• St. Pauli-Präsident Oke Göttlich mit Mundschutz vor leeren Rängen im Millerntor-Stadion.
  • Foto: Groothuis/Witters/Pool/Witters

St. Pauli prescht mit Initiative vor: Gehaltsobergrenze in der Bundesliga?

Im Kampf um eine Reformierung des deutschen Profi-Fußballs bleibt der FC St. Pauli in der Offensive. Drei Tage nach der Veröffentlichung eines Positionspapieres und einen Tag vor der heutigen Außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung der 36 Profivereine hat der Kiezklub seine Forderungen nach diversen Maßnahmen für einen gesünderen und faireren Wettbewerb noch einmal öffentlich untermauert.

Mit seinem erneuten Vorstoß will der FC St. Pauli die Reform-Debatte forcieren und das Momentum, das durch die Corona-Pandemie und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Probleme vieler Vereine sowie den umstrittenen Neu-Start der Liga mit Geisterspielen entstanden ist, nutzen.

St. Pauli für einen fairen Wettbewerb

Die entscheidende Frage ist, ob der Kiezklub in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten genügend Mitstreiter unter den 36 Klubs findet, damit Veränderungsprozesse tatsächlich angestoßen und dann auch durchgeführt werden. Noch fehlt es an einer breiten Allianz, die sich auf zentrale Punkte einigen kann und bei Abstimmungen eine Mehrheit bildet.

„Wir wollten und sollten die Ideen mit den 36 Vereinen und der DFL diskutieren“, sagte Präsident Oke Göttlich bei einer virtuellen Pressekonferenz am Montag am Millerntor, bei der auch zwei Vertreter aus dem Fanlager, das am Positionspapier „Ein anderer Fußball ist möglich“ mitgearbeitet hat, Rede und Antwort standen.

Göttlich: Gehaltsobergrenze „durchaus möglich“

Besonders im Fokus steht in diesen Tagen eine Gehaltsobergrenze nach dem Vorbild der US-Profi-Ligen. „Es ist durchaus möglich, dass eine Gehaltsobergrenze festgelegt wird“, ist Göttlich überzeugt und traut dem deutschen Fußball dabei eine selbstbewusste Vorreiterrolle in Europa zu wie bei der Erarbeitung eines Hygienekonzepts für die Wiederaufnahme des Spielbetriebes.

Das Thema Gehaltsobergrenze sei „keine Neiddebatte um Gehälter“, betont Sven Langner, Fanbeauftragter von St. Pauli. „Es geht uns darum, den Fußball anders aufzustellen und für die Zukunft zu rüsten.“ Göttlich diagnostiziert: „Dass der Wettbewerb derzeit nicht gesund ist, ist offensichtlich.“

„Erfolgreich ist der, der am meisten Geld hat“

Mit Maßnahmen wie einer Gehaltsobergrenze oder einer neuen Verteilung der TV-Gelder, über die bis Ende Dezember entschieden wird, soll der Wettbewerb in den deutschen Profi-Ligen nach Meinung von St. Pauli fairer, ausgeglichener, spannender und damit auch wieder attraktiver werden.

„Wir erzählen den Leuten Märchen“, so Göttlich, der ein Mitglied des DFL-Präsidiums ist. Die Bundesliga sei eigentlich ein geschlossenes System. „Aufsteiger aus der Zweiten Liga steigen in der Regel innerhalb der ersten drei Jahre wieder ab.“ Die Rahmenbedingungen, um sich im Oberhaus etablieren zu können, seien nicht gegeben. Selbst die besten Konzepte könnten das nicht kompensieren. „Erfolgreich ist der, der am meisten Geld hat.“

Eine Reformierung des deutschen Profi-Fußballs scheint möglich

Rückmeldungen von anderen Vereinen zum Positionspapier habe er urlaubsbedingt noch nicht erhalten, sagt Göttlich. „Ich freue mich auf Feedback. Wir haben keine Angst vor bösen Worten.“ Henning Rennekamp, Mitglied der organisierten Fanszene, ist überzeugt, mit der Initiative nicht nur für St. Pauli zu sprechen: „Wir haben den Eindruck, dass es viele Vereine gibt, in deren Interesse das ist.“

Am schnellsten umsetzbar von allen Forderungen im Positionspapier sei ein Fan-Beirat, so Rennekamp. Zwar ließen es die Statuten nicht zu, dass dieser bei DFL-Versammlungen auch stimmberechtigt ist, aber ein solches Gremium müsse eingebunden und gehört werden.

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Ein anderer Fußball ist möglich – die Frage ist, ob die anderen 35 Vereine das auch so sehen und wenn ja, wie viele.

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