„Europäische Arroganz“: Ex-St. Pauli-Trainer Maslo verteidigt WM-Gastgeber Katar
Mit dem Spiel gegen die Niederlande endet die WM für Gastgeber Katar am Dienstag vorzeitig. Die Diskussion über die Verhältnisse im Emirat am Arabischen Golf hält an. Nun hat sich mit Uli Maslo ein ehemaliger St. Pauli-Trainer zu Wort gemeldet, der lange in der Region gearbeitet hat. Der 84-Jährige wirft Katar-Kritikern einen unfairen Umgang mit dem Land vor.
„Man benutzt die offene Art der Kataris, um sie in die Pfanne zu hauen“, sagt Maslo im Gespräch mit der MOPO: „Es tut mir weh, dass diese Leute für ihre Mühen bestraft werden, Anerkennung in der Welt zu finden.“
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Mit dem Spiel gegen die Niederlande endet die WM für Gastgeber Katar am Dienstag vorzeitig. Die Diskussion über die Verhältnisse im Emirat am Arabischen Golf hält an. Nun hat sich mit Uli Maslo ein ehemaliger St. Pauli-Trainer zu Wort gemeldet, der lange in der Region gearbeitet hat. Der 84-Jährige wirft Katar-Kritikern einen unfairen Umgang mit dem Land vor.
„Man benutzt die offene Art der Kataris, um sie in die Pfanne zu hauen“, sagt Maslo im Gespräch mit der MOPO: „Es tut mir weh, dass diese Leute für ihre Mühen bestraft werden, Anerkennung in der Welt zu finden.“
Uli Maslo trainierte St. Pauli von 1994 bis 1997
Maslo trainierte den FC St. Pauli von 1994 bis 1997, 1996 schaffte er als bislang letzter Coach den Bundesliga-Klassenerhalt mit dem Kiezklub. Davor und danach war er elf Jahre als Trainer in Bahrain (al-Riffa SC, 1985-88, 1993/94), Katar (Qatar SC, 1988-92), Saudi-Arabien (al-Tai FC, 2003) und Kuwait (as-Salimiya Club, 2005-07) tätig.
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„Ich habe fantastische Jahre in einer Gegend gehabt, in der angenehm zu leben ist“, erinnert sich Maslo: „Wenn ich heute auf Katar schaue, ist das für mich ein Weltwunder. Sicherlich spielt eine Rolle, dass genug Geld da ist. Aber sie haben von Anfang an auch viel Wert auf Bildung und Ausbildung gelegt. Es wird Wert auf Intelligenz gelegt und auf Anstand im Rahmen der muslimischen Gesetze.“
Maslo fordert mehr Verständnis für Katar
In dieser Hinsicht fordert Maslo mehr Verständnis ein. „Deutschland versucht, die eigene Stimmung anderen Ländern aufzudrücken“, kritisiert der Coach, der 1992 den Qatar SC mit der algerischen Fußball-Legende Rabah Madjer zur Vizemeisterschaft führte: „Im Katar leben ganz strenge Muslime. Jetzt zu verlangen, sie sollen gegen den Koran handeln, ist für mich unglaublich. Bei meinen Spielern war der Koran ihr Lebensinhalt. Auch vor wichtigen Spielen ist die Mannschaft um halb Vier nachts aufgestanden und hat sich zum Beten versammelt.“
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Dass die Interpretation der Glaubenssätze zur Verfolgung von Homosexuellen im Land beiträgt, begegnet Maslo mit einem Verweis auf die WM 2018. „Wenn ich Thomas Hitzlspergers Reportage sehe, frage ich mich: Wo war er, als die WM in Russland stattfand? Wahrscheinlich hätten die Russen ihn gar nicht ins Land gelassen.“
Ex-Kiezklub-Coach sieht „sehr einsteige Darstellung“
Seine Thesen dürften auf einigen Widerspruch stoßen. „Vergehen gegen Menschenrechte muss man angehen“, stellt Maslo klar: „Die Kataris machen Fehler, aber die Darstellung ist sehr einseitig. In Katar gibt es auch viele Arbeiter, die froh sind, dass sie Geld für ihre Familien verdienen.“ Die kursierenden Zahlen durch den WM-Stadionbau gestorbener Arbeitsmigranten hält er für überhöht – und nicht vom Staat verschuldet. „Natürlich kann es beim Stadionbau Todesfälle gegeben haben“, sagt Maslo: „Aber dafür hat Katar große Firmen beauftragt, die für die Bauarbeiter verantwortlich sind.“
Maslo wird das Turnier weiter verfolgen. „Der Wunsch nach einer WM im arabischen Raum besteht schon sehr, sehr lange, aber es gibt eine europäische Arroganz“, findet er: „Als Katar sich bewarb, haben viele nur gelacht. Die Kataris haben die WM dann auf die gleiche Art und Weise bekommen wie Deutschland 2006. Aber noch kein Turnier wurde in so tollen Stadien durchgeführt wie jetzt.“