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  • Towers-Boss Marvin Willoughby sprach mit der MOPO über seine Sorgen in der Coronakrise.
  • Foto: WITTERS

Towers-Boss Willoughby: „Ohne die Hilfen des Staates würden wir nicht klarkommen“

Marvin Willoughby ist gut gelaunt, als ihn die MOPO per Videoanruf erreicht. Die tabellarische Situation der Hamburg Towers stimmt den Sportlichen Leiter und Geschäftsführer zufrieden. In der Corona-Krise hingegen macht sich der 42-Jährige ernsthafte Sorgen – vor allem um den Nachwuchs.

MOPO: Herr Willoughby, sind die Towers im zweiten Jahr so richtig in der BBL angekommen?

Marvin Willoughby: Das waren wir auch letztes Jahr! Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, wir wären letztes Jahr nicht BBL-tauglich gewesen. Wir waren nur in einem Prozess, in dem wir – so langweilig es klingt –  immer noch sind, uns in der Liga zu etablieren. Das ist am Anfang immer ein großer Sprung. Es gibt immer Mannschaften, die im ersten Jahr direkt durchmarschieren, aber das ist die Ausnahme. Wir sind „ganz normal“ in der BBL angekommen – und haben erst mal auf die Fresse gekriegt und mussten kämpfen. Stück für Stück mussten wir uns an das Niveau herantasten.

Ist es Ihnen nach der verkorksten Saison schwergefallen, sich Fehler einzugestehen?

Es gibt bei uns nicht das Problem, dass irgendwelche Egos sagen: Das war alles ganz toll. Darum geht es überhaupt nicht aus meiner Sicht. Es gibt nicht den einen Weg. Letztes Jahr haben wir es nicht geschafft, als Team so zusammenzustehen und zusammenzuarbeiten. Natürlich wurden Fehler gemacht, weil wir nicht so gut performt haben, wie wir uns das erhofft haben. Bei uns hat es eine Negativ-Spirale ins Laufen gebracht. Da war es wirklich sehr schwer, das wieder in die richtige Richtung zu drehen. Aber das, was wir gemacht haben, war auf jeden Fall nicht richtig genug.

Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht bereits von weiteren acht bis zehn Wochen Lockdown. Wie schwer trifft die Corona-Krise die Towers – wirtschaftlich, aber auch mental?

Beides ist brutal. Ohne die Hilfen des Staates würden wir nicht klarkommen, könnten nicht in der Form weiterarbeiten, wie wir es bisher tun. Es wird wirtschaftlich ein hartes Jahr für uns. Dazu kommt: Wir haben letztes Jahr eine ganze Saison zu Hause verloren und haben jetzt wirklich tolle Spiele gemacht und keiner sieht es live. Das ist für unsere Organisation und die Fans echt bitter. Bei allem Frust dürfen wir aber eine Sache nicht vergessen: Wir dürfen arbeiten. Wir sind gesund, bei uns ist keiner isoliert. Wir können unsere Spieler bezahlen. Dafür, dass wir arbeiten dürfen, sind wir dankbar. Deswegen beschweren wir uns nicht.

Towers-Boss Willoughby macht sich Sorgen um den Nachwuchs

Lässt sich die langfristige sportliche Entwicklung aktuell überhaupt vorantreiben?

Die Entwicklung ist das Schlimmste. Damit meine ich nicht nur die erste Mannschaft, sondern vor allem die Nachwuchsteams. Da geht wirklich gerade, man muss es so sagen, eine Generation – hoffentlich nicht – verloren. Das ist ein riesengroßes Problem. Wir haben Jugendnationalspieler, die sich in dieser Saison an die erste Mannschaft herankämpfen wollten, die wir aber wegen des Hygienekonzeptes nicht mittrainieren lassen dürfen. Wenn man über die Zukunft spricht, dann ist das meine größte Sorge. Da entsteht ein Riesen-Loch, von dem ich auch noch nicht weiß, wie wir das kompensieren sollen.

Gab es einen Zeitpunkt, an dem Sie ernsthaft Angst um die Towers hatten?

Die Ungewissheit am Anfang der Pandemie war das Schlimme, das alles überhaupt nicht einschätzen zu können. Aber nach den ersten Wochen, als ich mich mit Jan (Fischer, Geschäftsführer, d. Red.) und Tommy (Karajica, Hauptgesellschafter) hingesetzt habe und wir uns die Situation angeguckt haben, hat die Energie von den beiden mir das Vertrauen gegeben, dass wir das irgendwie hinkriegen. Uns war klar: Wir werden das nicht kaputtgehen lassen.

Im ersten BBL-Jahr waren die Towers der absolute Außenseiter, vor der laufenden Saison galten sie als mögliches Überraschungsteam auf die Playoff-Plätze. Wie gehen Sie mit der gesteigerten Erwartungshaltung um?

Die Aufgabe von mir und unserem Trainer Pedro Calles ist es, im Hier und Jetzt zu sein und nicht zu viel nachzudenken, was sein könnte. In beide Richtungen – positiv wie negativ. Wir haben aktuell nichts vorzuweisen, was uns dazu bringen könnte, die Füße hochzulegen und uns auszuruhen. Wir wollen uns etablieren, das dauert Jahre. Wir wollen eine Mannschaft sein, die regelmäßig unter den Playoff-Mannschaften der BBL steht. Da sind wir noch nicht. Aber wir sind auf dem Weg dorthin, sind mitten in der Arbeit. Aber wir sind bereit, das zu investieren. Und dann schauen wir mal, was am Ende der Saison dabei rauskommt.

Willoughby: Die Towers haben was zu bieten

Glauben Sie, dass die Towers im Sommer ungeahnte Begehrlichkeiten wecken werden?

Natürlich. Es kommen ja immer neue Probleme dazu. Wenn du eine schlechte Saison spielst, hast du eh Probleme. Wenn du eine gute spielst auch, weil alle Mitglieder des Teams Begehrlichkeiten wecken. Andere Teams wollen gute Spieler und Trainer haben. Man kann immer ein gutes Jahr haben, die Frage ist doch: Was ist im Jahr danach? Die Aufgabe ist, Wege zu finden, sich zu etablieren und ein Niveau halten. Das ist sehr schwer – und wird nicht leichter dadurch, dass die Protagonisten Begehrlichkeiten wecken. Aber wir als Verein haben auch was zu bieten – und nehmen den Kampf an.

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