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  • Turn-Star Pauline Schäfer erhebt schwere Vorwürfe gegen eine Trainerin.
  • Foto: imago images/masterpress

„Viele Wunden noch nicht verheilt“: Ex-Weltmeisterin Schäfer erhebt schwere Vorwürfe

Jahrelang war Turn-Star Pauline Schäfer von ihrer Trainerin schon schikaniert worden, doch als sie sich entschloss, „nicht mehr nur der kleine Turnroboter zu sein“, sei es „besonders schlimm“ geworden. So erzählt es die frühere Schwebebalken-Weltmeisterin im Wochenmagazin „Der Spiegel“.

Die 23-Jährige sagt, sie habe es satt zu schweigen. Mit fünf weiteren Turnerinnen erhebt Schäfer schwere Vorwürfe gegen eine Trainerin am Bundesstützpunkt in Chemnitz.

Es geht um das Trainieren über die Schmerzgrenze hinaus, mentale Erniedrigungen, Diätzwang: Demnach seien Schäfer und Co. – auch als Minderjährige – während des Trainings psychischer Gewalt ausgesetzt gewesen, es sollen unangemessene Methoden eingesetzt und Medikamente ohne ärztliche Anordnung verabreicht worden seien.

Nach Vorwurf von Schäfer: DTB nimmt Stellung

Als Turnerin könne man einiges ab, sagte Schäfer dem „Spiegel“: „Aber täglich erniedrigt zu werden – das hinterlässt irgendwann Spuren“ Der Deutsche Turner-Bund (DTB) „verurteilt jede Form von Gewalt und distanziert sich von etwaigen, in der heutigen Ausgabe des Spiegel beschriebenen Trainingsmethoden“, hieß es in einer Stellungnahme am Freitag.

Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, „würde dies in keiner Weise den Werten des DTB und den Rahmenbedingungen für ein verantwortungsvolles Training entsprechen“.

„Vielzahl von Unwahrheiten“: Anwalt der Trainerin wehrt sich gegen Vorwürfe

Man nehme die „erhobenen Vorwürfe äußerst ernst“ und werde „die in Rede stehenden Sachverhalte unverzüglich unabhängig aufklären lassen, um sodann über mögliche Konsequenzen entscheiden zu können“. Der Anwalt der Trainerin sprach gegenüber dem „Spiegel“ von einer „Vielzahl von Unwahrheiten und haltlosen Vorwürfen“.

Schäfer berichtete, sie sei über Jahre gepiesackt worden. Das Training habe die Grenzen ihrer körperlichen und seelischen Belastbarkeit überschritten. „Meist haben wir uns gar nicht getraut zu sagen, wenn uns was wehtat, weil es dann hieß: Reiß dich zusammen, andere halten das auch durch“, sagte Schäfer, die für Deutschland 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro geturnt hatte.

Schäfer: Mädchen im Internat „haben sich eine Zeit lang geritzt“

Immer wieder habe sie sich auch verletzende Sprüche wegen ihrer Figur und ihres Gewichts anhören müssen. „Solche Bemerkungen sind ihr nicht rausgerutscht, damit wollte sie mich bewusst kleinhalten“, sagte Schäfer und spricht von „Psychoterror“. Der Druck sei so groß gewesen, dass sich drei andere Mädchen im Internat „eine Zeit lang“ sogar „geritzt haben“, sagte Schäfer – also selbst verletzt haben, womöglich um Stress abzubauen.

Schäfer ist nicht irgendwer im Turnen. Sie hat sieben deutsche Meistertitel, Bronze am Schwebebalken bei der WM 2015 und zwei Jahre später Gold geholt. Zuletzt hatten sich die Skandale im Turnen gehäuft, in den USA, England und der Schweiz berichteten Athletinnen über Missbräuche.

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Das gibt auch Schäfer und ihren Kolleginnen den Mut, an die Öffentlichkeit zu gehen und darüber zu berichten, wie sie behandelt oder in Essstörungen getrieben worden seien. „Da sind viele Wunden noch nicht verheilt“, sagte Schäfer, aber ihre alte Trainerin habe „es nicht geschafft, mich zu brechen“. (mp/sid)

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