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  • Strahlende Siegerin: Naomi Osaka zeigt stolz ihre US-Open-Trophäe. 
  • Foto: AP

US Open: Siegerin Osaka rührt Boris Becker fast zu Tränen

Naomi Osaka behält ihre weiße Weste in Grand-Slam-Finals, zwei Jahre nach ihrem ersten Titel bei den US Open ist die Japanerin wieder die Königin von New York. Im Endspiel am Samstag setzte sich die frühere Weltranglistenerste gegen die Belarussin Viktoria Azarenka nach einem miserablen Start mit 1:6, 6:3, 6:3 durch und sicherte sich in ihrem dritten Major-Finale den dritten Titel nach den US Open 2018 und den Australian Open 2019.

„Es war ein hartes Match für mich. Ich dachte mir nur: Es wäre peinlich, wenn ich hier in unter einer Stunde verliere“, scherzte Osaka und sagte anerkennend in Richtung ihrer Gegnerin: „Das war für mich sehr inspirierend, weil ich dir schon zugeschaut habe, als du früher hier gespielt hast.“

Für Azarenka war es bereits die dritte Finalniederlage bei den US Open, 2012 und 2013 hatte sie jeweils gegen Serena Williams verloren. „Ich denke, ich muss es einfach wieder versuchen“, sagte sie nach dem Match mit einem Schmunzeln.

Osaka setzte auch abseits des Sports in New York klare Zeichen

Erst mal ist nun Osaka die Königin von New York. Die 22-Jährige glänzte in Flushing Meadows dabei nicht nur sportlich auf dem Court, sondern auch als Stimme gegen Polizeigewalt und Rassismus. Vor jeder Partie in New York trug sie einen Mund-Nase-Schutz, auf dem der Name eines Opfers von Polizeibrutalität in den USA stand. Am Samstag erinnerte sie so an Tamir Rice, der Schüler war 2014 im Alter von zwölf Jahren in Cleveland/Ohio von einem Polizisten erschossen worden.

Ihre Botschaft rührte sogar Boris Becker fast zu Tränen.

Der weiße Moderator hatte Osaka im Interview vor der Pokalübergabe gefragt, welche Botschaft sie vermitteln wolle. Ihre schlagfertige und so treffende Antwort: „Nun, welche Message ist denn bei Ihnen angekommen?“

Damit verschlug Osaka sogar der deutschen Tennis-Ikone Becker kurz die Sprache. „Wow“, stammelte der Eurosport-Experte, „das war für mich der Satz des Turniers.“ Und der dreimalige Wimbledonsieger wurde richtig emotional, als er anfügte: „Sie gewinnt die US Open, hat die Gedanken woanders, und sie spricht dieses wichtigste Thema der heutigen Generation so an. Unglaublich.“

Naomi Osaka machte auch persönliche Erfahrungen mit Rassismus

Schon im Mai nahm Osaka in Minneapolis an einer Demonstration in Folge des gewaltsamen Todes des Afroamerikaners George Floyd teil, und nachdem im August sieben Schüsse eines Polizisten den Schwarzen Jacob Blake in den Rücken getroffen hatten, boykottierte sie aus Protest ihr Halbfinal-Match beim Vorbereitungsturnier in New York. Aber genug war das noch lange nicht.

„Es ist ziemlich traurig, dass sieben Masken nicht genug sind für die Anzahl der Namen“, sagte Osaka, die selbst schon leidvolle Erfahrungen mit Rassismus und Ausgrenzung sammeln musste. So verstieß der Großvater ihre Mutter, da diese einen Haitianer geheiratet hatte. Als Naomi drei Jahre alt war, zog die Familie deshalb in die USA.

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Mittlerweile ist ihre Bühne die Welt. Und da ist Osaka auf bestem Weg, nach dem Ende der Ära von Roger Federer und Rafael Nadal der nächste globale Superstar zu werden. Schon jetzt ist sie die bestbezahlte Sportlerin des Planeten – was auch ihrem Engagement abseits des Courts und ihrem schrägen Humor zuzuschreiben ist.

So legte sie sich nach ihrem Triumph von New York in aller Seelenruhe auf den Platz und blickte in den Himmel. „Alle brechen immer sofort nach dem Matchball zusammen, aber ich dachte mir: Du könntest dich dabei ja verletzen“, scherzte sie. Aber sie wollte „schon immer sehen, was die großen Spieler gesehen haben, als sie auf dem Boden lagen“.

Woran sie in diesem Moment dachte, verriet Osaka nicht – vielleicht ja an ihren Mentor Kobe Bryant, wie nach allen Siegen in New York zog sie auch nach dem Titelgewinn das Trikot der verstorbenen Basketball-Legende an. „Er glaubte, dass ich Großes erreichen kann, hoffentlich werde ich das irgendwann schaffen“, erzählte Osaka: „Ich hoffe, dass ich ihn stolz machen kann.“

Das dürfte ihr schon jetzt gelungen sein. (MP/SID/DPA)

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