OMR in Hamburg: Superstars, Business-Uniformen und überraschende Geständnisse
Promis, Influencer, Investoren: Am Dienstag und Mittwoch findet in den Hamburger Messehallen das OMR Festival 2025 statt. Mit rund 67.000 Besuchern ist die Digitalmesse eines der größten Branchenevents. Die MOPO ist vor Ort und hält Sie auf dem Laufenden.
Rund um das OMR Festival berichten: Daniel Dörffler, Laura Stief, Ivan De Vincenzi und Till Stoppenhagen
13.13 Uhr: Aus einem kurzen Sabbatjahr in der Forschung wurde eine preisgekrönte Journalistenkarriere: Auf YouTube gestartet, ist Dr. Mai Thi Nguyen-Kim heute im ZDF unterwegs und gilt inzwischen als eine der renommiertesten Wissenschaftsjournalistinnen Deutschlands.
„Nerds just wanna have fun“, sagt sie auf der Yellow Stage der OMR mit einem Augenzwinkern. „Wir bringen Themen ins Fernsehen, denen man sonst nur begegnet, wenn man wissenschaftlich arbeitet.“
Doch ihre Arbeit bleibt nicht ohne gesellschaftlichen Kontext. „Die Unabhängigkeit der Medien wird gerne als Erstes angegriffen – das sieht man gerade an Trump. Natürlich spüre ich da eine gewisse Verantwortung.“

Gleichzeitig kritisiert sie die Dynamiken der Aufmerksamkeitsökonomie: „Das, was geklickt wird, ist nicht immer das, was wichtig ist. Ich könnte viel einfacher Reichweite erzielen, wenn ich zugespitzt formuliere oder falsche Aussagen mache.“
Sie verweist auf das sogenannte „Bullshit-Asymmetrie-Gesetz“: „Es braucht viel weniger Zeit, um Unsinn in die Welt zu setzen – und viel mehr, um ihn zu entkräften.“
Ihr Appell an die Wissenschafts-Community: „Wir müssen uns mehr Gedanken um die Verpackung machen. Irgendwie müssen wir schließlich die Aufmerksamkeit bekommen.“
„Wir sind nicht Werbeträger, wir sind Werteträger“
13.07 Uhr: „Wie viel kostet Unabhängigkeit?“ – dieser Frage widmet sich aktuell eine Diskussionsrunde auf der Yellow Stage. Auf dem Podium diskutieren Catherine Anne Hiller (Leitung Strategie & Marketing, Funke-Mediengruppe), Dr. Rainer Esser (CEO Zeit-Verlagsgruppe), Daniel Steil (Co-CEO Burda Forward) und Carolin Hulshoff Pol (Bild-Gruppe). Pia Frey, Co-Founderin und CMO von Opinary & Affinity, moderiert das Gespräch.
Catherine Anne Hiller betont: „Wir sind nicht Werbeträger, wir sind Werteträger. Am Ende schaffen wir damit eine Gesellschaft, die wir wirklich haben wollen.“
Pia Frey hebt die Bedeutung lokaler Berichterstattung hervor: „Lokale Berichterstattung ist für die Demokratie ein Killerkriterium.“
Gleichzeitig stellt sie fest, dass damit vor allem ein Publikum über 40 erreicht wird. Jüngere Menschen informierten sich auf Plattformen wie TikTok und interessierten sich dort oft stärker für internationale Themen wie Gaza als für lokale Bauprojekte.
Daniel Steil blickt auf den Umgang mit Plattformen zurück: „Am Anfang haben wir nicht gemerkt, wie wichtig die sozialen Medien für uns sind.“
Brorhilker wettert gegen die Finanzlobby
13.02 Uhr: „Eine Gruppe ist besonders gut darin, Geschichten zu erzählen – die Finanzlobby“, sagt Anne Brorhilker bei ihrem Auftritt. Die Co-Geschäftsführerin der Bürgerbewegung Finanzwende war früher Oberstaatsanwältin und Ermittlerin zum Cum-Ex-Steuerbetrug. „Seit drei Jahren gibt es in Deutschland ein Lobbyregister, und die Finanzlobby steht seitdem an der Spitze. Diese Gruppen sichern sich politischen Einfluss.“

Brorhilker zeigt Schlagzeilen zum Cum-Ex-Skandal („Zehn Milliarden Euro Schaden“) mit Worten wie „Grauzone“, „Gesetzeslücke“ oder „Trick“. Die Wortwahl suggeriere, der Staat sei selbst schuld am Steuerbetrug. Auch in juristischen Fachzeitschriften fänden sich Narrative, wonach die Täter Opfer staatlicher Willkür geworden wären.
„Was davon stimmt denn jetzt eigentlich? Die Antwort ist: nichts!“ Laut Brorhilker ein Fall von „strategischer Rechtskommunikation“, einer gezielte Strategie der Finanzlobby.
Bei den strafrechtlichen Ermittlungen habe sich herausgestellt, dass bei einer Vielzahl von Artikeln Einfluss genommen wurde. Die Strategie: Verharmlosung, eine künstliche Verkomplizierung des Sachverhalts, und schließlich eine Täter-Opfer-Umkehr. „Eine klassische Opfererzählung, die verwirren soll.“
Laut Brorhilker wird das Außmaß von Wirtschaftskriminalität unterschätzt. Mit Blick auf die Debatte über Sozialbetrug meint die Finanzwende-Chefin: „Steuerhinterziehung verursacht viel größere Schäden.“
„Wir müssen kaputt machen, was wir aufgebaut haben“
12.41 Uhr: Seeley zeigt einen Werbeclip aus den USA. Dort ist es mit „PayPal Everywhere“ inzwischen möglich, mit dem Handy via PayPal im Geschäft zu bezahlen. Die Anwendung soll es perspektivisch auch in Deutschland geben.
Nach dem Ende seiner Keynote verschwindet der CMO von der Bühne. Der Moderator: „Ich wollte mich eigentlich noch mit ihm unterhalten!“ Gleich geht es weiter mit Finanzwende-Chefin Anne Brorhilker. Thema: „1000 und eine Macht: Wie sich die Finanzlobby mit Storytelling ihren Einfluss sichert“.
12.32 Uhr: Auf der Red Stage spricht nun Geoff Seeley, Chief Marketing Officer von PayPal über die Strategien des Zahlungsdienstleisters. PayPal verarbeite heute mehr als 25 Prozent aller E-Commerce-Zahlungen weltweit. Auch in Deutschland sei der Marktanteil des Unternehmens groß.
„Der Status Quo ist nicht mehr gut genug. Wir müssen kaputt machen, was wir aufgebaut haben, um uns weiterzuentwickeln.“ Mit Blick auf die Unternehmer im Publikum fragt er: „What are you breaking?“

Überraschendes Geständnis des ChatGPT-Entwicklers
12.20 Uhr: Überraschendes Geständnis des KI-Experten: Nicholas Turley (30), seit 2022 beim ChatGPT-Entwickler OpenAI tätig und dort Chef der Produktentwicklung, gönnt sich regelmäßig Zeit ohne Smartphone, Internet und Co. „Jedes Wochenende bin ich eigentlich ziemlich offline. Und ich glaube, da bin ich im Silicon Valley auch ein Outlier (dt.: Ausreißer), das ist eine ziemliche Workaholic-Kultur da. Aber für mich funktioniert das super“, sagte der gebürtige Itzehoer der Deutschen Presse-Agentur am Rande der OMR.

OMR-Slang: Die Anglizismen hitten hart
12.00 Uhr: Wir nutzen die Zwischenzeit für eine kurze Mode- und Slang-Betrachtung: Die Anglizismen hitten hart, wenn man den Smalltalk der Messeteilnehmer belauscht – zwei Drittel Englisch, ein Drittel Deutsch. Nur was für echte Profis.
Modetechnisch ist der Business-Casual-Look auf der OMR omnipräsent. Das typische Outfit der Frauen besteht aus einem Blazer, weit geschnittener Stoffhose oder Jeans, dazu weiße Sneaker von New Balance oder Sambas von Adidas.
Bei den Herren geht es erwartungsgemäß etwas legerer zu, doch auch bei denen steht die Blazer-Jeans-Kombo hoch im Kurs, gerne auch mit Cap. Aber auch Hawaii-Hemden und -Shorts wurden gesichtet.

11.19 Uhr: Eine schwarze Stretchlimo mit Dachzelt-Aufbau steht vor dem Stand des „Kliemannslands“, des Kreativprojekts des gefallenen YouTubers Fynn Kliemann. „Donut kill“ und „Partner unterwegs“ steht auf der Limousine. Und – in Anbetracht seines Maskenskandals während der Corona-Pandemie recht zynisch – „Krise kann halt geil sein“. Der Unternehmer hatte sich mit dem Skandal eine blutige Nase geholt. Nun arbeitet er offenbar am Comeback seiner Marke. Der Chef selbst ist am Vormittag allerdings nicht zu sehen.

11.01 Uhr: Westlich der Karolinenstraße, in Halle A1, haben Unternehmen wie PayPal, Tiktok und Amazon ihre Stände aufgebaut. Auch die Discounter Lidl und Kaufland sind vertreten. Die Firma Insider bewirbt ihre „AI-native Personalized Omnichannel Experience and Customer Engagement Platform“. Das verstehe, wer will.

Haushalts-Roboter auf Rädern
10.37 Uhr: Inzwischen ist auch MiPA (My intelligent Personal Assistant) der Firma Neura Robotics auf der Bühne. Der Roboter fährt auf Rollen, hat zwei Arme und soll Familien im Haushalt oder bei der Pflege helfen. Sprechen kann er auch, wie Kai Pflaume entzückt feststellt. „Das ist ein Kompagnon für Zuhause“, sagt Neura-Robotics-Chef David Reger. 10.000 Euro soll der Roboter kosten, „wie ein mittelklassiges E-Bike“, so Reger.

Hamburger Rapper Das Bo eröffnet die OMR
10.19 Uhr: Nach seiner kurzen Ansprache übergibt Das Bo an Moderator Kai Pflaume. „Ihr dürft euch auf ein spannendes Programm freuen. Genießt das und habt Spaß!“
Dann holt Pflaume OMR-Gründer Philipp Westermeyer zum „Bartalk“ auf die Bühne. Mit Blick auf den anstehenden Besuch von Ryan Reynolds am Nachmittag gibt es erstmal eine Spitze gegen Westermeyer: „Hast du dich extra schick gemacht?“, fragt Pflaume den komplett in schwarz gekleideten OMR-Chef.

10.11 Uhr: Die OMR ist eröffnet! Mit einer Überraschungsbegrüßung von Das Bo, der Akteure des „Diversity Hub“ in Halle B6 vorstellt. Darunter: „Life Teachers“ von Ludwig Thiede. Zuvor gab es animierten Willkommens-Clip, in dem neben Boris Becker auch Pac Man vorkamen.

OMR 2025: Vor der Red Stage fast jeder Platz besetzt
9.55 Uhr: Auch in Halle B5, der sogenannten Red Stage, ist inzwischen (fast) jeder Platz besetzt. Um 10 Uhr geht es dort los mit Host Steven Gätjen und dem CEO von Vodafone Germany, Marcel de Groot.

9.41 Uhr: Auf den Leinwänden der Hauptbühne läuft inzwischen ein Countdown zur Eröffnung. Passen dazu hat auch der DJ das Tempo angezogen und spielt House-Musik. Zu geschätzten 120 BPM laufen Besucher zwischen den Stuhlreihen hin und her, suchen freie Plätze. Doch die werden langsam rar.
OMR 2025: Die Stimmung ist gut
9.38 Uhr: Am Eingang Mitte stehen die Menschen inzwischen Schlange, um auf das Gelände zu gelangen. Dennoch ist der Andrang scheint vorerst nicht so groß wie in den Jahren zuvor, die Busse sind angenehm befüllt. Und die Stimmung ist gut: Bianca ist extra aus Köln angereist. Sie freut sich besonders auf den CEO vom KI-Unternehmen OpenAI und auf Fußballstar Gerard Piqué, den Ex von Sängerin Shakira.

9.30 Uhr: Die in schwarzen Farben gehaltene Conference Stage füllt sich rasch. Ein DJ steht hinter seinem Pult auf der Bühne und hält die Wartenden bei Laune. Es läuft „Smooth Operator“ von Sade.
9.20 Uhr: Am Eingang West nach dem S-Bahnhof Sternschanze sucht man an diesem Morgen vergeblich nach langen Besucherschlangen. Größer dürfte der Andrang allerdings am zentralen und östlichen Eingang sein. Zu den Hauptbühnen ist es von dort nicht weit.

9.15 Uhr: Feiner Nieselregen schlägt den OMR-Besuchern auf dem Weg zu den Messehallen entgegen. Um kurz nach 9 Uhr schwirren auf dem Gelände noch vor allem Crew- und Presseleute herum. Für alle anderen ist erst seit wenigen Minuten Einlass. In Halle B7, der sogenannten Conference Stage, wird Host Kai Pflaume die Messe um 10 Uhr feierlich eröffnen.
– Die Marketing- und Digitalmesse OMR öffnet heute um 10 Uhr ihre Pforten für Branchenexperten und Interessierte, die sich vernetzen und voneinander lernen wollen. Auf der Bühne geben auch Promis ihr Wissen zu erfolgreichem Online-Marketing weiter.
OMR in Hamburg: Schauspieler Ryan Reynolds und Fußballstar Gerard Piqué erwartet
So werden am ersten Messetag beispielsweise der Schauspieler Ryan Reynolds (48) und Fußballstar Gerard Piqué (38) erwartet. Impulse geben aber auch Branchen-Größen wie Technologie-Wissenschaftlerin Amy Webb, ChatGPT-Produktchef Nicholas Turley sowie zahlreiche weitere Köpfe von erfolgreichen internationalen Unternehmen.
– Die Messe ist fest im Standort Hamburg verwurzelt. Im Februar verlängerte die OMR den Vertrag mit der Hamburger Messe um weitere zehn Jahre.
– Mehr als 800 Redner und rund 1000 Aussteller werden erwartet. Der Andrang auf die Messe ist riesig. Warum das nicht jedem gefällt, können Sie in diesen zehn Fakten nachlesen.
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– Hallo und herzlich willkommen zu unserem Liveblog! Heute startet in den Hamburger Messehallen die Digitalmesse OMR. Wir sind vor Ort.
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