend auf den eigenen Vorteil erpicht war? Naddel war in einer desolaten Situation, fand keinen Ausweg, wirkte hilflos, ausgeliefert. In einer WhatsApp-Nachricht schrieb sie einer Vertrauten über einen angeblichen Freund und Helfer: „… hat mich abgefüllt. Als ich mich übergeben musste, kam er hinterher und fing an, mich zu befummeln, anstatt zu helfen.“
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Massive Kritik gibt es derzeit an Andreas Ellermann. Der Hamburger Entertainer hat sich als Freund und Unterstützer Naddels inszeniert, nahm mit ihr Schlagerversionen auf, organisierte einige Auftritte. Seinen Beileidsbekundungen nach ihrem Tod folgte ein wahrer Shitstorm. „Nein, sie brauchte auch keine Auftritte oder Vermarktung durch dich. Das haben dir so viele gesagt. Sie brauchte nicht die Öffentlichkeit, sie hätte Hilfe gebraucht und keine Auftritte, die als Hilfe deklariert werden. Bist du traurig?“, lautet einer von vielen ähnlich klingenden Einträgen im Netz. Dass nach Naddels Tod auch noch Werbung für eines seiner Events auf ihrem Instagram-Profil auftauchte, sorgte auch nicht gerade für positive Reaktionen. Will man Ellermann zu den Vorwürfen befragen, verweist er auf seinen Anwalt, der jedoch gerade im Urlaub ist.
„Alle sollten sich schämen“
Klare Worte finden auch einige Hamburger Prominente. „ALLE, die Sie noch bis zum Schluss vor die Kamera gezerrt haben, sollten sich in Grund & Boden schämen!!!!“, schreibt Jenny Elvers. „Sie hatte mal Menschen in ihrem allerengsten Umfeld, die sie hätten schützen können. Aber die sind weitergegangen, ohne sich umzudrehen“, sagt Micky Beisenherz.
Zuletzt war die Hamburgerin von einer Leberzirrhose schwer gezeichnet. „Sie wog am Ende knapp über 40 Kilo und versteckte sich mehr und mehr. Nicht mal mehr zum Friseur konnte ich sie fahren“, so Abboud zur MOPO. Anfang Mai dann der endgültige Zusammenbruch, lebenswichtige Organe versagten, Nadja Abd el Farrag wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Dort verstarb sie am 9. Mai.
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