Brae Ivey meckert im Towers-Trikot.

Brae Ivey hatte am Mittwochabend einiges zu bemeckern. Foto: WITTERS

Der Towers-Schmerz: Chemnitz-Niederlage zerstört Play-In-Träume

Der große Traum geplatzt? Die Veolia Towers Hamburg kassieren mit einem 88:93 gegen die Niners Chemnitz nun bereits ihre vierte Niederlage in Folge. Und was für eine. Trotz zwischenzeitlicher 22-Punkte-Führung verspielen die Türme diesen Sieg. Was bleibt ist der Schmerz. Und mit ihm schwindet die Wahrscheinlichkeit auf eine Verlängerung der Saison gen Null. Vor dem letzten Spieltag gegen Ulm scheinen die Play-In-Plätze von Rang 13 aus bereits in weiter Ferne zu sein.  

Am Mittwochabend um 18:30 Uhr konnte der Inselpark zum ersten Mal seit neun Spielen zwar nicht ausverkauft werden, doch den fast 2900 Zuschauenden wurde trotzdem ein Spektakel geboten. Denn im Gegensatz zu den vergangenen Partien starteten die Türme vielversprechend in den Abend: Sie ließen in den Gegenangriffen wenig zu, gewannen immer wieder früh die Bälle und sorgten somit von Beginn an für eine Führung, die die Chemnitzer lange nicht einzuholen vermochten. Besonders Jaizec Lottie glänzte mit sieben Scorern in diesem ersten Viertel. Aber auch Kur Kuath machte mit ebenso vielen Punkten und drei Rebounds ein sehr gutes Spiel – wie schon so oft in dieser Saison. Mit einer irren 29:12-Führung gingen die Hamburger mehr als ermutigt in die erste Pause.  

Barloschky: „War in den letzten Spielen ein großes Problem“

„Im ersten Viertel sind wir mit ganz viel Energie rausgekommen, haben auch sehr konzentriert verteidigt, viel kommuniziert, physisch verteidigt. Und vor allen Dingen ,gerebounded‘ – das war in den letzten Spielen ein großes Problem“, erläuterte Towers-Trainer Benka Barloschky den Erfolg in der Halbzeit bei „Dyn“.

In den zweiten zehn Minuten wollten die Gäste nun auch endlich mal mitspielen. Doch nach nur einem erfolgreichen Korbleger der Sachsen und zwei offensiven Fehlern der Hamburger nahm Barloschky  seine Auszeit und heizte seiner Mannschaft direkt wieder ein. Zu einer Aufholjagd sollte er gar nicht erst kommen. Das durften sie sich in einer so engen Tabellenlage einfach nicht leisten. Aber es reichte nicht, um zu verhindern, dass Chemnitz den Abstand nach und nach verkleinerte. Nach etwas mehr als vier Minuten stand es nur noch 33:22. Grund dafür war auch die schwächelnde Offensive der Gastgeber – erst vier Scores nach vier Minuten aus Hamburger Sicht.  

Nach Auszeit: Towers erobern Spiel-Dominanz zurück

Wieder griff Barloschky zum Timeout – dieses Mal mit mehr Wirkung: Die Nordlichter rissen die Partie wieder an sich, vergrößerten ihren Vorsprung erneut. Von einem sieben-Plätze-Unterschied, der zwischen den Niners und Hamburg bestand, war zu diesem Zeitpunkt in Wilhelmsburg noch nichts zu spüren. Das ist sowohl ein Beweis für den Kampfgeist der Towers, als auch dafür, wie eng die Liga bis zum Schluss ist. Eng war der Spielstand zur Halbzeit allerdings kein bisschen. Mit einem triumphierenden 50:35 verschwanden die Türme in der Kabine.  

So stark wie sie aufgehört hatten, so stark kamen die Hamburger auch aus der Pause. Keine Spur einer sächsischen Drangphase zu Beginn der zweiten Hälfte, kein Einknicken des Hanseatischen Willens in Sicht. Nach knapp vier gespielten Minuten führten die Gastgeber bereits mit 22 Punkten. Es war ihr Spiel, ihre Arena, ihr Abend. Brae Ivey, der im ersten Viertel noch etwas reinfinden musste, hatte nun schon zwölf Punkte auf dem Konto. Sie alle hatten in ihre Rollen gefunden. Gab es überhaupt noch einen Funken Hoffnung für Chemnitz? Und tatsächlich gab es den. In den letzten Minuten des dritten Viertels gerieten die Towers doch noch einmal unter Druck. Auf einmal waren die Niners auf neun Punkte herangerückt. Was könnte es für die Mentalität der Türme bedeuten, wenn sie ein solches Spiel doch noch aus der Hand geben würden? Zwei erfolgreichen Korblegern von Ivey und Jonathan Stove folgten Jubelschreie, die vermuten ließen, dass kein Hamburger sich mit diesem Gedanken abfinden wollte.

Krimi in den letzten zehn Minuten

Mit 72:59 ging es in die umkämpften letzten zehn Minuten. Doch der Kampf ging zunächst vor allem von einer Seite aus – der sächsischen. Unruhe schlich sich in die Halle, während Chemnitz auf zwei Punkte verkürzte. Die Möglichkeit einer Niederlage stand zu keinem Zeitpunkt des Spiels so deutlich im Raum. Doch jetzt wäre es eine besonders schmerzhafte. Minutenlang gelang Hamburg kein einziger Punkt. Erst Stove konnte das Team mit zwei Freiwurf-Treffern endlich erlösen. Die Arena bebte. Sie dachten, der Bann sei gebrochen. Doch das war er nicht. Der Abstand war groß gewesen, doch nicht unerreichbar. Und genau das bewiesen die Gäste. Keine drei Minuten vor Schluss fiel das 80:80 – der schmerzende Ausgleich. Sofort folgte die Auszeit. Barloschky wollte sein Team noch ein letztes Mal überzeugen, noch ein letztes Mal an das große Ganze erinnern. Eingeschweißt hielt sich die Mannschaft im Kreis an den Schultern. Die letzten Kräfte sammeln.

Der Towers-Schmerz

Und dann kam er: Der Schmerz. Chemnitz ging eine Minute vor Schlusspfiff in Führung. Drei Punkte trennten sie nun von den Hanseaten. Daraufhin folgte die wohl längste Spielminute. Niklas Wimberg zog mit zwei erfolgreichen Freiwürfen für die Türme nach. Noch 30 Sekunden zu gehen. Doch die Gastgeber bekamen einen Pfiff gegen sich – gefolgt von lauten Protesten. Aber es half nichts: Victor Bailey Jr. traf für die Niners zur vier-Punkte-Führung. Wieder gab es die Auszeit. Noch einmal ließ Stove die Hoffnung aufblitzen, indem er einen Dreier zum 87:88 versenkte. Spannung pur! Zehn Sekunden vor Ende musste ein mutmaßliches Foul an Lottie geprüft werden. In den Minuten, in denen die Unparteiischen das Videomaterial begutachteten schienen alle Zuschauenden den Atem anzuhalten. Sie gaben zwei Freiwürfe. Doch Lottie konnte nur einen erfolgreich verwandeln. Jeder Fehler tat nun weh. Genau wie der Schlusspfiff, der das Schicksal der Hamburger letztlich besiegelte.

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„Nach diesen drei Niederlagen, die sehr, sehr eklig waren, sind wir hier wenigstens im Kampf untergegangen“, versuchte Kapitän Benedikt Turudic nach Abpfiff aufmunternde Worte zu finden. „Aber natürlich schmerzt es sehr, weil das Fenster für die Post-Season jetzt sehr klein wird.“

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