Jaizec Lottie dribbelt in Richtung Korb.
  • Die Familie auf der Tribüne motivierte zusätlich: Jaizec Lottie war gegen Hapoel Jerusalem der Top-Werfer der Towers.
  • Foto: IMAGO/Eibner

Vor den Augen der Oma: Lottie sichert Towers-Sieg im Eurocup

Die Veolia Towers Hamburg belohnen sich endlich für eine gute Leistung im Eurocup. In einem dramatischen Spiel besiegen die Towers den Favoriten Hapoel Jerusalem mit 82:80. Der dritte Sieg im Eurocup für die Wilhelmsburger, der dritte im eigenen Wohnzimmer.

Nach einer Schweigeminute für den am Morgen in Moskau tot aufgefundenen europäischen Basketballstar Janis Timma (32) begann in der Inselpark Arena die Partie des Tabellenletzten gegen den Zweiten des Eurocups.

Hochrisiko-Spiel im Inselpark

Angesichts der besonderen Umstände des Spiels waren die Ränge deutlich leerer, vor allem im Vergleich zum Zuschauerrekord vor einer Woche. Unter den 1187 Zuschauern versammelten sich neben einem sichtbaren Polizeiaufgebot auch etwa 30 in rot gekleidete Gästefans in der Nähe der Bank von Hapoel Jerusalem, die sich lautstark bemerkbar machten.

In den Anfangsminuten spiegelte sich eben jener Tabellenunterschied nicht wider – die Towers fanden ihren Weg zum Korb und spielten auf Augenhöhe mit den favorisierten Gästen. Wie wichtig jeder einzelne Punkt war, zeigte Barloschky kurz vor Ende des ersten Viertels. Mit nur noch 2,1 Sekunden auf der Uhr nahm der Headcoach noch einmal eine Auszeit – mit Erfolg: Jaizec Lottie auf Niklas Wimberg, der den Korbleger verwandelte. Johnathan Stove sorgte mit einem Freiwurf nach einem technischen Foul der Gäste für den 22:22-Ausgleich.

Towers gehen in Führung, doch Harper dreht auf

Die Towers bis dahin noch ohne Erfolg von außen. Das änderte Lottie zu Beginn des zweiten Viertels gleich zweimal – auch wenn auch beim zweiten Dreier durch einen glücklichen Bounce. Es folgte eine gute Phase der Towers, die zwischenzeitlich mit einer Neun-Punkte-Führung belohnt wurde.

Auf der anderen Seite punktete der US-Amerikaner Jared Harper zunächst fast unbemerkt und sorgte mit seinen Assists dafür, dass sein Team im Spiel blieb. Barloschky lobte den 27-Jährigen vor dem Spiel als einen der „dominantesten Point Guards im Eurocup“. Und Harper drehte immer mehr auf, verwandelte in den Schlusssekunden der ersten Halbzeit einen Dreier. 15 Punkte und vier Assists hatte der MVP-Kandidat bereits zur Pause auf seinem Konto. „Es ist unglaublich schwierig ihn zu verteidigen“, berichtet Kenneth Ogbe über seine Hauptaufgabe während des Spiels. „Ich habe viel mir Kur gesprochen. Und auch wenn er am Ende viele Punkte hatte, haben wir das als Team gut gemacht.“

Jerusalem mit schwacher Freiwurfqoute

Das Spiel war in der ersten Halbzeit vor allem physisch geprägt und immer wieder durch viele Fouls unterbrochen – so auch in der zweiten Halbzeit. Erstaunlich war die schwache Freiwurfquote der Gäste, die am Ende nur knapp über und zwischenzeitlich sogar unter 50 Prozent lag. Zum Teil deshalb und auch weil Harper im dritten Viertel nur drei weitere Punkte erzielte, blieb das Spiel eng und der Ausgang völlig offen. „Lob an unseren Trainer, der uns gut auf ihn eingestellt hat“, betont Wimberg nach Abpfiff.

Nervosität breitete sich auf – das zeigte sich in Turnovern und überhasteten Entscheidungen, in Fouls, Kratz-Spuren, aber auch hin und wieder Korberfolgen auf beiden Seiten. Das vierte Viertel lebte von der Spannung. Die Towers über eine lange Zeit knapp in Führung. Kur Kuath markierte zwischendurch mit seinem zehnten Rebound das Double-Double. Ausgerechnet Harper sorgte dann wieder mit einem Dreier für den zwischenzeitlichen Ausgleich – kurz darauf ging Jerusalem sogar in Führung. „Ich hatte eine gewisse Ruhe im Spiel, weil wir in den letzten Wochen gut gearbeitet haben. Und das habe ich den Jungs auch mitgegeben“, so Barloschky.

Die Jungs hörten wohl zu: Unter den Augen seiner Oma und seinem Vatwe antwortete Lottie kunstvoll per Korbleger und verwandelte anschließend den Freiwurf – 81:80 bei 43 Sekunden auf der Uhr. „Das ist natürlich besonders, wenn die Familie zuguckt“, erzählt Lottie. „Sie sind den ganzen Weg aus der USA hergekommen. Das motiviert natürlich zusätlich.“

An der Freiwurflinie: Wimberg sichert den Sieg

Kaum noch jemand saß in der Halle. Kuath behielt zunächst nicht die Nerven und vergab beide Würfe von der Freiwurflinie. Wimberg machte es mit all seiner Erfahrung besser, traf den ersten und vergab den zweiten absichtlich, um den Gästen keine Zeit mehr zu lassen. „Ich hatte ein bisschen Angst, dass der noch reinplumst. Aber ich bin froh, dass es so ausgegangen ist“, sagt der Center anschließend.

Das Kuriose: Bei den Freiwürfen standen nur noch vier Jerusalemer Spieler auf dem Feld. Mehrere waren ausgefoult oder verletzt, Trainer Yonathan Alon ging das Personal aus. Eine Situation, die er so noch nicht erlebt hatte, wie er hinterher erzählte.

Punkte Veolia Towers Hamburg: Lottie (18), Kuath (14), Ivey (12), Wimberg (12), Stove (10), Barnett (6), Grey (4), Reece, Rich & Ogbe (2)

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