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„Regenbogen-Flitzer“ Mario Ferri läuft übers Spielfeld.
  • Bilder wie die von Flitzer Mario Ferri könnten der LGBTQ-Community in Katar teuer zu stehen kommen.
  • Foto: WITTERS

„Wenn nicht sogar tödlich“: Arabische LGBTQ-Personen fürchten sich

Die Bilder des Regenbogen-Flitzers fluteten das Netz. Lob, Anerkennung und Aufmerksamkeit erhielt der Italiener Mario Ferri im Westen, doch auch in der arabischen Welt blieb seine Aktion keineswegs verborgen.

Viele queere Menschen in der Region befürchten inzwischen aber, dass derartige Solidaritätsbekundungen mehr schaden als nützen könnten. Dann nämlich, wenn das WM-Scheinwerferlicht ausgeknipst wird.


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Die Reaktion werde nicht nur in Katar „wahrscheinlich sehr, sehr hart sein, wenn nicht sogar tödlich“, sagte Tarek Zeidan, der Geschäftsführer der im Libanon ansässigen LGBTQ-Organisation Helem ist und früher in Katar gelebt hat: „Die kommenden Jahre werden für LGBTQ-Personen in der Region extrem belastend werden.“

Ob Regenbogen-Symbole, bei denen katarische Sicherheitskräfte auch rund um die Dienstagsspiele trotz FIFA-Zusicherungen durchgegriffen haben sollen, oder die viel diskutierte „One Love”-Binde – die Gesten zur Unterstützung der lokalen LGBTQ-Gemeinschaft sind gut gemeint, lösen bei einigen queeren Menschen in der arabischen Welt aber Unbehagen aus.

Nasser Mohamed glaubt an Konsequenzen nach der WM

„Sie lassen sich provozieren und warten nur darauf, bis die WM vorbei ist, um sich auf uns zu stürzen“, sagte Nasser Mohamed bei RTL/ntv. Der erste öffentlich homosexuell lebende Katerer, der zurzeit in San Francisco wohnt, befürchtet, nach dem Turnier „noch mehr gefährdet“ zu sein.

Im Laufe des Sommers griffen die Behörden in der gesamten Golfregion hart gegen gegen all das ein, was sie als „Förderung von Homosexualität“ ansahen. In Saudi-Arabien etwa gegen Spielzeug und Kleidung in Regenbogenfarben – und in Katar, wo Homosexualität ebenfalls verboten ist? Nicht wenige haben noch den WM-Botschafter vor Augen, der in einer ZDF-Doku von einem „geistigen Schaden“ gesprochen hatte.

Niemand aus der queeren Community sei hier jedoch jemals nach seiner Meinung gefragt worden, kritisierte ein Unternehmer aus Bahrain im AFP-Gespräch mit Blick auf die Solidaritätsaktionen, aus Sicherheitsgründen will er anonym bleiben. Er mache sich Sorgen um die Zukunft, die WM werde „zu Ende gehen, und der Hass wird weitergehen“.

Kritik ändert an Katars Haltung wohl nichts

Die wachsende Kritik des Westens, meint Eman Alhussein vom Institut für die Golfstaaten in Washington, habe keine Veränderungen bewirkt und werde dies wahrscheinlich auch nicht tun. Um dem großen konservativen Anteil der Gesellschaft entgegenzukommen, werde die Beibehaltung einiger Grenzen als entscheidend angesehen.

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Zeidan sieht rund um die WM dazu eher eine „Verhärtung der Fronten“. Aktivisten berichten von einer „Flut von Homophobie“, das Risiko sei größer geworden. „Es ist nicht schön, im Schatten zu leben“, sagt der bahrainische Unternehmer, „aber es ist auch nicht schön, im Rampenlicht zu stehen“. (sid/dhe)

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