Fehler-Duo im Topspiel-Fokus: Muss ein HSV-Profi wieder auf die Bank?
Merlin Polzin könnte an diesem Wochenende auf den Überraschungsmoment setzen wollen. „Wir trainieren im Stadion“, kündigte der Trainer nämlich mit Blick auf die nicht-öffentliche Abschlusseinheit an diesem Freitag an und begründete: „Da wird nicht so viel in Sachen Aufstellung nach außen dringen.“ Polzin will sich also noch weniger als sonst in die Karten schauen lassen – und damit auch nicht preisgeben, ob ein Duo wieder starten wird, das sich beim 0:2 in Paderborn überraschen ließ. Zumindest einem der zwei Profis droht ein Bankplatz.
„Es geht ihnen sehr gut“, berichtete Polzin, als er am Donnerstagmittag auf William Mikelbrencis und Miro Muheim angesprochen wurde. Der Franzose hatte am vergangenen Sonntag die Flanke von Ilyas Ansah nicht verhindert, und der Schweizer am zweiten Pfosten im Duell mit Paderborns 0:1-Vorlagengeber Casper Terho nicht gut ausgesehen. Ein Treffer mit Plan dahinter, wie SCP-Coach Lukas Kwasniok hinterher verriet. Denn er hatte das HSV-Duo studiert.
Polzin reagiert auf Kwasnioks Worte: „Nichts damit zu tun“
„Es war ein Ansatz, bei Mikelbrencis und bei Muheim mit Bällen in die Luft zu kommen“, erklärte Kwasniok. „Muheim ist ein Top-Spieler. Aber ganz ehrlich: In diesen Aktionen ist er wahrscheinlich nicht der allerbeste.“ Harte Trainer-Worte, weil sie – jedenfalls aus Kwasnioks Sicht – eine Schwäche eines gegnerischen Spielers adressierten, was eher unüblich ist. Polzin wollte das mit fünf Tagen Abstand nicht bewerten, sondern „nur betonen, dass wir an den Details arbeiten mit den einzelnen Spielern. Das hat aber weniger mit Lukas’ Meinung zu tun, sondern ist generell“.

Deshalb beschrieb Polzin ganz grundsätzlich: „Jeder Spieler hat bei uns einen individuellen Plan mit Stärken und Schwächen, an denen wir arbeiten.“ Auch Mikelbrencis und Muheim also, deren Stärken im Vorwärtsdrang liegen, deren Verteidigungsverhalten zuletzt aber einige Male nicht ideal war. Stichwort: Verteidigung von Flanken. Das war dann auch ein Schwerpunkt dieser Trainingswoche, nicht aber als Reaktion auf die Entstehung des Gegentores in Paderborn, wie Polzin sagt: „Wir trainieren jede Woche das Verhalten in der Box, sowohl in der eigenen als auch in der gegnerischen, das sind feste Tage bei uns. Deswegen hat das auch nichts mit dem vergangenen Spiel zu tun.“
Für Mikelbrencis könnte Hefti in die HSV-Startelf rutschen
Und auch die Worte von Kwasniok hätten ihn nicht dazu veranlasst, neue Trainingsinhalte zu kreieren, versichert der HSV-Trainer. Polzin nimmt seine Außenverteidiger vielmehr in Schutz: „Wenn Chipbälle auf den zweiten Pfosten kommen, und das war ein sehr gut gespielter Ball (von Ansah; d. Red.), dann ist es aufgrund der Positionierung in der Box immer nicht so einfach, das Ganze zu verteidigen. Diese Erfahrung durften wir in positiver Hinsicht auch schon das eine oder andere Mal machen.“ Offensiv nämlich, zum Beispiel bei Davie Selkes 1:1-Kopfball in Münster.

Dass der HSV vor vier Wochen im Preußenstadion einem 0:1-Rückstand hinterherlaufen musste, lag übrigens an einer Unaufmerksamkeit von Muheim, der eine Ecke verschuldete, die dann zum Gegentor führte. Nun gab der 26-Jährige in Paderborn erneut keine gute Figur ab. Seinen Stammplatz hat Muheim, der seine leichte Erkältung laut Polzin überwunden hat, hinten links aber trotzdem sicher. Am Standardschützen in der HSV-Startelf führt in dieser Saison kein Weg vorbei, dennoch ist er nach seinem wackligen Auftritt vom Wochenende nun im Fokus – genauso wie Mikelbrencis, sofern er am Samstag gegen Düsseldorf (20.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) überhaupt beginnt.
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Es käme nicht überraschend, wenn Polzin im Liga-Topspiel statt Mikelbrencis den defensiv stabileren Silvan Hefti aufstellen würde. Die Zweikampfhärte des Schweizers könnte gegen die wendigen Fortuna-Flügelspieler um Myron van Brederode besonders vonnöten sein. Spätestens nach dem Abschlusstraining wird der Coach am Freitag wissen, wie er spielen lassen will – und wie viel Überraschungsmoment seine Startelf beinhalten wird. Mikelbrencis und Muheim seien, sagte Polzin, „wie alle anderen voller Vorfreude auf Samstagabend“. Dann wird im Volksparkstadion nicht mehr vor Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert – sondern vor ausverkauftem Haus gespielt.
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