• Eine Einheit: Daniel-Kofi Kyereh, Philipp Ziereis, Finn Ole Becker und James Lawrence (v. l.) 
  • Foto: WITTERS

Trotz der grandiosen Serie: Warum St. Pauli sogar noch Luft nach oben hat

Ein bisschen, so bekannte Timo Schultz nach dem bisweilen fußballerisch berauschenden 4:0 gegen die Kickers aus Würzburg, sei er auch Fan seiner Mannschaft. Keine so schlechte Zeit dafür, das Team bietet dazu jeden Anlass. Und auch keine schlechte Zeit, um Trainer dieser Kiezkicker zu sein. Es herrscht – und das in vielerlei Hinsicht – die große Freiheit nahe der Großen Freiheit.  

Die Sonne schien am Sonntag, am Tag nach dem 4:0, an der Kollaustraße. Mit einem breiten Grinsen saß Timo Schultz auf seinem Fahrrad, um seine Startelfspieler beim Lauf durch das Niendorfer Gehege zu begleiten. Schultz stieg, wie man das beim Radfahren eben so macht, zuerst auf, am Ende ab.

Burgstaller fehlt – St. Pauli gewinnt trotzdem 

Quasi eine gegenläufige Bewegung zur Entwicklung des FC St. Pauli in dieser Saison. Zwar haben sie mit ganz oben, mit dem Aufstieg, nach eigenem Bekunden nichts zu tun. Hoch hinaus geht es aber trotzdem fast ungebremst in der Tabelle und im eigenen Können. Die Gala gegen ein zugegeben wehrloses Würzburg diente da als neuer Beleg.   

Guido Burgstaller, für viele das Gesicht des Aufschwungs, fehlte gegen die Kickers aus privaten Gründen, er soll am Montag wieder mit der Mannschaft trainieren. Diese Nachricht löste mancherorts Sorgen aus. Für Probleme sorgt die Abstinenz des besten Torschützen aber nicht (mehr). „Wenn Burgi fehlt und wir gewinnen 4:0, dann spricht das schon für sich“, sagte Timo Schultz.

St. Pauli kompensierte auch schon Ausfälle von Smith und Lawrence

Vor allem spricht das für das System samt Mittelfeldraute und fein abgestimmtem Angriffspressing, das inzwischen so gut funktioniert, dass ein Ausfall kaum auffällt. 

Das war schon bei Eric Smith so, den Rico Benatelli in Bestform vertritt. Das war bei James Lawrence so, für den Adam Dzwigala in Aue innen stabil verteidigte. Und das war bei Sebastian Ohlsson so, an dessen Stelle Luca Zander kurzerhand zum Doppeltorschützen avancierte.

Tore von Kyereh und Paqarada Ausdruck des Selbstvertrauens 

Die vielen personellen Möglichkeiten auf der einen und die Stärke des Systems, das bisher nur Paderborn zu entschlüsseln vermochte, auf der anderen Seite sind vielversprechende Zeichen für die Zukunft. Und sie ebnen aktuell den Weg zu einem Fußball, der selbst für den Coach kaum Anlass zu Kritik bietet, auch wenn manche Spieler „gern auch überpacen, noch einen Kringel drehen und es besonders hübsch machen wollen“. 

St. Pauli hatte nach dem 4:0 gegen Würzburg jeden Grund zur Freude.

Das nächste Siegerfoto: St. Pauli hatte nach dem 4:0 gegen Würzburg jeden Grund zur Freude. 

Foto:

WITTERS

Genau wie die Benennung des Kaders bei 28 von 30 fitten Profis (nur Christopher Avevor nach OP und Igor Matanovic wegen Adduktoren): Luxusprobleme. Zumal dann, wenn „das Extraschöne“, wie es der Trainer nennt, Tore wie die von Leart Paqarada und Daniel-Kofi Kyereh zur Folge hat. Zwei Treffer als Ausdruck puren Selbstvertrauens. „Wenn es läuft, dann schlägt der ein, wenn nicht, dann können wir den Ball aus der Großen Freiheit holen.“

Timo Schultz: „Wirklich guter Spirit“ bei St. Pauli

Und es läuft eben. So gut, dass Timo Schultz das Spiel gegen Würzburg „ein Stück weit auch mal genießen“ konnte. „Der Spirit, den wir momentan in der Truppe drin haben, ist schon wirklich gut“, sagte der Trainer. Da gebe es dann auch keine Belohnung für’s 4:0, schließlich stehe eine englische Woche an und alle freuten sich genug, wenn sie sich beim Training träfen.

Das sagt viel aus über die Stimmung, aber nicht alles über das fußballerische Vermögen. Denn da gibt es nach wie vor Potenzial für Verbesserungen. Im Pressing zum Beispiel, auch in der Chancenverwertung, wegen der es gegen Würzburg bei einem 4:0 blieb. 

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„Man hat trotzdem immer wieder die Situation, dass man sich ärgert über eine Entscheidung oder eine schlechte Ausführung“, sagte Schultz, in diesem Moment wieder eher Trainer denn Fan, trotz des Sieges. So solle das aber auch bleiben. Sonst, meinte der Coach, sei er ja auch überflüssig. 

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