Krisensitzung der deutschen Handballer nach den jüngsten Corona-Fällen
  • Krisensitzung der deutschen Handballer nach den jüngsten Corona-Fällen
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Zwölf Corona-Fälle! Deutsche Handballer diskutieren EM-Rückzug

Verkehrte Welt bei Deutschlands Handballern, eine verrückte dazu. Oder, wie Bundestrainer Alfred Gislason es formuliert, eine „sehr absurde Situation“. Das große Zittern im DHB-Team beginnt nicht etwa mit der heißen Phase der Spiele bei der EM, sondern schon wenige Stunden vor dem Anpfiff. Oder am Tag vor dem Spiel. Beim Warten. Auf die Ergebnisse der Corona-Tests.

Das Turnier ist längst auch eine Test-EM. In diesem furchtbaren Wettbewerb, in dem positiv negativ bedeutet, ist Deutschland spätestens jetzt Europameister. Keine Häme, sondern traurige Realität …

Hiob hat mittlerweile eine Standleitung ins Quartier der DHB-Auswahl in Bratislava und vermutlich eine Flatrate. Am Tag vor dem ersten Hauptrunden-Kracher gegen Titelverteidiger Spanien (Donnerstag, 18 Uhr, ARD live) schickte der Unglücksbote die nächste Nachricht, die es in sich hatte.

Handballer Steinert: Neun Torte gegen Polen – und dann der positive Test

Drei weitere deutsche Handballer sind positiv getestet worden. Die Rückraumspieler Sebastian Heymann, Djibrill M’Bengue und Christoph Steinert, der nicht einmal 20 Stunden zuvor beim starken 30:23-Sieg gegen Polen im letzten Vorrundenspiel mit neun Toren geglänzt hatte – an seinem 32. Geburtstag.


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Damit erhöhte sich die Zahl der Corona-Infektionen in der Mannschaft seit Turnierbeginn auf 12. In Worten: Zwölf! Nahezu eine ganze Mannschaft befindet sich derzeit in Isolation. Dem gegenüber stehen 13 (noch) gesunde Spieler, darunter mittlerweile sieben nachnominierte, die heute gegen Spanien antreten sollen – wenn nicht im Tagesverlauf weitere positive Tests hinzukommen, was befürchtet werden muss. Alles andere wäre angesichts der letzten Tage eine Überraschung.

Handball-EM: Vorm Spanien-Spiel macht Corona der DHB-Auswahl zu schaffen

In der Hauptrunde hat es Deutschland nicht mit vier Gegnern zu tun, sondern mit fünf. Spanien, Norwegen (Freitag), Schweden (Sonntag), Russland (Dienstag) und der gefährlichste und unberechenbarste aller Gegner: Corona (jeden Tag). 

Bundestrainer Alfred Gislason ist in dieser unberechenbaren Situation machtlos, kann sich „die Explosion der Covid-Geschichte“ in seiner Mannschaft nicht erklären. „Wir haben aus meiner Sicht schon das ganze Jahr gut aufgepasst. Darum ist mir das ein Rätsel, wie das bei uns reingekommen ist”, sagte der 62-Jährige. Die Spanier wiederum hatten noch keinen Positiv-Test. „Teams ohne Fälle haben bessere Chancen, das ist definitiv die Wahrheit“, sagt Paul Drux, einer der nachnominierten Spieler.

Bundesliga-Präsident Schwenker fragt: Macht es Sinn, Deutschland bei der EM zu lassen?

Die Mannschaft gibt nicht auf, will wie schon gegen Polen den Widrigkeiten trotzen, gegen Spanien als „krasser Außenseiter“ (Gislason) über sich hinauswachsen und auch in den anderen Hauptrunden-Duellen angreifen. Die Hoffnung auf ein jähes Ende der Infektionskette bleibt.

Und wenn nicht? Wie lange lässt sich der kämpferische Jetzt-erst-recht!-Modus aufrechterhalten? Wie viele Spieler kann man noch nachnominieren? Welche Anzahl wäre vertretbar? Wo ist die Grenze?

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Ein Rückzug der deutschen Mannschaft aus dem Turnier ist kein Tabu mehr, sondern Thema. Am Mittwochabend berieten sich DHB und Ligaverband HBL in einer Telefonkonferenz. „Wir werden diese neue Lage gemeinsam bewerten müssen“, erklärte DHB-Vorstand Mark Schober schon vorab. HBL-Präsident Uwe Schwenker sagte: „Die Frage ist, ob es noch einen Sinn macht, das Team in Bratislava zu lassen“. Man wolle gut abwägen, „aber unendlich mit Spielern aus der Bundesliga nachzuladen, macht wenig Sinn.“ Der PCR-Test vor dem Spiel gegen Spanien – er könnte der letzte sein.

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