Vom Präsidenten zum Trainer!: Darum macht Martin Schwalb den Abflug zu den Löwen

Von der Seitenlinie und aus dem Trainingsanzug ins Sakko auf die Tribüne – und wieder zurück! Fast sechs Jahre nach seinem schweren Herzinfarkt und dem vorläufigen Ende seiner erfolgreichen Trainerkarriere gibt Martin Schwalb sein Comeback als Coach. Der Vize-Präsident des Handball Sport Verein Hamburg wird Dompteur der Rhein-Neckar Löwen. Vom Zweitligisten zum zweimaligen Meister.

Wer Schwalb etwas besser kennt, der weiß, dass er auf diese Gelegenheit gewartet hat, seit Jahren: ein reizvolles Angebot von einem großen und ambitionierten Klub. Und der weiß auch, dass der 56-Jährige zwar seit 2014 nicht mehr den Job des Trainers innehatte, aber immer noch wie ein Trainer gedacht und auch gefühlt hat, sowohl bei Spielen seines Zweitligisten HSVH auf der Tribüne als auch bei den unzähligen Partien in Bundesliga und Champions-League, die er als TV-Experte (Sky) analysierte.

Martin Schwalb: „Das Feuer war nie weg“

Aber kann er das noch – oder wieder? Trainer? Im Tagesgeschäft? „Dieses Trainer-Ding habe ich noch in mir drin“, sagt Schwalb im Gespräch mit der MOPO. „Das Feuer war nie aus. Ich habe noch mal richtig Bock, als Trainer etwas zu erreichen.“

Bei den Löwen erhält Schwalb einen Vertrag bis 2021. Heute wird er in Mannheim als Nachfolger des gefeuerten Kristjan Andresson vorgestellt. Am Abend betreut erst erstmals die Mannschaft im EHF-Cup-Spiel gegen Cuenca (Spanien).

Rhein-Neckar Löwen geben Schwalb Vertrag bis 2021

Schwalb soll den kriselnden Meister von 2016 und 2017, der in der Liga auf Rang sechs abgestürzt ist, wieder in die Spur bringen, schnell.

„Ich freue mich riesig auf die Aufgabe, die auch eine Ehre ist“, sagt Schwalb, der als Trainer mit dem früheren HSV Handball die Meisterschaft (2011), den Pokal (2006/ 2010) und die Champions League (2013) gewonnen hat. 2014 hatte er nach einem Herzinfarkt eine längere Pause eingelegt.

Schwalbs Job als Vize-Präsident in Hamburg ruht

Sein Amt des Vize-Präsidenten beim neuen HSVH, das er seit 2016 bekleidet, gibt „Schwalbe“ nicht auf, er lässt es nur ruhen. Den Sky-Job ebenfalls. „Der HSVH bleibt in meinem Herzen“, betont er. Die berufliche Rückkehr nach Hamburg, wo er mit Ehefrau Gabi und Sohn Maximilian (macht gerade Abitur) seit 15 Jahren lebt, ist fest eingeplant. Schwalb wird sich in Mannheim eine Wohnung nehmen, will aber regelmäßig in der Hansestadt sein.

„Wir verlieren für die Zeit seines Vertrags bei den Löwen einige sportliche Kompetenz“, sagt HSVH-Präsident Marc Evermann, aber man werde sich auch weiterhin intensiv austauschen.

HSVH spart durch Schwalbs Trainer-Episode Geld

Der temporäre Verlust von Schwalbs Prominenz und Strahlkraft mag ein Nachteil für den Hamburger Zweitligisten sein, aber finanziell hat die Nummer durchaus Vorteile. Schwalb war für den Klub auch als sportlicher Berater tätig. Das gut dotierte Honorar spart der finanziell nicht auf Rosen gebettete HSVH in den nächsten eineinhalb Jahren und hat dadurch mehr Spielraum, etwa für Verstärkungen des Teams.

Schwalb ist wieder Erste Liga. Zurück auf der ganz großen Handball-Bühne. Nicht mehr nur dabei, sondern wieder mittendrin.